Schmallenberg. Paul Fabri ist zwölf Jahre alt und hat Trisomie 21, das Down-Syndrom. Doch auch durch seinen Sport meistert der Schmallenberger viele Hürden.

Manchmal kann es so einfach sein. „Ich finde ja, dass Kinder mit Down-Syndrom, vor allem wenn sie noch Babys sind, süßer aussehen als „normale“ Kinder“, sagt Emma Fabri (11), grinst und schaut ihren großen Bruder Paul an. Paul Fabri hat Trisomie 21, besser bekannt als das Down-Syndrom. Das hält den Zwölfjährigen aber nicht davon ab, nach rasanten Erfahrungen in der Leichtathletik, beim Skifahren, Schwimmen und Radfahren seit zwei Jahren intensiv Kampfsport zu betreiben. Im Kickbox-Center (KBC) von Sven Lembcke in Bad Fredeburg lernt Paul Fabri dabei vor allem für das echte Leben.

Wie Paul Fabri sofort verzückt

„Ich bin ein besonderer Mensch!“, sagt Paul – und prustet los. Der Zwölfjährige steckt beim Treffen in Sven Lembckes Bad Fredeburger Kickbox-Center sofort an, mit seinem Lachen, seiner offenherzigen Art und seinem sportlichen Ehrgeiz. Respekt, Disziplin, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft: All diese Werte möchte Sven Lembcke, Kickbox-Weltmeister, Träger des Meistergrades (2. Dan) und schwarzen Gürtels sowie Kampfsport-Trainer, seinen Schützlingen mit auf den Lebensweg geben. Und diese Anforderungen gelten auch für Paul Fabri, seinen jungen Sportler mit Handicap. „Paul bekommt bei uns keine Extrawurst und wenn es mal nicht läuft, kriegt er auch eine Ansage“, betont Lembcke.

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Seit zwei Jahren betreibt Paul Fabri in Lembckes KBC – im Sommer zog dieser mit seinem Unternehmen innerhalb Bad Fredeburgs in einen mit etwa 340 Quadratmetern doppelt so großen Standort um – Jiu Jitsu und Kickboxen. Paul ist dabei voll integriert und eine Bereicherung für seine Gruppen. „Er macht das sehr gut“, lobt Sven Lembcke.

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Sandra und Martin Fabri sowie Pauls Schwester Emma haben mit dem Zwölfjährigen auch schon andere Erfahrungen machen müssen. So sei er einst, als er sich in der Leichtathletik ausprobierte, von anderen Kindern häufig links liegen und geschnitten worden. Er habe sich nicht wohl gefühlt. „Das fand ich total doof“, erinnert sich Emma Fabri. „Auch für uns als Eltern war das natürlich keine gute Erfahrung. Im Kampfsport ist das jetzt ganz anders“, schwärmt Sandra Fabri.

Was sein Trainer nachfühlen kann

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Das liegt womöglich auch daran, dass sich Pauls Trainer Sven Lembcke als Kind auch oft selbst behaupten musste. Unmittelbar nach der Wende 1989 siedelte der gebürtige Schweriner mit seiner Familie in das Sauerland um. Was er damals erlebte, war nicht immer leicht für ihn. Sven Lembcke: „Ich war immer der Außenseiter und immer der Neue, der anders war. Das hat mich geprägt. Ich glaube, dass ich mich auch deshalb für Paul einsetze.“

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Der erfahrene Kampfsportler lobt seinen besonderen Schützling. „Paul hat sich selbst ganz viele Brücken gebaut. Er regelt vieles von alleine und sortiert Volldeppen schon für sich aus“, sagt Lembcke. Er selbst habe keine Ausbildung gehabt, um Sportler mit Handicap zu unterrichten. „Mein Zertifikat ist das Leben.“

Anderen Eltern Mut zusprechen

Auch durch den Sport habe sich ihr Sohn weiterentwickelt, betonen Martin und Sandra Fabri: „Paulchen ist sehr offen, praktisch veranlagt und wird immer selbstständiger“, sagen sie. Auch Pauls Handicap, das Sprechen, habe sich zuletzt verbessert.

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Dass sie anfangs, als ihr Sohn erstmals allein mit dem Fahrrad aus ihrem Heimatdorf Mailar zum Training nach Bad Fredeburg geradelt sei, mit dem Auto hinterherfuhr, gibt Sandra Fabri bereitwillig zu. Aber: „Paul hat das gemerkt und war danach sehr enttäuscht darüber, dass ich ihm nicht vertraut habe. Vertrauen ist aber einfach sehr wichtig. Wir sind als Eltern entspannter geworden, auch, weil er im Kampfsport tolle Erlebnisse sammelt.“

Dass ihr Sohn Paul nun groß in dieser Zeitung auftaucht, wollen Sandra und Martin Fabri auch dafür nutzen, um anderen Eltern mit Kindern mit Handicap Mut zu machen. „Je unbefangener Du damit umgehst, desto besser. Man sollte seinen Kindern mehr zutrauen und sie einfach mal machen lassen. Man wächst mit seinen Herausforderungen“, sagen Martin und Sandra Fabri. Sohn Paul freut sich darüber – und während unseres Gesprächs klettert er plötzlich quer über die Sitzbank, direkt zu seiner Mama. Und dann nimmt er sie in den Arm.