Winterberg. Für sie war der Weltcup-Boykott in Winterberg am schmerzhaftesten. Warum Robin Geueke und David Gamm ihn weiter als alternativlos ansehen.

Für Toni Eggert und Sascha Benecken sowie Tobias Wendl und Tobias Arlt geht es beim Weltcupfinale der Rennrodler am Königssee um den Sieg im Gesamtweltcup. Robin Geueke und David Gamm möchten wenigstens ihre Top-Sechs-Platzierung im Gesamtklassement verteidigen. Dass es nochmal eng wird, liegt am Boykott des Heim-Weltcups in Winterberg, dem sich auch das Doppel des BSC Winterberg anschloss. Doch der Boykott war aus der Sicht der Sauerländer auch nachträglich alternativlos. Sie sprechen darüber und über Forderungen an den Weltverband FIL – auch im Zeichen des Klimawandels.

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Drei Fragen, drei Antworten – Robin Geueke und David Gamm antworteten unabhängig voneinander.

Herr Geueke, Herr Gamm, wie beurteilen Sie den Startverzicht bei Ihrem Heim-Weltcup in Winterberg nachdem die Konkurrenz im Doppelsitzer ohne nennenswerte Stürze über die Bühne gegangen ist? War die Entscheidung tatsächlich richtig?

Robin Geueke: Wir haben auf jeden Fall richtig entschieden. Gerade die Art und Weise des Rennens bestätigt uns in der Entscheidung. Zeiten, die vier Sekunden über dem Bahnrekord liegen; keine Bahnwartung, nur damit man ins Ziel kommt – das sind keine Bedingungen, unter denen wir Rennen fahren wollen.

David Gamm: Auch nachträglich sind wir der Meinung, dass wir richtig gehandelt haben. Denn die Gesundheit sollte immer im Vordergrund stehen.

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Die Entscheidung, nicht zu fahren, war alles andere als einfach für uns, aber wir als Sportler haben das in Absprache mit den Trainern ausdiskutiert und sind zu dem Entschluss gekommen, nicht zu starten.

Wie waren die Reaktionen Ihnen gegenüber an der Bahn?

Robin Geueke: Es gab sehr viel Zuspruch für diese Entscheidung, auch wenn sie sehr vielen weh getan hat und David und mir am meisten.

David Gamm: Es gab zwei verschiedene Arten von Reaktionen. Die einen haben unsere Entscheidung völlig verstanden. Andere sagten, dass die Bahn fahrbar sei und waren enttäuscht, dass wir nicht an den Start gegangen sind.

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Aber ein Großteil der Funktionäre oder Helfer ist noch nie mit einem Schlitten die Bahn herunter gefahren und kann sich deshalb gar nicht vorstellen, wovon wir reden, wenn wir sagen, dass die Kontrolle über den Schlitten fehlt.

Stimmen Sie zu, dass Winterberg mit den mäßigen Bahnbedingungen zu Beginn der Weltcup-Woche eine Steilvorlage gegeben hat, welche die Athleten genutzt haben, um einen schwelenden Konflikt mit dem Weltverband FIL eskalieren zu lassen?

Robin Geueke: Das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich glaube, dass es viele Themen gibt, die in unserem Sport angesprochen werden müssen, um eine vielversprechende Zukunft und damit auch eine Weiterentwicklung der Sportart zu sichern. Es ist für mich persönlich sehr schade, dass es hier in Winterberg passiert ist. Aber wir müssen die Dinge trennen. Der Zustand der Bahn war schlecht, das ist nicht zu diskutieren und für mich als Winterberger sehr ärgerlich. Aber wir sind eine Freiluftsportart und so etwas hin und wieder ausgesetzt. Der eigentliche Kern ist der Umgang mit solchen Situationen.

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Jeder Sportler will Rennen fahren, kein Sportler hat ein Problem damit, wenn es schwer wird. Wenn es aber nicht kalkulierbar ist, wird es unsinnig, zu fahren. Und da kommt die Kommunikation zwischen Sportlern und denen, die für uns Sorge tragen, ins Spiel. Meiner Meinung nach haben die Verantwortlichen zu spät reagiert. Wir hätten kein Problem damit gehabt, das erste Training auszulassen, um die Zeit für eine Nachbearbeitung der Bahn zu schaffen. Das ist leider nicht geschehen. Ich denke, es ist für die Zukunft unerlässlich, die Kommunikation mit den Sportlern – und damit die Stimme der Sportler – stärker in Betracht zu ziehen und nicht als unwichtig abzutun.

Nach dem Rennrodel-Weltcup in Winterberg „streiten“ sich Tatjana Iwanowa (li.) und Julia Taubitz für die Fernsehkamera um die Kristallkugel für den Gesamtweltcupsieg. Die Entscheidung fällt beim Weltcupfinale am Königssee. 
Nach dem Rennrodel-Weltcup in Winterberg „streiten“ sich Tatjana Iwanowa (li.) und Julia Taubitz für die Fernsehkamera um die Kristallkugel für den Gesamtweltcupsieg. Die Entscheidung fällt beim Weltcupfinale am Königssee.  © Falk Blesken

Denn am Ende sind wir die, die Risiken eingehen. Wir tun das gerne, aber nur, wenn wir merken, dass dies wahrgenommen und anerkannt wird.

David Gamm: Meiner Meinung nach haben Verantwortliche der FIL gar nicht oder zu spät reagiert. Ich denke, dass wir als Athleten mehr einbezogen werden sollten und mehr Einfluss auf die FIL haben sollten. Zusammen hätte man sicher eine Lösung finden können, die für alle akzeptabel gewesen wäre. Aber da sich an den ersten Trainingstagen nichts spürbar verbesserte, mussten die Sportler selbst handeln. Für Robin und mich war es wahrscheinlich am schlimmsten, da wir der einzige heimische Schlitten waren und bei unserem Lieblingsrennen nicht starten konnten.

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Für die Wetterbedingungen kann niemand etwas und wahrscheinlich werden wir diese Wetterbedingungen und die daraus folgenden nicht verhinderbaren Bahn-Probleme in den nächsten Jahren noch häufiger vorfinden. Deshalb hoffe ich, dass die richtigen Schlüsse aus diesem Wochenende gezogen werden und sich etwas ändert. Trotzdem war es schön zu sehen, dass viele Leute den Weg an die Bahn gefunden haben und selbst bei starkem Regen die Sportler angefeuert haben.