Brilon. Alexander Knappe startete mit Platz drei in Österreich aus der Coronapause. Der Briloner spricht über Golf im Sauerland und seinen Traum.

Fußball – spielte er als Kind leidenschaftlich und sehr gut. Skispringen – fand er auch cool und war talentiert. Doch irgendwann fokussierte sich Alexander Knappe darauf, Golf zu spielen. Und spätestens, als der aus Brilon stammende, für den GC Paderborner Land antretenden Berufsgolfer vor knapp vier Jahren als neuer Stern am deutschen Golf-Himmel betitelt wurde, hatte sich diese Entscheidung bestätigt. Der 31-Jährige spricht schwärmend über die Plätze der Region, kritisch über Talente – und er spricht über seinen (leicht veränderten) Traum.

Das ist Alexander Knappe

Der 31-jährige Alexander Knappe stammt aus Brilon und begann auch im dortigen Golfclub, Golf zu spielen. Mit 12 Jahren wechselte er zum GC Paderborner Land, da dort auch im Winter trainiert werden konnte und Turniere gespielt werden konnten.

Seine bislang erfolgreichsten Jahre erlebte der Sauerländer 2016 und 2017, als er zwischenzeitlich zweitbester Deutscher hinter Martin Kaymer war. Da er sich nicht dauerhaft auf der European Tour etablieren konnte, rutschte Knappe wieder ab. Aktuell belegt er in der Weltrangliste die Position 580.

In all den Jahren auf der European und der Challenge Tour erspielte knappe bisher knapp 600.000 Euro Preisgeld. Mit dem geteilten dritten Platz bei den Euram Bank Open in Ramsau/Österreich feierte Knappe jetzt sein bestes Resultat seit Oktober 2016.

Knappe war zwischenzeitlich die deutsche Nummer zwei hinter Martin Kaymer. Er schlägt auf der ganzen Welt ab – und kämpft aktuell nicht nur gegen die Auswirkungen der Corona-Krise, sondern auch um seine dauerhafte Rückkehr auf die erstklassige European Tour.

Alexander Knappe, wenn Sie die Stichwörter Golf und Südwestfalen hören – welche Gedanken kommen Ihnen zuerst in den Sinn?

Alexander Knappe: Dass es hoch und runter geht, und dass die Plätze hügelig und anstrengend sind. (lacht)

Sie touren als Profi mittlerweile durch die ganze Welt. Haben Sie denn zuvor auf vielen Golfplätzen der Region gespielt?

Ich habe ja mit fünf Jahren in Brilon angefangen, Golf zu spielen. Damals gab es eine Jugendchallenge aller Klubs im Hochsauerland. Jedes Wochenende wurde auf einem anderen Platz gespielt. Deshalb kenne ich im Sauerland schon alle Plätze.

Und welcher ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Das kann ja eigentlich nur der Platz in Brilon sein, weil ich dort aufgewachsen bin. (grinst) Nein, es waren alle sehr, sehr schön. Der Platz in Schmallenberg ist mir als ein sehr anspruchsvoller in Erinnerung, am Sorpesee waren die Grüns immer sehr gut. Und am Möhnesee habe ich mein erstes Hole-in-One geschlagen – am Froschkönig, das war Bahn vier, die über einen Teich geht.

Wie lange ist es her, dass Sie zuletzt in der Region gespielt haben?

Ich war vor zwei Jahren mal bei Marvin Buschmann in dessen Putting-Studio in Schmallenberg und er hat mir beim Putten geholfen. Gespielt habe ich da aber nicht. Ich spiele tatsächlich mehr in der Umgebung von Paderborn. Dass ich im Sauerland gespielt habe, ist echt verdammt lange her.

Sie spielen in Südafrika, in Dubai – wie schneiden die Plätze der Region denn in Ihrem persönlichen internationalen Vergleich ab?

Landschaftlich sind sie sehr schön, einige Plätze sind schöner als so mancher Tour-Platz, viel schöner. Die Qualität der Grüns kann ich aktuell nicht beurteilen, aber ich erinnere mich an anspruchsvolle und sehr gute Plätze.

Apropos Tour – für Sie endet eine Corona-Zwangspause, es gibt wieder mehr und mehr Turniere. Unter welchen Corona-Regeln „leiden“ Sie?

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Leiden ist das falsche Wort. Wir sind ja froh, dass es weitergeht. Ohne Turniere hast du quasi keine Einnahmen. In den Sponsorenverträgen zum Beispiel steht normalerweise eine gewisse Zahl an Turnieren, bei denen du antreten musst, damit Gelder fließen. Dann gibt es die Preisgelder – aber ohne Turniere gibt es gar nichts. Deshalb freuen wir uns, dass es wieder losgeht. Man muss sich ja auch irgendwie ein Brot kaufen können.

Corona-Tests sind bei Turnieren aktuell obligatorisch?

Wir bekommen Tests nach Hause geschickt. Bevor wir zu einem Turnier anreisen dürfen, müssen wir einen negativen Test vorweisen. Wenn wir ankommen, werden wir sofort getestet. Dann wird jeden Tag Fieber gemessen und es gibt einen Gesundheitscheck. Bei der Abreise wird erneut ein Corona-Test gemacht. Darüber hinaus sind wir alle im gleichen Hotel, Wir leben quasi in einer Blase.

Sie sind der einzige Spieler aus der Region in der internationalen und nationalen Spitze. Wie kommt das? Fehlt es in Südwestfalen an der Förderung oder gar an Talenten?

Ich glaube schon, dass es überall Talente gibt. Als ich mit zwölf Jahren so gut wurde, dass ich für einen Kader nominiert wurde, ging es auch darum, in einen Golfclub zu wechseln, in dem man das ganze Jahr trainieren konnte. Das ist im Sauerland im Winter ja schwierig. Und wenn mein Papa mich nicht immer gefahren hätte, wäre es auch irgendwann vorbei gewesen. Ich glaube, dass das eine entscheidende Sache ist: die Unterstützung von zuhause.

Fehlt den Klubs im Sauerland vielleicht auch das gewisse Standing, weil es oft keine 18-Loch-Anlagen sind?

Das glaube ich nicht. In Paderborn kommt ja jetzt auch nicht unmittelbar jemand nach. In Ostwestfalen bin ich immer noch der beste Golfer. Es gibt hinter mir Julian Kunzenbacher, aber Marcel Siem, Martin Kaymer oder Maximilian Kieffer – die kommen alle aus dem Rheinland. Vielleicht liegt es daran, dass dort früher European-Tour-Turniere waren und die Golfkultur dadurch dort etwas größer ist. Aber man kann nicht pauschal sagen, dass die Förderung dort besser ist.

Wie sehen Sie den deutschen Golfsport für die Zukunft aufgestellt? Wie beurteilen Sie den Nachwuchs?

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Ich finde, die Spieler werden besser, richtige Athleten. Aber was mir auch auffällt: Es hat keiner den Biss, so wie wir ihn hatten. Martin zum Beispiel, der hat ein richtiges Gewinnerdenken. Golfprofi – oder Sportprofi generell – zu sein, bedeutet ja, dass man sein Leben dafür verschreibt und versucht, sich einen Traum zu erfüllen. Ich glaube, das fehlt dem heutigen Nachwuchs ein bisschen, obwohl wir bessere Spieler haben.

Welcher Traum soll sich für Sie noch erfüllen?

Einmal bei den Masters aufzuteen. Früher habe ich immer gesagt, einmal die Masters zu gewinnen, aber mittlerweile würde ich da nur gerne mal aufteen. (lacht)