Arnsberg/Meschede. Seine Liebe gilt der Handball-Spielgemeinschaft SG Ruhrtal: Der Arnsberger Stefan Sipp erklärt seinen ungewöhnlichen Lebensweg.
Sichtlich gerührt betrachtet Stefan Sipp das Konvolut, das er in seinen mächtigen Händen hält. Jede Menge Zeitungsartikel zu den Handballern der heimischen Spielgemeinschaft Ruhrtal sind hier auf weißen DIN-A4-Zetteln aufgeklebt. Sipp, 2,05 Meter groß und eine imposante Erscheinung, streicht über die Texte und Fotos und geht im Kopf die persönlichen Erinnerungen sowie sportlichen Erfolgsgeschichten, von denen die Artikel zeugen, durch. Der Arnsberger ist ein Unikat – und hat für seine Leidenschaft eine einfache Erklärung.
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Edelfan, Schiedsrichter-Verantwortlicher, selbst Unparteiischer, Zeitnehmer, Archivar: Bei der SG Ruhrtal ist Stefan Sipp, Spitzname „Sippi“, nicht wegzudenken. „Ein Teil der Lebensgeschichte des Vereins weilt bei mir zu Hause. Ich bin das Archiv des Clubs“, erklärt Stefan Sipp. Er ist seit mehr als 30 Jahren Mitglied in der SG und geht seit dem Zeitpunkt seiner Vereinszugehörigkeit einem ganz besonderen Hobby nach. „Ich sammle alle Zeitungsberichte, die inhaltlich über die SGR handeln. Neun volle Ordner stehen bereits bei mir im Schrank herum. Ich weiß, ich bin ein bisschen wahnsinnig“, sagt er und lacht.
Das Gespräch mit dieser Zeitung findet am „Tag des Handballs“ statt, an dem sich die SGR beteiligt. Sipp präsentiert stolz einen Teil seiner beeindruckenden Sammlung mit Zeugnissen der SGR-Historie. Insgesamt 9541 Artikel hat er bis dato aus Zeitungen ausgeschnitten und eine lückenlose Dokumentation der Berichterstattungen über die SGR seit der Saison 1988/89 aufgestellt.
Emotionen am 49. Geburtstag
Warum er das tut, ist für einen Außenstehenden schwer verständlich. Für Stefan Sipp selbst aber ist diese akribische Archivierungsarbeit Leidenschaft pur und der Ausdruck echter Liebe zur SG Ruhrtal. „Ich mache das, weil ich der SGR mein Lebenswerk hinterlassen möchte, wenn ich nicht mehr da sein sollte. Dieser Verein hat mir persönlich sehr viel gegeben. Ich habe keine Kinder und keine Frau. Mein Privatleben spielt sich größtenteils hier in der Halle ab. Die SGR ist meine Familie“, sagt er.
SG Ruhrtal unterliegt
Plötzlich überkommen „Sippi“ die Emotionen, Tränen schießen ihm ins Gesicht – ein Gänsehautmoment. Als wenige Sekunden später sein Handy klingelt, erhält die SGR-Legende mit einem Anruf Glückwünsche zu seinem 49. Geburtstag übermittelt, der ausgerechnet auf den „Tag des Handballs“ bei der SG Ruhrtal fällt. Ein Lächeln fliegt jetzt über Sipps Gesicht, während er sich wieder seine Sammlung mit Artikeln und Fotos zur SG Ruhrtal widmet. „Das hier war am 16. August 1989. Da haben wir den damaligen Top-Club Roter Stern Belgrad in der Ruhrtalhalle zu Gast gehabt. Die Halle war rappelvoll und die Stimmung war fantastisch“.
Diese Zuneigung wird nie enden
Dann kramt Stefan Sipp den nächsten besonderen Zeitungsausschnitt hervor. „Das ist ein Ereignis vom 6. März 2006. Es war das Kreispokalfinale, in welchem sich die erste und der zweite Frauen-Mannschaft der SG Ruhrtal gegenüberstanden. Zwei Wochen vor diesem Spiel habe ich den Schiedsrichter-Lehrgang abgeschlossen. Seit diesem Zeitpunkt bin als Unparteiischer aktiv. Und das ist auch gut so. Schiedsrichter zu sein, macht mir wirklich sehr viel Spaß“, erläutert Stefan Sipp.
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Und wenn er nicht gerade selbst auf dem Spielfeld steht und als Unparteiischer zur Pfeife greift, oder sich nach neuen Artikeln zur SG Ruhrtal umschaut, dann wird Sipp zum Edelfan der Spielgemeinschaft. Mit rot-grünem SG-Fan-Schal um den Hals feuert er dann von der Tribüne aus vor allem Ruhrtals erste Herren-Mannschaft lautstark an. „Diesem Verein werde ich immer treu bleiben“, verspricht Stefan Sipp. „Etwas Anderes außer Handball kommt mir nicht in die Tüte.“