Sundern. Katharina Wick hat ihr erstes Ziel erreicht: Die Allendorferin ist als Profi im Bobsport angekommen. So plant die 22-Jährige ihre Karriere.

Katharina Wick hält kurz inne. Die 22-Jährige steht am Ufer des Sorpesees in Sundern-Langscheid. Wick lässt ihren Blick schweifen, über den See, das soeben eintreffende Ausflugsschiff und die Strandpromenade. „Das ist Heimat pur für mich!“, sagt sie und strahlt. Für Wick ist ein Besuch am See seltener geworden, denn die gebürtige Allendorferin bereist als Bob-Profi die gesamte Welt – und hat in Rumänien eine neue Heimat gefunden.

Seit April dieses Jahres lebt Katharina Wick in Konstanza, einer 700.000-Einwohner-Stadt unmittelbar am Ufer des Schwarzen Meeres. Mit anderen Athleten, vorwiegend Wintersportler wie sie, wohnt sie dort im Haus von Paul Neagu (65), der deutsch-rumänischen Boblegende aus Winterberg. „Das ist eine große Sportler-Wohngemeinschaft, auch wenn Jeder sein eigenes Appartement hat. Die Stimmung ist wirklich gut“, erzählt Katharina Wick.

Weshalb ist eigentlich ausgerechnet Rumänien ihre neue Heimat? Eine wichtige Rolle habe für sie ihr Trainer Paul Neagu gespielt, sagt Wick. Und zudem die Perspektive, die ihr die ambitionierte Bob-Nation bietet. „Ich habe aus Rumänien ein tolles Angebot erhalten und unterschreibe nun einen Vertrag bis zu den Olympischen Winterspielen 2022 (diese finden vom 4. bis 20. Februar 2022 in der chinesischen Hauptstadt Peking statt, Anm. d. Red). Das Ganze ist wie ein Jackpot für mich“, sagt Katharina Wick.

Abschiede

Als Anschieberin startet sie künftig für Steaua Bukarest, den größten Sportverein des Landes, für den Athleten aus vielen unterschiedlichen Sportarten aktiv sind. Der Klub bietet ihr ein Rundum-sorglos-Paket: gratis Kost und Logis, Übernahme aller Reisekosten und der Sportkleidung sowie ein Gehalt, „von dem ich sehr gut leben kann“, sagt Wick.

Nach einer Woche Heimaturlaub in Allendorf flog die Wintersportlerin gestern Nachmittag vom Dortmund Airport zurück in die neue Heimat. Vom Flughafen Bukarest-Otopeni ging es etwa zweieinhalb Stunden weiter nach Konstanza.

Die Abschiede aus Allendorf seien nicht immer leicht, sagt Katharina Wick. Nicht einfach für sie und ebenso wenig für ihre Eltern Klaus und Gundula, für Zwillingsbruder Maximilian und für die beiden Familienhunde. Doch auch Zwergschnauzer Kalle und Nayeli, ein Husky-Wolfshund-Mix, hätten verstanden, dass dies zum Alltag einer Profisportlerin dazugehört. „Meine Familie und Freunde haben mich schon immer mit meinem Sport unterstützt“, sagt Katharina Wick.

Sportliche Vergangenheit im HSK

Als ehemalige Leichtathletin trainierte sie für das LAC Dortmund und wurde von einer Freundin, Vanessa Mark vom BSC Winterberg, dazu gebracht, doch einmal das BSC-Starttraining für die Bobsportler zu besuchen. Die Passion für das Tempo, die Geschwindigkeit ergriff Katharina Wick schnell – und ließ sie nicht mehr los. Sie probierte sich auch im Skeleton aus und fand dann als Bob-Anschieberin ihre derzeit feste Rolle. Während zu Teenager-Zeiten aber andere Freunde feiern gingen, trainierte Katharina Wick in jeder freien Minute. „Das hat nicht Jeder verstanden und hat auch für Neid gesorgt“, erinnert sie sich.

Wick verzichtete auf Vieles – und wurde belohnt: Ihr Traum vom Profidasein hat sich mittlerweile erfüllt. Jetzt will die 22-Jährige mehr. Gemeinsam mit ihrer Bob-Pilotin Andreea Grecu (25) trainiert sie aktuell in der Aufbauphase vor dem Saisonstart, „damit wir funktionieren wie ein Uhrwerk“.

Vor allem das Starttraining sei dabei entscheidend. Katharina Wick: „Ich will unbedingt schnellste Anschieberin unserer Mannschaft werden, dann Rumänische Meisterin und wir wollen den Titel bei den Junioren-Weltmeisterschaften in der Veltins-EisArena in Winterberg holen. Wir kennen diese Bahn in- und auswendig.“ Ihre Saison wird sie nach Lettland führen, nach Norwegen und Frankreich. Perspektivisch sei eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2022 in Peking „das Größte für mich“.