Eslohe-Wenholthausen. Seine Familie und er mussten Anfeindungen überstehen – jetzt ist der ehemals am Coronavirus erkrankte Stephan Pieper genesen. Seine Erkenntnisse.

Sein Fall sorgte für Aufsehen, nicht nur in der Sportszene im Sauerland: Denn der mit dem Coronavirus infizierte Sportfunktionär Stephan Pieper (44) und seine Familie hatten nach seinem „Outing“ teilweise Hetze und üble Nachrede erleben müssen.

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Jetzt ist der Wenholthausener wieder genesen, vorerst immun gegen das Virus und erzählt, was ihn die schwierige Zeit in der Quarantäne gelehrt hat.

Nach Corona: Andere Routinen, neue Erfahrungen

Voller Tatendrang ist Stephan Pieper als Geschäftsführer des Sportzentrums Winterberg (SZW) und der Veltins-EisArena in sein Büro zurückgekehrt. „Ich habe keine Symptome mehr. Jetzt ist wieder volle Pulle angesagt“, erzählt er und grinst. Noch wichtiger: Der letzte Abstrich am vergangenen Wochenende beim Arzt war negativ, der zuvor mit dem Coronavirus infizierte 44-Jährige ist genesen. Seit Montag, 30. März, ist auch die Quarantäne für Pieper und seine Familie abgeschlossen, „ich darf wieder raus, so weit das aktuell jedoch möglich und erlaubt ist“, sagt er.

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Die zwei Wochen weitgehend innerhalb der eigenen vier Wände daheim hätten für andere Routinen gesorgt, gibt der Sportfunktionär gern zu. „Man muss sich selbst erst mal wieder sortieren und an einen anderen Tagesablauf gewöhnen. Der Wecker klingelt früher und der Alltag ist wieder da. Es ist ein ganz anderes Gefühl, als wenn ich erholt aus einem Urlaub zurückkommen würde“, erzählt Pieper.

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Als diese Zeitung nach einem Gespräch mit Stephan Pieper am 20. März groß über die Erkrankung des Wenholthauseners berichtet hatte, sorgten insbesondere die dabei von Pieper getätigten Aussagen über dessen Eindrücke im Umgang seines Umfeldes mit der Infizierung für Aufsehen. Pieper hatte berichtet, dass teilweise gegen ihn sowie seine Frau und die beiden Kinder (14 und 16) gehetzt worden war.

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Kein Einzelfall im Umgang mit dem Coronavirus – und doch eine absolut schmerzliche Erfahrung für die Betroffenen. „Unter anderem wurde in Sozialen Netzwerken gepostet, dass man unsere Familie meiden solle –mit Angabe meines Namens. Außerdem hört man über Freunde und Bekannte hinten herum diverse Bemerkungen über uns. Ich habe für mich entschieden, dass ich nach dieser Sache den einen oder anderen Schlussstrich ziehen werde“, hatte Pieper gesagt.

Was die Hetze mit Pieper gemacht hat

Zu diesen Aussagen stehe er nach wie vor, sagt der Geschäftsführer der Veltins-EisArena jetzt gegenüber dieser Zeitung. „Insgesamt arbeite ich noch auf, was in dieser Zeit alles passiert ist. Ich werde aufgrund dieser Erfahrungen den einen oder anderen Kontakt abbrechen. Und dann ist die Sache für mich erledigt.“

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Wie auch in weiten Teilen während seiner Erkrankung habe er nach der Veröffentlichung des Artikels indes „viel Solidarität“ erfahren: „Es gab auch eine große Unterstützung von Bekannten, von denen ich teilweise lange nichts mehr gehört hatte. Das war wirklich schön.“

Stephan Pieper möchte jetzt nach vorne blicken. Er sei „kein Typ, der gern zu Hause rumsitzt“. Bereits in der Quarantäne hatte er seine Arbeit für das Sportzentrum Winterberg und die Veltins-EisArena teilweise wieder aufnehmen können. Nun wurden im Büro vor allem die Post sortiert und beantwortet sowie erste administrative Aufgaben wieder vermehrt angeschoben.

Eine gute Tat für die Helfer

Glück sei es gewesen, dass das Coronavirus nicht inmitten der Wintersportsaison, die seit dem März abgeschlossen ist, geherrscht habe, also beispielsweise in den Monaten Dezember 2019 sowie Januar und Februar 2020.

Auf sportliche Großveranstaltungen wie beispielsweise die Junioren-Weltmeisterschaften im Bob und Skeleton in Winterberg hätte eine derartige Entwicklung ganz offensichtlich verheerende Auswirkungen gehabt.

Nun stimmt Stephan Pieper nicht nur seine eigene Genesung positiv, sondern ebenfalls, dass das Sportzentrum Winterberg eine gute Tat vollbringen konnte. „Vor allem in der Coronakrise sollte man sich gegenseitig helfen und deshalb haben wir unseren eigenen Krankentransportwagen jetzt dem Regelrettungsdienst in Winterberg zur Verfügung gestellt. Die Absprache gilt, dass das mindestens bis zum Sommer oder aber auch bis in den Oktober hinein der Fall sein soll“, erklärt der SZW-Geschäftsführer.