Verl/Neheim. Mannschaftsfahrt – das geht auch während Corona: Mit einem Teil des Teams aus Verl feiert Fußballprofi Yannick Langesberg den Drittligaaufstieg.

Freitagvormittag, 3. Juli, Abflughalle Hannover Airport, Gate A03: Yannick Langesberg, Profifußballer des künftigen Drittligisten SC Verl, wartet mit neun Mitspielern auf den Start seines Urlaubsfliegers nach Ibiza. Bevor jedoch Flug XR 2244 der türkischen Fluggesellschaft Corendon Airlines um 11.50 Uhr mit den Verler Fußballprofis auf die spanische Urlaubsinsel abhebt, nimmt sich der 26-Jährige Zeit für ein Gespräch mit dieser Zeitung.

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Ein neuer Vertrag, der größte Erfolg in seiner Karriere, der Sprung vom Halb- zum Vollprofi, ein spontaner Mannschaftsaufstiegstrip nach Ibiza, baldige Auswärtsspiele in großen Stadien wie in Dresden, Magdeburg oder Kaiserslautern: Der Neheimer Langesberg erlebt derzeit ziemlich verrückte Tage.

Feiern, feiern, feiern

Eine Mannschaftsfahrt inmitten der Coronakrise? Auch diese Idee sei einigermaßen verrückt, gibt Langesberg lachend zu. „Ja, das war jetzt alles sehr spontan. Wir fliegen mit einem Teil der Mannschaft nach Ibiza, wohnen dort in einem Appartement und feiern vier Tage lang unseren Aufstieg in die 3. Liga – natürlich aber unter allen Abstands- und Hygieneregeln. Ich bin gespannt, wie es dort ist, aber sicher wird es keine komplette Eskalation wie das zu normalen Zeiten auf Mallorca der Fall wäre“, erzählt er.

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Eskaliert, das waren Yannick Langesberg und seine Mitspieler des Sportclubs Verl bereits nach dem 1:1-Remis im Relegationsrückspiel gegen Lok Leipzig (das Hinspiel in Leipzig endete 2:2) am Dienstag ausgiebig. Der feststehende sensationelle Sprung des Vereins aus dem 25.000-Einwohner-Städtchen im Kreis Gütersloh in die 3. Liga wurde in den Katakomben des Austragungsortes der Partie, der Bielefelder Alm, kräftig begossen.

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Am Abend ging es dann zurück nach Verl – und dort erlebten Langesberg und Co. Überraschendes. „Wir wurden von der Polizei an der Schützenhalle abgeholt und mit dem Bus durch Verl gefahren. 300 Fans haben uns mit Bengalos und Fahnen gefeiert. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet – das war wirklich super!“, sagt der Sauerländer, der mit dem Team und Angehörigen im Anschluss noch im Verler Stadion weiterfeierte.

Kuriose Vertragssituation

Yannick Langesberg persönlich schnürte mit diesem Erfolg gar einen Aufstiegshattrick, nachdem er in der Vergangenheit bereits mit seinen Ex-Vereinen RW Ahlen und SV Lippstadt 08 jeweils in die Regionalliga West aufgestiegen war. Neu sei die Ausgangslage vor den beiden Relegationsspielen zum Aufstieg in die 3. Liga gewesen, gibt Langesberg zu: „Ich habe noch nie zuvor einen so großen Druck in meiner Karriere wie vor diesen Spielen verspürt. Umso schöner ist, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Der Aufstieg ist Wahnsinn, unfassbar und etwas Besonderes, auch wenn ich das zuvor schon zwei Mal mitgemacht habe.“ Als besonderer Glücksbringer für seine Mannschaften empfinde er sich nicht.

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Von Philipp Bülter

Langesberg, der im vierten Mastersemester Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bielefeld studiert und bald seine Masterarbeit anstrebt, war eines bereits vor den Relegationsspielen wichtig: „Ich wollte meine Vertragssituation geklärt wissen“, sagt er.

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Hintergrund: Bislang war der Kontrakt des Neheimers beim SC Verl zwar bis zum 30. Juni 2021 gültig, allerdings nur für die Regionalliga. Anders als viele seiner Mitspieler habe er seinen Vertrag nun gemeinsam mit dem Verein bereits „angepasst“. Heißt übersetzt: Durch den Aufstieg in die 3. Liga erhält auch Langesberg künftig mehr Gehalt. „Allerdings haben wir alle auch einen höheren Aufwand. Reich wird man hier beim SC Verl auch nicht, das ist ohnehin klar“, sagt er.

Morgens Uni, danach Fußballprofi

Morgens in die Uni nach Bielefeld, nachmittags zum Training, bei zwei Einheiten pro Tag eventuell mal bei einem Teamkollegen übernachten und so in Verl bleiben: Yannick Langesberg sieht keinen Grund, seinen Lebensmittelpunkt aus Neheim weg zu verlegen. „Ich bin die vielen Fahrten gewöhnt“, betont der 26-Jährige, „in Neheim fühle ich mich einfach wohl.“

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Im besten Fußballeralter jetzt endgültig im Profizirkus angekommen zu sein – „das ist für mich ein absoluter Traum, der sich da erfüllt. Wenn man mir mit 16 erzählt hätte, dass ich mit 26 in der 3. Liga spiele, hätte ich das nicht geglaubt“, sagt Langesberg und lacht.

Der Weg des Aufsteigers und sein persönlicher seien nicht zu Ende, auch wenn er künftige Auswärtsspiele bei Dynamo Dresden oder dem 1. FC Kaiserslautern als „Herausforderungen“ einordnet. Langesberg: „Wir wollen die Euphorie mitnehmen und uns behaupten.“