Meschede. Heval Akil ist in Meschede gut vernetzt – und seit kurzem als Vorsitzender des A-Kreisligisten FC Mezopotamya auch im Fußball enorm engagiert.

Er ist ein Musterbeispiel dafür, wie gelungene Integration aussehen kann: Seit 20 Jahren ist Heval Akil in Deutschland beheimatet und seither ein Mescheder Bürger. Der nun mehr 40-Jährige hat die Kreisstadt kennen- und liebengelernt. In Meschede arbeitet der aus Syrien stammende Kurde als Koch und hat sich zudem durch sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement einen Namen gemacht. Davon profitiert jetzt auch der FC Mezopotamya Meschede, dessen neuer Vorsitzender Heval Akil ist.

Als Chef des kurdischen Kulturhauses „Mala Kurda“ ist es Akil auf durchaus beeindruckende Art und Weise geglückt, sich nahezu mit der gesamten Mescheder Öffentlichkeit zu vernetzen – von der Kreisverwaltung bis hin zum Stadtmarketing. Nun hat Heval Akil auch seine Sympathien für den Fußball entdeckt. Seit Kurzem bekleidet er ebenso das Amt des Vorsitzenden beim FC Mezopotamya Meschede – einer Unterabteilung des kurdischen Kulturvereins.

Wie Akil neue Würze hineinbringt

Und der neue Chef hat es geschafft, dem aktuell Tabellenvorletzten der Fußball-Kreisliga A West zu neuer Strahlkraft zu verhelfen. „Der Fußballsport und ich – das sind bis vor wenigen Monaten noch zwei fremde Welten gewesen“, erklärt Heval Akil und lacht. „Ich bin ganz ehrlich: Ich habe selbst noch nie in einem Verein gespielt und bin auch kein Fan von irgendeiner namhaften Mannschaft“. Doch Akil ist zu einem Sinneswandel gekommen: Die A-Liga-Kicker, die fast alle auch Mitglieder des im Jahr 2013 gegründeten kurdischen Kulturvereins sind, wollte er schlichtweg nicht im Stich lassen. Denn als ihr vorheriger Vorsitzender das Handtuch warf, standen die Fußballer des FC Mezopotamya kurzerhand ohne Abteilungsführung da. „Es musste eine Lösung her. Da bin ich dann eingesprungen“, so Akil.

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Der neue Vorsitzende des FC Mezopotamya Meschede hat dem Team bereits seinen Stempel aufgedrückt. Der 40-Jährige verfolgt nämlich einen außergewöhnlichen Führungsstil: Heval Akil ist ein Motivationskünstler. „Ich versuche den Jungs das Gefühl zu vermitteln, dass sie ein wichtiger Teil unseres Gesamtvereins sind. Ich besuche daher oftmals das Training, schaue mir die Spiele an, scherze mit ihnen herum und bringe ihnen auch ein kleines Geschenk vorbei“, sagt er. „Zum Beispiel Süßigkeiten – oder ich versüße ihnen den Tag mit selbst gebackenen Brownies“.

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Es sei sehr wichtig, durch solche kleinen Gesten eine gute Stimmung zu erzeugen. Wird es jedoch mal ernst, das heißt, wenn beispielsweise leichtfertige Aktionen zum Beispiel von Spielern dafür sorgen können, ein negatives Bild auf die kurdischen Fußballer zu werfen, dann greif Heval Akil mit aller Vehemenz ein. „Ich dulde nur normale Emotionalität, aber keine Form von Aggressivität“, bezieht er klar Position. „Spieler, die sich unsportlich verhalten, werden sofort nach Hause geschickt. Sie werden zwei Wochen lang vom Training ausgeschlossen und sollen die Zeit nutzen, um sich Gedanken über ihr Fehlverhalten zu machen. Erst dann kehren sie zur Mannschaft zurück. Aber wenn sie wieder negativ auffallen, dann werden sie endgültig aus der Mannschaft geworfen“, betont Akil.

Konsequenz kommt gut an

Seine konsequent verfolgte Linie findet bei den Kickern großen Zuspruch. Ein neuer Ruck ist seither durch den FC Mezopotamya gegangen. Mittlerweile hat Akil sogar ein paar Trainingseinheiten mitbestritten – aus Spaß an der Freude, wie er selbst sagt. Und auch ein Trikot des FC, mit seinem darauf beflockten Vornamen, hat er überreicht bekommen. „Ich bin jetzt ein Anhänger unserer Mannschaft. Aber das genügt auch“, meint er. Das aktive Fußballspielen und das Toreschießen überlasse er lieber dem Team.

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Akils Qualitäten liegen nämlich weniger auf den Fußballplatz, sondern viel mehr in der Küche. Mit enorm viel Leidenschaft geht er tagtäglich seinem vor mehr als 15 Jahren erlernten Beruf als Koch nach. Das Herumhantieren mit Kochlöffel, Kelle und Co. machen den Mescheder glücklich. Schneiden, anbraten und verrühren sind für den 40-Jährigen mehr als nur ein Beruf.

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Das Kochen fasziniert ihn seit seiner Kindheit. „Als Kind habe ich meiner Oma immer beim Zwiebelschälen geholfen. Mehr durfte ich aber nicht machen, ansonsten hat sich mich aus der Küche geschmissen. Ich war ungefähr zehn Jahre alt, als ich für mich beschloss, dass ich später mal Koch werden möchte“, erzählt er. Gesagt, getan: Mittlerweile hat Heval Akil als Küchenchef in der Mescheder Gastronomie „H1 am See“ das Sagen. Nach erfolgreicher Ausbildung und elfjähriger Tätigkeit im Welcome Hotel am Hennesee, kochte Akil vier Jahre lang für die Benediktiner-Mönche in der Abtei Königsmünster und für die Schüler des dortigen Gymnasiums. Seit Mai 2018 kreiert er nun am Hennesee seine Speisen.

Die Wurzeln einfließen lassen

Seine syrischen Wurzeln lässt er auch in seinen Gerichten mit einfließen. Heval Akil interpretiert unter Verwendung bestimmter Gewürze auch so manch rustikale Sauerländer Speise etwas anders. Ob Kardamom, Zimt oder Kurkuma – ein Stück weit Orient wird immer mit verkocht und gehört für ihn zum umfangreichen Zutatenrepertoire dazu. „Ich werde vom Zauber des guten Duftes mitgetragen. Qualität und Frische stehen dabei immer an oberster Stelle“, erklärt er.

Auf ein gutes Gericht dürfen sich derweil auch die Fußballer des FC Mezopotamya freuen. „Vielleicht koche ich mal beim nächsten Sommerfest“, sagt Heval Akil. Eines ist sicher: Mit seiner bisherigen Arbeit hat er potenziellen Zugängen den Verein schmackhaft gemacht.