Bochum. Ohne die etatmäßige Nummer eins geht der Bundesligist in die Relegation. Der Kapitän deutet an, dass er mit der Entscheidung des Vorstandes nicht einverstanden ist.
Nach Spielen des VfL Bochum muss man nur in das Gesicht von Anthony Losilla blicken und man weiß, wie das Spiel gelaufen ist. Dem Kapitän des VfL ist immer überdeutlich anzusehen, wie es ihm geht. Losilla hat nach Niederlagen geweint und nach wichtigen Siegen machte er oft den Eindruck, als wolle er die gesamte Welt umarmen. In der aktuellen Situation ist für Losilla und den VfL Bochum beides noch möglich. Das Tal der Tränen und der Gipfel des Glücks.
Der VfL Bochum spielt in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf. Es geht um drin bleiben oder absteigen. Und als wäre diese Situation für den VfL Bochum und die handelnden Personen nicht schon schwierig genug, wird sie bei Losilla noch dadurch getoppt, dass sein Freund Manuel Riemann nicht dabei sein wird.
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Am Pfingsmontag kommunizierte der Bundesligist, dass er ohne seine langjährige Nummer eins in die Relegationsspiele gehen werde. Es gebe unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen.
Losilla: Der Vorstand hat die Riemann-Entscheidung getroffen
Und so steht Losilla nun im Fantreff im Vonovia Ruhrstadion, ist umzingelt von Fragestellern, die ihm ihre Aufnahmegeräte entgegenstrecken und die vor allem eins wissen wollen: Wie ordnet er, der Kapitän des VfL Bochum, die Freistellung eines seiner besten Freunde in dieser wichtigen Situation der Saison ein?
Die erste Frage zur Riemann-Freistellung lässt Losilla noch relativ sicher abtropfen. Es sei nicht in seiner Verantwortung zu sagen, ob die Entscheidung richtig oder falsch sei. Die Entscheidung habe der Vorstand getroffen. „Wir als Spieler können uns nur darauf fokussieren, was auf dem Platz passiert.“
Losilla: Andreas Luthe ist ein erfahrener Spieler
Drei Fragen weiter geht es dann um Andreas Luthe. Er wird, so viel scheint personell festzustehen, in den beiden Spielen der Relegation im Tor stehen. Und die Frage an Losilla ist, ob er ihm zutraue, der Mannschaft in den beiden Endspielen zu helfen. Natürlich macht Losilla das. „Andreas Luthe ist ein erfahrener Spieler, er spielt seit Jahren auf diesem Niveau.“
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Dann holt er kurz Luft und mit den dann folgenden Worten wird klar, in welcher Zwickmühle er steckt. Er ist Kapitän des VfL Bochum, er ist ein Führungsspieler, ein Fußballprofi, der sich der Situation mit all ihren Widrigkeiten stellen muss. Aber es geht dieser Tage eben auch um einen seiner besten Freunde, um einen Mann, mit dem zusammen er viele sportlich schwierige Situationen erfolgreich durchgestanden hat und große Erfolge feiern konnte.
Riemann und Losilla haben gemeinsam mehr als 90 Bundesligaspiele für den VfL Bochum absolviert
An allererster Stelle war da der Aufstieg mit dem VfL Bochum in die Bundesliga, mit dem für die beiden Akteure gerade noch rechtzeitig in ihrer Laufbahn spät ein Wunsch in Erfüllung ging. Da waren dann eben auch die beiden Klassenerhalte in der Bundesliga. Und überhaupt: Losilla, seit 2014 beim VfL Bochum, und Riemann, seit 2015 beim VfL Bochum, haben unzählige Vorbereitungs- und Trainingseinheiten gemeinsamn absolviert, sie haben unzählige Kilometer bei Auswärtsfahrten zusammen im Mannschaftsbus gesessen, sie haben fast alle ihre etwas mehr als 90 Bundesligaspiele zusammen bestritten und sie sind über die Jahre ziemlich beste Freunde geworden.
Und so nutzt Losilla bei der Frage nach Luthe doch noch die Chance, um einerseits seinen langjährigen Mitspieler und Freund Manuel Riemann ausdrücklich zu loben und andererseits damit anzudeuten, dass er, wenn er zu entscheiden gehabt hätte, die Entscheidung möglicherweise anders getroffen hätte und Riemann eben nicht für die beiden wichtigsten Spiele der jüngsten Vereinsgeschichte aus dem Kader gestrichen hätte.
Losilla: Natürlich habe ich noch Kontakt zu Manuel Riemann
„Manuel Riemann ist ein toller Spieler für den Verein“, sagte Losilla. „Wir können stolz sein, so einen Spieler zu haben. Aber jetzt ist es so, dass Andreas Luthe spielt. Er hat unser vollstes Vertrauen.“
Und ja, er habe natürlich Kontakt zu Manuel Riemann. „Wir kennen uns schon so lange.“ Aber noch einmal, sagt er dann auch: „Es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu reden. Wir brauchen Ruhe, um vernünftig zu arbeiten.“
Losilla zur Relegation: Wir sind der Bundesligist
Danach schaltet er endgültig verbal in den Arbeitsmodus. Als Führungsspieler versuche er, wieder eine positive Stimmung ins Team zu bringen, sagt er. „Wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist und müssen versuchen, das Beste daraus zu machen. Wenn zu viele negative Dinge reinkommen, schaffen wir es nicht. Es ist unser Job als Spieler, Leistung auf dem Platz zu zeigen.
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Düsseldorf komme mit viel Selbstvertrauen und vielen guten Ergebnissen im Rücken. „Sie haben einen guten Angriff und mit Christos Tzolis einen Spieler, der regelmäßig trifft. Aber wir sollten trotzdem in der Lage sein, diesen Gegner zu schlagen. Wir sind der Bundesligist. Wenn wir mit dem Rücken zur Wand standen, haben wir es oft geschafft, eine Reaktion zu zeigen.“