Brilon. Beim TV Brilon ist er eine Legende: Arno Mertin ist ein Pionier des Volleyballsports im HSK. Der 74-Jährige blickt mit uns zurück – und voraus.

Ohne ihn hätte der Volleyballsport in Brilon so wohl nicht Fuß fassen können: Arno Mertin, Urgestein des TV Brilon, hat 1972 die Volleyballabteilung gegründet und den Sport für „Exoten“ – vor allem männliche Volleyballer waren und sind im Vergleich zu ihren weiblichen Kolleginnen rar – in feste und erfolgreiche Strukturen geführt.


Er war Hochleistungsturner, gewann Meisterschaften als Leichtathlet und spielte ebenso begeistert Handball: Arno Mertin, gebürtiger Korbacher, hat sich in vielen Sportarten versucht. „Ich war ein Allrounder. Als Handballer hatte ich aber unter anderem eine schwere Verletzung an der Hüfte und deshalb hat meine Frau gesagt, dass ich einen anderen Sport betreiben soll“, erzählt Mertin und schmunzelt.

So laufen die Anfänge

Mit dem ehemaligen deutschen Volleyball-Nationalspieler Burkhard Sude (203 Spiele für Deutschland), genannt „Mister Volleyball“, spielte Arno Mertin in seiner Zeit als aktiver Volleyballer noch gemeinsam in Korbach zusammen. Zu dieser Zeit lebten die Mertins bereits in Brilon – ein Glücksfall für den TVB, bei dem der Diplom-Sportlehrer 1972 die Volleyballabteilung aus der Taufe hob. „Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre war der Volleyballsport natürlich noch nicht so populär wie er es heute ist. Wir haben damals erstmal viel herumexperimentiert und für unsere Mannschaften vor allem Schüler angesprochen, damit sie den Sport mal ausprobieren“, erzählt Arno Mertin.


Selbst hat der nun 74-Jährige nie aktiv einen Trainerausbildung absolviert und keinen Schein erworben – sein umfangreiches Wissen über seine damals neue Passion Volleyball eignete sich Arno Mertin durch Learning by doing und viele Erfahrungswerte an. 1976 begann er seine eigene Bundesligakarriere: 25 Jahre lang war das TVB-Urgestein als Bundesliga-Schiedsrichter tätig. Später bildete Arno Mertin selbst hunderte Volleyball-Unparteiische aus.


Die Sportart leide ebenso wie andere Breitensportarten durchaus an der mangelnden Anzahl am Nachwuchs. Für die Mannschaften in der klassischen Mädchen- und Frauendomäne Volleyball fehlt es insbesondere im Jungen- und Herrenbereich an nachkommenden Spielern. „Alle Jungen im Alter von sieben, acht Jahren gehen erstmal zum Fußball. Beim Volleyball muss man schon erstmal ein, zwei Jahre trainieren, ehe man spielfähig ist. Es ist sehr schwer, schon junge Spieler dafür zu gewinnen“, sagt Arno Mertin.

Diese Perspektiven hat der Verein

Aktuell trainiert er beim TV Brilon das Herrenteam, das nach vier Spieltagen Spitzenreiter in der Landesliga 7 ist, und ebenso die Frauenmannschaft – hier an der Seite von Simon Ludwig –, die in der Bezirksklasse an den Start geht. Vor allem das Herrenteam zeigt bisher eine starke Saison und weckt Erinnerungen an die Zeit, in der der TV Brilon bereits in der Verbandsliga gespielt hat. Vier Spiele, vier Siege, zwölf Zähler, punktgleich Erster mit dem VC Altenbeken-Schwaney: Diese Bilanz kann sich für die heimischen Volleyballer in der Staffel mit insgesamt acht Teams sehen lassen. Keimen da etwa schon erste Aufstiegsgedanken? „Wir haben auf jeden Fall den Anspruch, oben mitspielen zu wollen. Aus meiner Sicht kann uns Platz eins nur der VC Altenbeken-Schwaney streitig machen“, sagt Mertin selbstbewusst.


Mit einem Spielerstamm von derzeit etwa zwölf festen Akteuren ist der Sprung in die Verbandsliga für den TVB also sportlich drin. „Organisatorisch wäre es aber schwieriger“, gibt der Routinier zu bedenken. „Wir würden unter anderem die Partien nicht mehr im Doppelzweier-System austragen, sondern Einzelspiele absolvieren. Zudem brauchen wir Schiedsrichter, die dann aber aus den Kreisen Paderborn oder Soest kommen müssten. Das wäre auch finanziell ein hoher Aufwand.“


Für die TVB-Legende gilt, „dass ich mit 74 Jahren auch nicht mehr der Jüngste bin. Einige Bereiche habe ich schon abgegeben, aber mit den Mannschaften macht es mir nach wie vor großen Spaß. Da wächst etwas Tolles zusammen“.