Sotschi. Robin Geueke und David Gamm starten bei der Weltmeisterschaft der Rennrodler in Sotschi. Was sie vor Ort erleben – und welche Ziele sie haben.

Raspelkurz an den Seiten, oben etwas länger und akkurat gescheitelt: Robin Geueke hat eine neue Frisur. Eine, die ein bisschen an jene von Fußballstar Toni Kroos erinnert. Eine echte WM-Frisur. Schließlich ließ sich der Rennrodler die Haare am Ort des Saisonhöhepunkts schneiden – und als Coiffeur im russischen Sotschi fungierte Teamkollege Max Langenhan.

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Ob der neue Schnitt bei der Jagd nach einer Weltmeisterschaftsmedaille die entscheidenden Hundertstelsekunden bringt, wird sich ab Freitagvormittag zeigen, wenn um 11.30 Uhr deutscher Zeit mit dem Sprint-Wettbewerb der Doppelschlitten die WM startet. Angesichts der Rennhelme, unter denen die Sportler stecken, ist es eher unwahrscheinlich.

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Wenn sich Geuke kurz vor WM-Beginn vom Rodel-Kumpel die Haare schneiden lässt und der Sauerländer davon ein kurzes Video ins Netz stellt, dann zeigt das aber auch etwas anderes: Der Spaß ist zurück bei Robin Geueke (27 Jahre) und David Gamm (24) – und von Lagerkoller herrscht am Schwarzen Meer keine Spur.

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Schließlich ist der Tross des deutschen Verbandes schon seit etwa zwei Wochen vor Ort. „Es ist wirklich sehr abwechslungsreich“, erzählt Geueke im Gespräch mit dieser Zeitung. „Neben den Trainingseinheiten auf der Bahn machen wir auch Athletiktraining, das sind dann in etwa drei Stunden pro Tag. Hinzu kommen Videostudium und Schlittenbau. Wir haben aber auch Freizeit.“

Das Geheimnis heißt „Tapering“

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Man könne ja schließlich nicht die ganze Zeit über auspowern. Dann wäre man dann, wenn es darauf ankommt, eher müde als auf den Punkt da. „’Tapering’ heißt das in der Fachsprache“, erläutert Geueke. „Die Grundlagen muss man ja ohnehin vor der Saison legen; Vollgas zu geben, würde jetzt nichts mehr bringen“, sagt der Mann vom BSC Winterberg. Stattdessen gilt für das Zweiergespann aus dem Sauerland: Akkus aufladen und dann ausgeruht und fokussiert an den Start gehen, auch bei den beiden (Haupt-)Läufen am Samstag (ab 11.40 Uhr).

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Für eine gutes Gefühl sorgt beim BSC-Schlitten auch, dass die Konsequenzen, die Robin Geueke und David Gamm aus der verkorksten Vorsaison gezogen haben, Früchte tragen. „Diese war für uns ein Schlag ins Gesicht“, nimmt Geueke kein Blatt vor den Mund. Es lief nicht richtig, nicht im Weltcup (Platz sechs) und schon gar nicht bei der Heim-WM in Winterberg (Platz 14). Im Sommer stellten sie gemeinsam alles auf den Kopf, änderten das Training, kümmerten sich selbst intensiver um ihr Material. Um den nächsten Schritt zu machen – mit der Perspektive, bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking auf dem Zenit zu sein.

Kurve fünf als Schlüsselstelle

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Ein langer Weg, ein Weg mit Sotschi als nächstem Schritt. Mit der Kurve fünf von Krasnaja Poljana bei Sotschi, als nächster Herausforderung. „Die Kurve fünf ist der Scharfrichter. Da geht es leicht bergauf. Wenn du dort ein bisschen quer stehst, einen Fehler machst, fehlt dir das Tempo auf dem ganzen Rest der Strecke. Da kannst du eher zwei Kurven vor dem Ziel bei 135 Km/h die Füße auf die Bahn setzen und bremsen, sage ich mal überspitzt“, schildert Geueke.

Aber auch das könnte ja Hundertstel kosten. Die neue Frisur wird es nicht tun, so viel ist sicher.

Auch Cheyenne Rosenthal startet bei WM

An den Doppel-Sprintwettbewerb schließen sich die Rennen der Frauen (12.25 Uhr) und Herren (13.20 Uhr) an. Das ZDF zeigt heute ab 14.25 Uhr eine Zusammenfassung.

Nach ihrer WM-Premiere am Freitag, 14. Februar, ist die 19-jährige Cheyenne Rosenthal (BSC Winterberg) auch am Samstag, 15. Februar, im Einsatz. Erst fahren wieder die Doppelsitzer (11.40 und 13.05 Uhr), dann die Frauen (14.15/16.05 Uhr). Das ZDF überträgt die jeweils zweiten Läufe live.

Angeführt wird das deutsche Rennrodel-Team von WM-Titelverteidiger Felix Loch und den Doppel-Weltmeistern Toni Eggert und Sascha Beneken. Auch das Duo Tobias Wendl/Tobias Arlt hat Medaillenchancen.