Arnsberg. Welch große Rolle selbst gezogene Pferde im Leben ihrer Züchter einnehmen, erzählt Familie Pieper aus Arnsberg voller Stolz. Ihre Geschichte.

Eine Geburt ist oft ein magischer Moment. Auch bei Tieren ist das nicht anders. Wenn die Arnsberger Pferdezüchter Ute und Marco Pieper hautnah miterleben, wie ein neues Fohlen das Licht der Welt erblickt, „dann ist das schon besonders und kann emotional werden“, sagt Ute Pieper. Warum das Züchten längst zur großen Leidenschaft der Piepers geworden ist.

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Im Gespräch auf ihrem heimischen Hof, der Pferdepension Pieper in der Oelinghauser Heide, geraten Marco und Ute Pieper rasch ins Schwärmen. Insbesondere Albert Hufnagel, dem mittlerweile verstorbenen Vater von Ute und Schwiegervater von Marco Pieper, hätten sie sehr viel zu verdanken, sagen die Pferdezüchter. „Unser Erfolg basiert vor allem auf seiner Beharrlichkeit“, erklärt Ute Pieper.

Auch die beiden Kinder der Piepers, die Zwillinge Emelie und Cederic (beide 18), wissen, was ihr Großvater einst Großes aufgebaut hat. „Wir finden es toll, dass Opa uns das alles ermöglicht hat und freuen uns genauso auch über die große Hilfe unserer Eltern. Es macht uns schon immer viel Spaß, unsere selbst gezüchteten Pferde selbst zu reiten.“

So verläuft der Zuchtprozess

Albert Hufnagel hat seiner Familie die Passion für das Züchten von Pferden intensiv vermittelt. „Er hat viel Zeit und Geld investiert, um den Betrieb aufzubauen und immer wieder gute Hengste für die Zucht gewollt“, erzählt Ute Pieper. Vor allem sie ist es, die sich darum kümmert, dass der heimische Hof läuft. Ehemann Marco Pieper unterstützt morgens vor seinem Hauptjob – er ist Geschäftsführer eines Sunderner Unternehmens – und stößt dann im Feierabend wieder dazu. Etwa 40 Pferde leben bei den Piepers, darunter 22 Pensionspferde und zurzeit auch eine trächtige Stute.

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    Der Prozess des Züchtens beginnt mit der Auswahl eines passenden Hengstes – aus hunderten Tieren. „Wir züchten vor allem Holsteiner. Das Sport-Gen ist wichtig“, sagen die Piepers. Diese klassische Sportpferderasse biete beste Voraussetzungen dafür, dass sich das Tier zu einem starken Turnierpferd entwickeln könne. Die Stute auf dem Hof der Arnsberger wird dann besamt und, falls sie tragend ist, mit einem speziellen Zuchtfutter versorgt.

    Besondere Momente

    Elf Monate lang ist eine Stute tragend und steht viel draußen an der frischen Luft, ehe die Geburt näher rückt. „Oft bringen die Tiere ihren Nachwuchs am Abend oder nachts zur Welt. Die Stuten wollen dafür ihre Ruhe haben und es alleine schaffen“, sagt Ute Pieper.

    Genau wie bei einer menschlichen Geburt sind diese Momente besonders, aber eben auch risikoreich. „Natürlich kann viel passieren, bei uns ist es aber bislang glücklicherweise immer gut ausgegangen“, sagt die 47-Jährige. Auch ihre beiden Kinder Emelie und Cederic seien in der Vergangenheit bereits mehrfach bei der Geburt eines Fohlens auf dem Hof dabei gewesen.

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      Etwa im Alter von vier Jahren dürfen Pferde auch bei Turnieren an den Start gehen. Bis zu diesem Lebensalter des Tieres habe er als Züchter etwa 8000 bis 10.000 Euro investiert, rechnet Marco Pieper vor. „Es geht dabei um Deckgeld, Futter und eventuell Helfer, die das Tier einreiten. Das Geld sparen wir aber, da wir das selbst erledigen“, sagt der 52-Jährige.

      Neue Rolle für die Tochter

      Zuständig war für diesen Job bis vor kurzem vor allem Tochter Emelie, eine der größten Nachwuchshoffnungen im Springreiten im Sauerland. Die 18-Jährige wurde im vergangenen Jahr unter anderem Zweite bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften im Springreiten.

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      Vor zwei Wochen startete sie eine Ausbildung zur Pferdewirtin im Stall von Springreiter Christian Ahlmann, Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Emelie Pieper arbeitet dort auch als Bereiterin und muss ihre eigene Karriere aktuell hinten anstellen. Mit Shablis und Crispy hat sie zwei selbst gezogene Tiere mit auf Ahlmanns Hof nach Marl genommen. „Sie soll sich dort etablieren und diese Chance nutzen“, sagt Papa Marco Pieper.

      Es komme immer wieder vor, dass der Abschied eines gezüchteten Tieres, das dann verkauft wird, schwer falle. „Man hängt ja an den Pferden“, sagt Ute Pieper. Noch immer im eigenen Besitz ist Clinton, „unser Familienpferd“, wie sie betont. Alle vier ritten das nun mehr 14-jährige Tier. Ute Pieper: „Er ist bildschön und für uns wie ein Familienmitglied.“