Bochum. Manuel Riemann wurde für die Relegation aus dem Tor des VfL Bochum beordert. An seine Stelle rückt Andreas Luthe. Er gibt sich optimistisch.
Nach dem 1:4-Debakel in Bremen, dem Sturz auf Relegationsrang 16 und dem großen Knall um Manuel Riemann rückt Andreas Luthe unverhofft noch einmal in den Fokus. Der 37-Jährige, ein Bochumer durch und durch, bekommt zwei Abschiedsspiele zum Abschluss seiner Karriere.
Zwei Relegationspartien, in dem der VfL gegen den Zweitliga-Dritten Fortuna Düsseldorf am Donnerstag (20.30 Uhr/Sat 1) im ausverkauften Vonovia Ruhrstadion und am Montag (20.30 Uhr/Sat 1) in der sicherlich dann auch ausverkauften Düsseldorfer Arena (der Kartenvorverkauf für VfL-Mitglieder startet am Mittwoch, 10 Uhr), den Klassenerhalt noch schaffen will. Und Luthe, der gestandene und intelligente Routinier, macht kein Geheimnis daraus, dass er auf diese beiden Partien gerne verzichtet hätte.
VfL Bochum: Diese zwei Spiele waren für Luthe „kein Wunsch mehr“
„Ich habe nur gehofft, dass wir nach der regulären Saison in der Liga bleiben, auch das wäre der ideale Abschied für mich gewesen. Ich habe ja mein Spiel gemacht gegen Leipzig“, sagte der in diesem Winter als Back-Up für den Notfall vom 1. FC Kaiserslautern zum VfL zurückgeholte Torwart in einer Medienrunde am Dienstag. Jetzt noch einmal zu spielen, „war kein großer Wunsch mehr für mich persönlich.“
Überhaupt: Von Luthe, der in früheren Interviews mit dieser Redaktion bereits mehrmals betont hat, mit Riemann nie ein Problem gehabt zu haben, ist kein böses Wort zu hören über seinen Kollegen. Der Klub mit Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau hatte am Montag wie berichtet entschieden, dass die langjährige Nummer eins wegen „unüberbrückbarer unterschiedlicher Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“, so die offizielle und verklausulierte Begründung, bis zum Ende der Relegation nicht mehr zum Kader zählen werde.
Luthe: „Wir hätten alle Manu lieber im Tor gesehen“
Luthe sagte zu möglicher Unruhe in der Kabine: „Wir mussten uns schon sammeln, weil Manu seit vielen Jahren ein wichtiger Faktor unserer Mannschaft ist. Wenn man auf ihn verzichten muss, ist das ein kleiner Anpassungsprozess. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass wir ihn lieber im Tor gesehen hätten. Wir haben uns jetzt zwei Tage geschüttelt, aber ich habe im Training schon gespürt, dass es jetzt wieder positiv nach vorne geht. Das ist die Basis für zwei gute Spiele.“
Seit 2015 ist Riemann im Klub, sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2025, eine vorzeitige Trennung nach dieser Spielzeit dürfte unausweichlich sein, ligaunabhängig. Unter Trainer Gertjan Verbeek verdrängte Riemann einst Luthe, der 2016 den Klub verließ und nach Stationen beim FC Augsburg, Union Berlin und 1. FC Kaiserslautern seine Karriere in diesem Sommer beendet bei seinem Herzensverein, bei dem er ausgebildet wurde und zum Profi reifte.
Während Kapitän Anthony Losilla, ein Kumpel Riemanns und seit 2014 beim VfL, und Andreas Luthe, die von der Medienabteilung des VfL auserkoren wurden, für die Mannschaft mit den zahlreich erschienenen Medienvertretern zu sprechen an diesem Dienstag, offenbar keine Probleme mit dem extravaganten und impulsiven Torwart hatten, gilt das für andere Spieler wie Cristian Gamboa, Ivan Ordets oder Matus Bero sicherlich nicht. Der Klub zog nach diversen Aussetzern Riemanns gegenüber Mitspielern, zuletzt deutlich sichtbar in Bremen, die Konsequenz, wollte so ein Zeichen setzen, das Team insgesamt stärken.
Luthe zur Riemann-Debatte: „Müssen Entscheidung akzeptieren“
Luthe sagte zur sinngemäßen Frage eines Journalisten, ob die Entscheidung richtig sei, weil Riemann ja nicht zur Mannschaft gestanden habe: „Das ist eine Unterstellung. Es gab sicherlich das eine oder andere zu diskutieren. Manu hat seine Meinung gehabt, aber die Entscheidung wurde nicht von uns als Mannschaft getroffen. Ich bin ein Freund davon, dass man aufeinander zugeht und Diskurs führt. Wenn man dann der Meinung ist, dass es so in der Konstellation für diese beiden Spiele nicht weitergeht, dann haben wir das als Mannschaft zu akzeptieren. Ich hätte Manu gerne dabei gehabt. Aber es gibt Situationen, da muss man damit umgehen, und das werden wir als Team auch gemeinsam schaffen.“
„Manu“, meinte Luthe weiter, „wird uns von zuhause die Daumen drücken. Ich gehe davon aus, wenn wir die Klasse gehalten haben, dass er dann sofort wieder beim Team ist. So steht man eben auch in schwierigen Zeiten als Team zusammen.“
Luthe vor Relegation: „Alles tun, dass der VfL in der Liga bleibt“
Jetzt aber gelte der volle Fokus Düsseldorf: „Bochum ist mein Verein. Ich werde alles dafür tun, dass der VfL in der Liga bleibt“, versicherte Luthe.
Das desaströse Saisonfinale, der Riemann-Knall, all das müsse nun abgehakt werden. „Wie die Mannschaft damit umgegangen ist, dass Manu die letzten beiden Spiele nicht dabei ist, das ist vorbildlich. Wir haben zwei Tage schlucken müssen, aber jetzt spüre ich keine Unruhe, sondern Vorfreude auf diese zwei Spiele.“
Mit Luthe statt Riemann ändert sich das Spiel des VfL Bochum
Luthe wird spielen, erklärte Trainer Heiko Butscher. Niclas Thiede wird auf der Bank sitzen. „Andi hat viel Erfahrung, ich habe volles Vertrauen in ihn“, sagte Butscher. Luthe allerdings ist ein ganz anderer Torwart-Typ. Nicht der mitspielende, weit aus dem Kasten herausrückende „Libero“ mit den starken fußballerischen Qualitäten, auf den das VfL-Spiel seit Jahren zugeschnitten ist.
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Luthe, mit 1,95 Metern deutlich größer als Riemann, hat seine Stärken eher in der originären Torwart-Aufgabe, auf der Linie, im Fünfmeterraum, auch im eins gegen eins wie er gegen Leipzig (1:4) gleich zu Beginn zeigte, als er allerdings beim 1:2 keine gute Figur machte. Gegen RBL spielte Luthe, weil Riemann nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt fehlte. Es war sein einziger Saisoneinsatz für den VfL, hinzu kommen noch zwei Spiele zum Saisonstart der 2. Liga für Kaiserslautern. Nach seiner Roten Karte gegen Schalke 04 war Luthe dort dann nur noch die Nummer zwei.
Bochums Luthe ist fit: Kaum ein Training verpasst
„Ich werde die Spiele auf meine Art gestalten“, sagte Luthe nun. Fit und bereit ist er jedenfalls, „ich habe letztlich kaum eine Trainingseinheit verpasst“, so der Keeper. Fehlende Spielpraxis spiele bei ihm keine Rolle mehr. „Ich bin seit 16 Jahren im Profifußball, da habe ich schon so manches erlebt.“ 91 Bundesliga- und 187 Zweitliga-Partien hat er bestritten, alleine 170 Mal lief er als VfL-Profi auf – auch in den letzten zwei Relegationsspielen mit VfL-Beteiligung.
Als Zweitliga-Dritter forderte Bochum im Mai 2011 Borussia Mönchengladbach heraus, scheiterte nach einem 0:1 und 1:1 mit einem guten Luthe im Tor.
VfL Bochum: Luthe will auch den Kollegen mit positivem Herangehen helfen
„Jetzt sind die Verhältnisse umgekehrt. Wir sind der Bundesligist“, sagte Luthe, der versuchen will, allen Mitspielern auch im Vorfeld „viel Positives“ mitzugeben. Die Partien gegen Union Berlin (4:3) und Hoffenheim (3:2) müssten nach einer Saison mit vielen Auf und Abs als Blaupause dienen. „Fortuna hat eine gute Mannschaft. Aber wir haben auch unsere Qualitäten. Wir haben ein tolles Spiel bei Union Berlin gemacht, haben Hoffenheim zuhause völlig verdient geschlagen. Den Weg müssen wir wiederfinden, dann sind wir eigentlich auch die stärkere Mannschaft und werden die Liga halten.“