Neheim. In der Coronakrise verbringt die Neheimer Profivolleyballerin Lena Vedder (24) viel Zeit im HSK. Vedder über Homeschooling und ihren neuen Klub.

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Weil die Saison in der Volleyball-Bundesliga der Frauen aufgrund der Coronakrise vorzeitig beendet worden ist, genießt Profispielerin Lena Vedder derzeit viel Zeit bei und mit ihrer Familie in Neheim. Die 24-Jährige übernimmt dabei teilweise auch die Betreuung des Homeschoolings ihrer jüngeren Geschwister Kilian (zwölf) und Inka (neun) oder kümmert sich um die Zubereitung des Mittagessens.

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Wie die Ex-Spielerin des RC Sorpesee ihre erste Saison mit Erstligaklub VC Wiesbaden einordnet, welches zweite Standbein sie sich aufbaut und was sie vom Aufsehen erregenden Wechsel ihrer guten Freundin und deutschen Nationalspielerin Kimberly Drewniok nach Italien hält, erzählt Lena Vedder im Gespräch mit dieser Zeitung.

Lena Vedder, die Saison in der 1. Volleyball-Bundesliga der Frauen ist in der Krise vorzeitig beendet worden. Wie verbringen Sie momentan vor allem Ihre Zeit?

Lena Vedder: Gerade sitze ich bei meinem Papa und seiner Frau in Neheim im Garten und lerne für die Uni. (schmunzelt) Zudem unterstütze ich meine Eltern beim Homeschooling meiner Geschwister Kilian und Inka oder kümmere mich um das Frühstück und Mittagessen. Das mache ich sehr gern und aktuell ist einfach mehr Zeit dafür da.

Wie läuft in Zeiten der Coronakrise momentan Ihr Training ab?

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Nach dem Saisonende haben wir erst mal eine Pause gehabt, aber natürlich braucht man vor allem als Profisportler immer Bewegung. Wir haben Kraftpläne bekommen und können wie alle beispielsweise Joggen gehen. Mit Freunden trainiere ich immer mal wieder über Videoanrufe, da fällt es viel leichter, sich aufzuraffen. Aus Wiesbaden konnte ich glücklicherweise auch noch ein paar Utensilien für mein heimisches Training mitnehmen – das hilft auch. Stand jetzt ist unser Trainingsstart für den 3. Mai anvisiert – verbunden mit Hygienemaßnahmen.

An der TU Dortmund studieren Sie Chemie-Ingenieurwesen. Wie weit ist Ihr Studium vorangeschritten und inwieweit ist es schwierig, das alles als Leistungssportlerin organisiert zu bekommen?

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Man muss schon ziemlich diszipliniert sein. Seit meinem Wechsel vom USC Münster zum VC Wiesbaden ist mein Studium mehr zu einem Fernstudium geworden, das ich aber weiter sehr ernst nehme. Mir ist es wichtig, den Abschluss zu schaffen, um auch zusätzlich zum Sport etwas in der Hand zu haben. Noch schreibe ich ein paar Klausuren und kann mich aktuell auch sehr gut online mit Unterlagen versorgen. Zudem kann ich auch an der TU Darmstadt Kurse belegen, das hilft mir für mein Studium ebenfalls weiter.

Seit Ihrem Wechsel aus Münster in die hessische Landeshauptstadt spielen Sie seit einem dreiviertel Jahr für den VC Wiesbaden ebenfalls in der 1. Bundesliga. Wie haben Sie sich eingelebt?

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n Wiesbaden wohne ich mit meiner norwegischen Mitspielerin Renate Bjerland zusammen. Wir beide verstehen uns super und das Zusammenleben funktioniert gut. In der Stadt und Umgebung habe ich mich schnell eingelebt. Ich habe immer richtig Bock auf das Training und die Spiele und es sind schon enge Freundschaften entstanden.

Sportlich betrachtet hat der VC Wiesbaden die Playoffs mit Platz neun in der Tabelle der 1. Liga verpasst. Welche Saisonanalyse ziehen Sie aus Teamsicht und aus persönlicher Perspektive?

Die Playoffs nicht zu schaffen, war schon enttäuschend. Im Laufe der Saison hatte sich das aber leider abgezeichnet, und das war auch mental nicht einfach. Leider haben wir in einigen Spielen nicht abgeliefert, nehmen aus diesen Erfahrungen aber auch viel mit. Für mich persönlich war der Wechsel vom Diagonal- in den Außenangriff eine Herausforderung. Dass der Verein so mit mir plant, war schon bei der Vertragsunterschrift im vergangenen Sommer klar. Die Position als Außenangreiferin beziehungsweise in der Annahme Außen fand ich schon immer cool, weil sie so komplex ist. Vor allem die Annahme ist oft Kopfsache. Am Anfang hatte ich an dieser Veränderung zu knabbern, habe mich aber immer mehr gefunden und gerade zum Ende der Saison hin in einen guten Rhythmus hineingefunden.

Sie sind von Ihrem schweren Kreuzbandriss im linken Knie wieder genesen. Haben Sie in Wiesbaden den Spaß am Volleyball endgültig wiederentdeckt und auch deshalb nun für ein weiteres Jahr bis Sommer 2021 verlängert?

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Der Positionswechsel war für mich eine Umstellung. Ich habe noch viel Potenzial und bin noch nicht am Limit. Von Trainer Christian Sossenheimer habe ich aber immer viel Vertrauen und Einsatzzeit bekommen, auch wenn es zwischendurch mal nicht so lief. Mit meiner Zeit bisher bin ich zufrieden und auch der Verein hat mir schnell signalisiert, dass er gern mit mir weiterarbeiten möchte.

Auch Ihre gute Freundin, die aus Balve stammende Volleyball-Natinalspielerin Kimberly Drewniok, hatte Ihnen zu deren Ex-Klub VC Wiesbaden geraten. Jetzt wechselt Drewniok, die Sie in der gemeinsamen Zeit beim RC Sorpesee kennengelernt haben, nach Italien. Wie fiel Ihre Reaktion darauf aus?

Ich habe mich total für ,Kimmi’ gefreut. Dass sie nach Italien wechselt, ist eine Riesenchance für sie. Ich kann diesen Schritt total verstehen.

Drewniok spielte bislang für das Spitzenteam SSC Palmberg Schwerin und künftig für den italienischen Topklub Savino Del Bene Scandicci. Wie oft haben Sie als Volleyballprofis Kontakt?

Wir haben regelmäßig Kontakt, können uns aber natürlich nicht so oft sehen. Als wir im Februar mit dem VC Wiesbaden in Schwerin gespielt haben, bin ich aber nicht mit der Mannschaft zurückgereist, sondern bei ,Kimmi’ geblieben. So hat man auch mal wieder Zeit, um ausführlich und in Ruhe zu quatschen. Wenn es passt, dann treffen wir uns im Sommer auch mal am Sorpesee.

Während Kimberly Drewniok deutsche Nationalspielerin ist, sind Sie das noch nicht. Wie schätzen Sie die Chancen ein, eines Tages womöglich auch für die deutsche Mannschaft aufzulaufen?

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Ehrlich gesagt glaube ich, dass dieser Zug für mich abgefahren ist. Aber klar: Wenn ich eine überragende Saison spiele und zu einem Lehrgang eingeladen werde, würde ich mich sehr freuen. Jetzt zur Zeit ist das für mich allerdings kein relevantes Thema.

Beim RC Sorpesee reiften Sie einst zur Profispielerin und waren von 2011 bis 2017 für den Klub aktiv. Ihr Trainer war damals Julian Schallow, der auch aktuell Coach des Teams ist, das sportlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hat. Wie denken Sie an die Zeit beim RCS zurück und wie oft sind Sie selbst noch im HSK?

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Der RC Sorpesee ist ein sehr familiärer Verein mit einem kleinen und schönen Umfeld. Ich denke sehr gern an diese Zeit zurück und habe nach wie vor regelmäßig Kontakt zu Julian, Kapitänin Kirsten Prachtel, Katharina Schallow oder Physiotherapeutin Anne Schmitz. Julian hat schon immer junge Spielerinnen gefordert und gefördert – das hat auch mir sehr geholfen. Er ist unheimlich engagiert und das macht sich bezahlt. Mir persönlich tut das Sauerland einfach immer sehr gut, und, dass ich hier Freunde sowie die Familie treffe.