Innsbruck/Sundern. Skifahren bedeutet ihr viel, und so brach für eine Langscheiderin nach schwerer Verletzung die Welt zusammen. So rappelte sie sich wieder auf.
Ein Schien- und Wadenbeinbruch, ein Kreuzbandriss, eine kaputte Schulter: Vor drei Jahren schien die Laufbahn von Skifahrerin Meike Werthschulte (56) ein äußerst brutales Ende zu finden. Trotz der Horrordiagnose Skifahrverbot rappelte sich die Langscheiderin auf, schuftete in der Reha und kehrte auf die Piste zurück. Im Gespräch mit dieser Zeitung gibt Werthschulte jetzt Einblicke in ihre lange Leidenszeit, erklärt, warum ihr das Skifahren so viel bedeutet, und berichtet davon, wie sie bei den 3. Winter World Masters Games ein starkes Comeback feierte.
Meike Werthschulte, Sie wurden 2017 bei einer Skilehrer-Fortbildung im Zillertal bei einem Unfall auf der Piste schwer verletzt, brachen sich unter anderem das Schien- und Wadenbein und zogen sich eine schwere Schulterverletzung zu. Wie groß war der Schock?
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Meike Werthschulte: Sehr groß. Ich fahre Ski, seit mich meine Eltern (diese sind selbst Skilehrer, Anm. d. Red.) mit elf Monaten erstmals auf Skier gestellt haben. Das Skifahren ist mein Leben. Nach den Verletzungen haben mir die Ärzte gesagt, dass ich nie wieder werde Skifahren können und haben mir diesen Sport auch verboten. Diese Diagnose klang für mich aber so, als wenn sie mir gesagt hätten, dass ich für immer im Rollstuhl werde sitzen müssen.
Sie hörten nicht auf mit dem Skifahren, sondern kämpften sich zurück. Wie ging das vonstatten?
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Ich musste mich natürlich sehr lange und sehr intensiv in der Reha quälen. Unter anderem hat mich Anne Schmitz, die Physiotherapeutin des RC Sorpesee, sehr gefordert und mir unheimlich viel geholfen. Der Kampf zurück war hart und entbehrungsreich, aber er hat sich gelohnt. Aufgeben war für mich ohnehin nie eine Option. Beim Laufen habe ich jetzt nach wie vor so meine Probleme, mal macht mein linkes Knie Ärger, mal humpele ich ein wenig.
Zudem fahren Sie längst wieder regelmäßig Ski. Beeinflussen Sie hierbei die mittlerweile überwundenen Verletzungen noch?
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Wenn ich Ski fahre, fühle ich mich wohl. Das weiß auch meine Familie, die mich auch in der schwierigen Phase immer sehr unterstützt hat. Da ich bei dem Unfall 2017 von einem anderen Skifahrer umgefahren wurde, habe ich heute, wenn ich auf der Piste bin, noch immer ein ungutes Gefühl, wenn neben mir andere Skifahrer unterwegs sind.
Sie galten in Ihrer Jugend als großes heimisches Talent im Ski Alpin. Warum wurde es mit dem Traum einer Profi-Karriere nichts?
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Mit 18 Jahren stand ich tatsächlich an der Schwelle zum Profidasein, doch ich wollte zunächst mal meine Schulte fertigmachen. Als ich dann soweit war, hatte keiner auf mich gewartet und der Zug war abgefahren. Ich wollte aber nicht eines Tages mit einer schweren Verletzung dastehen und dann durch eine fehlende Ausbildung keine Alternative haben. Es ist aber letztlich alles gut, so wie es gekommen ist. (lacht)
Bei den 3. Winter World Masters Games (WWMG), dem weltweit größte Wintersport-Festival für Ü30-Jährige, feierten Sie jetzt Ihre Premiere – und die geriet mit zwei Medaillen äußerst erfolgreich.
(lacht) Beruflich habe ich gerade ein Sabbatjahr und möchte gerne viel herumreisen. Deshalb fand ich es sehr interessant, als ich beim Deutschen Skiverband von dieser Veranstaltung in Innsbruck und weiteren Städten gehört habe. Ich wollte dort einfach neue Erfahrungen sammeln und hätte nie mit einer Medaille gerechnet – geschweige denn mit zweien. Auf den zweiten Platz im Riesenslalom und den dritten Rang im Slalom der Altersklasse 55 bis 59 Jahre bin ich schon sehr stolz.
Bei den WWMG starteten allein in Ihrer Disziplin Ski Alpin mehr als 700 Sportlerinnen und Sportler. Wie war die Atmosphäre vor Ort?
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Schon die Eröffnungsfeier mit so vielen Sportlern aus Europa und auch beispielsweise Startern aus Kanada war ein tolles Erlebnis. Als wir dann vor Ort die Olympiaabfahrt des Riesenslaloms besichtigt haben, musste ich zunächst wirklich überlegen, ob ich dort hinunterfahre. Die war sehr steil! Aber man hat sich gegenseitig motiviert, wir haben viel Spaß gehabt und für mich war das einfach die Krönung meiner ganzen Arbeit in der Reha.
Für den SC Silbach gehen Sie an den Start und sind beim Westdeutschen Skiverband ebenso Trainerin. Was sind hier Ihre Aufgaben?
Ich arbeite als Trainerin für den Nachwuchs im Bereich Ski Alpin. Das macht mir nach wie vor großen Spaß. Natürlich war es deshalb für mich zuletzt auch wichtig, dass ich meine Verletzungen überwinde.
Was sind denn ganz persönlich Ihre nächsten Ziele als Masters-Skifahrerin?
Beim FIS-Ski-Alpin-Masters-Worldcup in Cortina d’Ampezzo in Italien wäre ich sehr gerne mit dabei. Die Veranstaltung findet vom 14. bis 16. Februar statt und bietet gleich mehrere Rennen. Auch die Deutschen Meisterschaften für Mastersfahrer in Hochfügen in Tirol vom 29. Februar bis 1. März sind ein festes Ziel für mich. Außerdem möchte ich meinen Wunsch, im Sabbatjahr auch viel zu reisen, weiter erfüllen. Im vergangenen November habe ich eine Freundin in Brasilien besucht und ich möchte auch gerne noch nach Neuseeland. Da soll man ja auch ganz gut Skifahren können. (lacht) Meine Familie unterstützt mich bei meinen Vorhaben sehr. Das ist toll und gibt mir ein gutes Gefühl.