Winterberg. FIL-Präsident Josef Fendt beklagt einen Imageschaden und ist verärgert, dass unter anderem die Deutschen den Weltcup in Winterberg boykottierten.

Wind, Regen – doch vor allem geht der Rennrodel-Weltcup in Winterberg in die Geschichte ein, weil ihn unter anderem die deutschen Doppel boykottierten. Sie beklagten im Vorfeld die schlechten Bahnbedingungen und verzichteten auf einen Start. In Abwesenheit der Weltcup-Führenden gewannen die Russen Aleksandr Denisev/Vladislav Antonov in Winterberg. Josef Fendt, Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL), fand klare Worte zu den Ereignissen im Hochsauerland.

Herr Fendt, wie haben Sie die Ereignisse in der Trainingswoche, die im Weltcup-Boykott unter anderem durch die deutschen Doppel gipfelten, verfolgt?

Josef Fendt: Ich muss einschränkend sagen, dass ich erst am Freitagmorgen in Winterberg angekommen bin und erst dann informiert wurde, dass es ziemlichen Ärger gibt.

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Ich bedauere sehr, was sich abgespielt hat. Ich muss aber sagen: Für die Zurverfügungstellung einer rennfertigen Bahn ist der Bahnbetreiber zuständig, nicht die FIL. Einige Athleten haben immer die FIL in die Verantwortung genommen – das muss ich erstmal richtig stellen.

Gleichwohl erfolgt die Bahnfreigabe durch den Technischen Leiter der FIL.

Und an diesem Punkt hätte man überlegen können, ob man überhaupt starten kann. Gut, wir haben schon des Öfteren mit schlechten Witterungsbedingungen kämpfen müssen. Anscheinend war die Bahn bei den ersten Trainingsläufen tatsächlich in einem sehr schwierigen Zustand, aber die Bahncrew und auch – was ich sehr anerkenne – die Trainer vieler Nationen haben versucht, das Beste daraus zu machen. Es ist auch im Großen und Ganzen gelungen. Das Problem, das mir mitgeteilt wurde, ist, dass man wahrscheinlich zu spät erkannt hat, in welch’ schlechtem Zustand die Bahn war.

Die Bahnbetreiber erklären die Probleme mit den Witterungsbedingungen. Bei zwei Stürmen in Folge konnten die Segel zum Schutz nicht geschlossen werden, so dass zu viel Wasser in die Bahn gelangte.

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Dazu kann niemand etwas. Aber vielleicht hätte man etwas rechtzeitiger reagieren müssen, um die Bahn früher in einen guten Zustand zu bringen.

Wie beurteilen Sie die Entscheidung, die Starthöhen zu verkürzen, um die Rennen sicherer zu machen?

Das war absolut die richtige Entscheidung. Es war wahrscheinlich auch die einzige Möglichkeit, die gesamte Veranstaltung zu retten. Natürlich, auch für so eine Entscheidung gibt es Kritik, aber früher waren solche Starthöhen normal. Dass leider einige Nationen nur teilweise oder gar nicht mehr teilgenommen haben, das muss jeder mit sich selbst ausmachen.

Wenn die deutschen Doppel ausgerechnet in Deutschland einen Weltcup boykottieren, dürfte Ihnen das aber nicht gefallen. Ist Ihnen das nicht sehr sauer aufgestoßen?

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So ähnlich, ja. Ich bin völlig unzufrieden mit den Entscheidungen des deutschen Teams. Aber man kann keinen zum Start zwingen, wenn geglaubt wird, es sei zu unsicher. Die Österreicher sind schon vor der Starthöhen-Entscheidung abgereist – das gefällt uns überhaupt nicht, aber wir können es nicht ändern.

Ein Kritikpunkt der Athleten war, dass sie früh Bedenken geäußert hätten, dass sie aber von der FIL nicht erhört worden wären, dass die FIL die Bedenken nicht ernstgenommen hätte.

Da hat sich, glaube ich, einiges aufgeschaukelt. Es ist schwer zu beurteilen, was wirklich vorgefallen ist. Was sicher ist, dass man früher damit hätte beginnen müssen, bessere Bahnbedingungen zu schaffen.

Hätten Sie sich vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland ein Machtwort gewünscht, dass die deutschen Rodler starten müssen?

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Das ist immer schwierig. Ich bin nicht der Mannschaftsleiter der deutschen Mannschaft, der auch eine gewisse Verantwortung hat. Die Athleten zu verpflichten, dass sie fahren müssen, das wird nicht gehen. Ob es aber wirklich nur die Sicherheitsbedenken waren, die zu der Entscheidung führten, das vermag ich nicht zu beurteilen.

Der Eindruck ist, Winterberg hat mit einer grenzwertigen Bahn eine Steilvorlage geliefert, die für eine Machtprobe zwischen Athleten und FIL dankbar aufgenommen wurde.

Das könnte sein. Ich würde es aber als vollkommen falsch erachten, auf dem Rücken des Veranstalters oder der FIL so komische Machtproben zu machen. Wenn es so gewesen wäre, würde ich es absolut verurteilen. Bei so einer Veranstaltung macht man solche Spielchen nicht, deshalb bin ich insgesamt mit einigen Entscheidungen von Verbänden natürlich nicht zufrieden.

Müssen die Bahnbetreiber in Winterberg eigentlich mit Konsequenzen rechnen?

Lauter Pluspunkte sind es nicht. Aktuell haben wir auch einen Imageschaden. Man darf aber nicht unfair werden. Wir haben hier in Winterberg schon viele gute Veranstaltungen durchgeführt. Diese Veranstaltung ist ein bisschen in die Hose gegangen, was die Bahnbedingungen betrifft. Das – und andere Dinge werden wir in den nächsten Tagen in Gesprächen aufarbeiten.