Brilon/Olsberg. Der Judosport bedeutet ihm neben seiner Familie alles: Der Briloner Stefan Drinhaus (41) sieht in der japanischen Kampfkunst jede Menge Vorteile.

Bereits seit 20 Jahren ist er Träger des 1. Dans, ausgebildet als C-Trainer (Leistungssport) und Gürtelprüfer. Vor allem aber ist Stefan Drinhaus Vorstandsmitglied des Kodokan Olsberg und aktiv beim SSV Meschede, eines der zentralen Gesichter des Judosports im HSK. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der 41-Jährige, warum Judo für ihn so reizvoll ist, und ordnet ein historisches Ereignis ein.

Stefan Drinhaus, Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland interessieren sich für Judo. Wie sind Sie selbst dazu gekommen?

Stefan Drinhaus: Als Kind hatte ich nichts anderes als Fußball im Kopf und war jeden Tag draußen mit Freunden bolzen. Ich mochte es aber auch immer schon, auf Bäume zu klettern oder sich mit anderen zu raufen. Meine beiden Brüder, 13 und 14 Jahre älter als ich, waren für mich große Vorbilder. Beide fingen irgendwann in Olsberg mit Jiu Jitsu an, kamen danach zum Judo und haben mich, als ich elf Jahre alt war, mitgenommen. Der Sport war neu und unheimlich reizvoll für mich: Er beinhaltet Disziplin, Körperkontakt, Raufen und Körperbeherrschung. Zudem waren die Trainer toll und ich freundete mich mit anderen Judoka an. Ich lernte schnell und bekam Anerkennung. Meine ersten Wettkämpfe waren eine unvergleichliche und intensive Erfahrung. Das Gefühl, einen Zweikampf zu gewinnen, oder verloren zu haben, hat mich von Anfang an geprägt.

Judo gilt als große Herausforderung für Körper und Geist. Warum fasziniert Sie gerade dieser Sport?

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Da fällt es mir schwer, mich kurz zu fassen. (lacht) Judo ist neben meiner Familie ein zentraler Anker im Leben. Dieser Sport trägt die Hauptschuld an all meinen positiven Fähigkeiten und ist Erfahrungsschatz für all die negativen, auf und vor allem auch neben der Matte. Der körperliche Kampf zwischen zwei Menschen mit all seinem Vor- und Nachspiel ist für mich eine unerschöpfliche Quelle des Wissens und der Erkenntnis! Wenn der Mensch einen Kampf um Sieg und Niederlage bestreitet, wenn er all seine Ressourcen auf diesen Kampf verwenden muss, dann ist nur noch er selbst. Man sieht in solchen Momenten den wahren Charakter, ja vielleicht sogar die Seele dieses Menschen. Das fasziniert mich am meisten.

Warum sollten sowohl Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen diesen Kampfsport ausüben? Was bringt ihnen das für Vorteile, vielleicht auch im „normalen“ Leben?

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Judo ist nicht weltfremd. Die erlernten körperlichen Fertigkeiten können mächtige Werkzeuge bei einer „ernsten“ Auseinandersetzung auf der Straße sein. Einer Auseinandersetzung aber aus dem Weg zu gehen, überhaupt vorher zu beurteilen, ob es sich lohnt zu kämpfen oder nicht, sowie auch in jeglichen brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren, sind weitere Fähigkeiten eines Judoka. Nicht jeder erlangt die körperlichen Voraussetzungen, um im Judo auch Wettkämpfe zu bestreiten – das macht aber nichts. Es gibt Übungsformen für jedes Niveau. Letztlich kann jeder in jedem Alter und sogar mit Behinderung seinen Erfolg und Motivation im Judo finden. Wahrnehmung und Verantwortungsbewusstsein wachsen von Beginn an mit. Judo ist ein umfassendes Ganzkörpertraining, eine der ästhetischsten Formen der Auseinandersetzung überhaupt und auch eine mentale Schule für das ganze Leben.

Sie sind im Kodokan Olsberg aktiv. Welche Aufgaben haben Sie dort?

Bis vor kurzem war ich etwa zehn Jahre lang Vorsitzender im Kodokan und auch Trainer in fast allen Altersbereichen des Vereins. Für alles, was ich über mittlerweile 30 Jahre im Judo tat, habe ich gebrannt, jedoch musste ich dann mit Anfang 40 feststellen, dass ich an der ein oder anderen Stelle ausgebrannt bin. Auch körperlich machte sich Verschleiß bemerkbar, zudem forderte mich eine berufliche Veränderung. Kurzum: In meinem Leben hat sich viel verändert, ich brauchte somit dringend auch Veränderung im Judo und habe daher Anfang des Jahres den Vorsitz und eine Traineraufgaben im Kodokan Olsberg abgegeben. Eigene Wettkämpfe bestreite ich nicht mehr. Heute bin ich im Kodokan nur noch teilweise für das Training der Erwachsenen zuständig und ich trainiere und leite den Bereich der Herren-Ligamannschaft.

Sie widmen sich auch dem Judo-Nachwuchs – und zwar beim SSV Meschede. Wie sieht das aus?

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Der SSV hat dringend einen Trainer für den Jugendbereich gesucht. Das ist für mich eine ganz neue und spannende Aufgabe, die ich letztlich zusammen mit meiner Tochter Anna und meiner Frau Sandra gemeinsam angegangen bin. Seit September stehen Anna und ich immer montagnachmittags in Meschede mit Jugendlichen auf der Matte, Anna und Sandra sind zusätzlich noch dienstags bei den Kleinsten (unter zehn Jahre) Übungsleiter. Unser Ziel ist, die Judojugend in Meschede gemeinsam neu aufzubauen. Das neue Umfeld tut gut und als Familie macht die Aufgabe riesig Spaß!

Das Herrenteam des Kodokan Olsberg hat mit Ihnen erstmals die Landesligameisterschaft im Judo gewonnen – als erstes Team aus dem HSK. Wie geht’s nun weiter?

Verändern müssen wir im Verein oder bei der Arbeit mit der Mannschaft nicht viel, es ist vielmehr eine Aufgabe, das Bestehende zu erhalten und weiter auszubauen. Ich glaube diese Herrenmannschaft ist ein ganz wichtiges Aushängeschild des Kodokan Olsberg. Der Erfolg ist das Produkt vieler Jahre Aufbauarbeit. Dass ich das alles als Trainer und sogar als aktiver Kämpfer mit gestalten durfte, ist einfach fantastisch. Wir haben gemeinsam etwas Unvergessliches geschafft. Ohne die super Zusammenarbeit mit den Trainern und Kämpfern umliegender Vereine, die auch in dieser Mannschaft für den Kodokan Olsberg starten, wären dieser Erfolg und diese einmalige Gemeinschaft nicht möglich.