Bochum. Marc Lettau muss als Sportdirektor von Fans viel einstecken. Auf dem Transfermarkt kämpft er mit ungleichen Mitteln. Ein Kommentar.
Es ist in diesen Tagen immer wieder zu lesen. In sozialen Netzwerken, in Foren, in Youtube-Kommentaren: Marc Lettau würde schlechte Arbeit beim VfL Bochum leisten, er müsse weg, er „verspiele“ die Zukunft des Vereins. Egal welche Gerüchte rund um den Verein aufkommen, einige Anhängerinnen und Anhänger des Klubs sind mit keinem Namen zufrieden, wünschen sich teure Spieler an der Castroper Straße und verweisen darauf, dass das doch verdammt noch mal möglich sein sollte in einem vierten Jahr Bundesliga. Diesen Fans muss man - und hier zitiere ich aus dem Ruhrpott-Filmklassiker Bang Boom Bang - zurufen: „Du bist doch sonst auch kein Hans-guck-in-die-Luft. Jetzt sei doch mal ‚n bisken reehalistisch!“
Fest steht: Der VfL Bochum muss in diesem Sommer mit einem geringeren Budget haushalten als noch in der Vorsaison, als man ins Risiko für das Ziel KIassenerhalt gegangen ist. Stand jetzt beträgt der Etat rund 37 Millionen Euro (gegenüber ungefähr 40 in der Vorsaison). Nach Informationen dieser Redaktion stehen Lettau, der nach dem Rücktritt von Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian in diesem Sommer federführend verantwortlich ist, rund sechs Millionen Euro an Investitionssumme zur Verfügung. Das gilt aber ausschließlich nicht nur für Ablösen, sondern auch für Gehälter, Handgelder und Co. Eine Summe, die schnell aufgebraucht ist auf dem modernen Transfermarkt.
VfL Bochum: Klamme Kassen geben nicht viel her
Lettau muss also genau haushalten und auch unbequeme Personalentscheidungen treffen. Wie die, dass Christopher Antwi-Adjei doch keinen neuen Vertrag bekommt. Mal eben einen Stürmer wie Robert Glatzel kaufen, der von einigen Fans gefordert wird? Utopisch. Einen Torhüter für viel Geld verpflichten? Nicht drin. Mindestens zehn Spieler, die bereits verabschiedet wurden, müssen am Ende ersetzt werden. Verkäufe wie der eines Bernardo würden zwar Geld in die klammen Kassen spülen, sie würden aber auch nicht dazu führen, dass Geld mit vollen Händen ausgegeben werden könnte.
Der VfL Bochum konzentriert sich in diesem Sommer bewusst auf junge und entwicklungsfähige Spieler. Zum einen sind sie günstiger als gestandene Profis. Zum anderen könnten mit ihnen in der Zukunft Transferwerte geschaffen werden. Der Transfer von Samuel Bamba vom BVB passt daher nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich in die Planungen des Vereins. Zumal er ablösefrei über die A40 nach Bochum kommt.
Apropos ablösefrei: Eben jenes Attribut sollte aktuell ein Spieler zwingend mitbringen. Lettau und Fabian haben daher in den vergangenen Wochen und Monaten - so hört man es von vielen Seiten - gute Vorarbeit geleistet. Gespräche sollen die sportliche Führung extrem professionell und sehr gut vorbereitet führen, die Spielerseiten vom Weg des VfL Bochum überzeugen können. Am Ende aber geht es im Fußball-Geschäft um das Geld. Und da kann die Konkurrenz - siehe bei Kevin Stöger - deutlich mehr zahlen.
VfL Bochum: Gute Griffe im vergangenen Transfersommer
Entsprechend muss auch der vergangene Transfersommer bewertet werden. Neuzugängen muss auch immer Eingewöhnungszeit eingeräumt werden. Bernardo schlug voll ein, schlussendlich funktionierten Spieler wie Felix Passlack, Maximilian Wittek, Matus Bero und Lukas Daschner vor allem gegen Saisonende gut. Dass Rekordtransfer Moritz-Broni Kwarteng zunächst nicht fit nach Bochum kam und dann durch Verletzungen weiter gestoppt wurde, ist den Verantwortlichen nur zum Teil anzulasten. Im Nachgang hätten wohl auch Fabian und Lettau anders entschieden.
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Aber dieses Beispiel zeigt auch, wie wenig Fehler sich die Verantwortlichen des VfL Bochum auf dem Transfermarkt leisten dürfen. Entsprechend lassen sie sich in diesem Sommer nicht treiben. Bis zum Trainingsauftakt sind es noch gut drei Wochen. Zeit, um zusammen mit dem neuen Trainer Peter Zeidler intensiv an Neuzugängen zu arbeiten. Die Vorarbeiten sind geleistet, nun müssen Ergebnisse her. Dass Lettau speziell in diesem Sommer an Ergebnissen gemessen wird, ist auch klar - trotz des geringen Etats. Nur die Erwartungen sollten ein realistisches Maß nicht überschreiten. Um bei Bang Boom Bang zu bleiben: „Alles auf Horst“ geht eben nicht.