Bochum. Der VfL Bochum rasiert seinen Torwart Manuel Riemann - vor der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf. Dafür gibt es Gründe. Eine Analyse.
Es war am Pfingstmontag eine Frage von Minuten. Kurz nachdem diese Redaktion mit der Nachricht online ging, dass der VfL Bochum die Spiele der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf ohne Manuel Riemann, seine etatmäßige Nummer eins, angehen wird, veröffentlichte der Bundesligist die entsprechende Meldung dazu: Der Torwart wird dem Kader für die letzten Saisonspiele nicht angehören. Einiges deutet darauf hin, dass das Spiel bei Werder Bremen das letzte von Manuel Riemann für den VfL Bochum gewesen sein könnte. Er war dabei gesehen worden, wie er gegen 10.20 Uhr das Vereinsgelände verlassen hatte. Das Training fand ohne ihn statt.
Riemann hat noch bis 2025 einen Vertrag beim VfL Bochum
Sein Vertrag läuft bis 2025, zuletzt verlängert worden war er 2022. Würde er seinen Vertrag erfüllen, würde er die zehn Jahre beim VfL Bochum voll machen. Dass das so kommt, ist indes nicht zu erwarten.
Auch wenn der VfL Bochum das in seiner Mitteilung noch offen lässt, so versucht, den Druck aus dieser Entscheidung zu nehmen und für Ruhe zu sorgen - wenn das, wenige Tage vor den zwei wichtigsten Spielen der jüngeren Vereinshistorie überhaupt möglich ist.
+++ VfL Bochum und Riemanns Kader-Rauswurf – das war überfällig +++
Als Grund dafür, dass Riemann gegen Düsseldorf nicht dabei sein wird, führte der Bundesligist, „unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“ an. Und der VfL versuchte in seiner Mitteilung klarzustellen, „dass es sich nicht um eine Suspendierung oder Bestrafung“ handele. „Der VfL und Manuel Riemann werden diese Situation nach Saisonende aufarbeiten.“
VfL Bochum: Riemanns Aktionen gegen Bremen brachten das Fass zum überlaufen
Wobei es erstens natürlich eine Bestrafung ist, wenn ein Fußballprofi seiner Arbeit nicht nachgehen kann oder darf, und es zweitens dann wohl nur darauf ankommen wird, eine Trennung vor Ende der Vertragslaufzeit vor allem aus arbeitsrechtlichen und damit finanziellen Gründen halbwegs harmonisch über die Bühne zu bekommen.
Festzuhalten bleibt zunächst, dass offenbar Riemanns Aktionen und Reaktionen beim letzten Saisonspiel des VfL Bochum bei Werder Bremen das Fass zum überlaufen gebracht haben. Während des Spiels geriet er zunächst mit Mitspieler Goncalo Paciencia zusammen, der machte sich neben dem Bochumer Tor warm. Später hatte er einen heftigeren verbalen Austausch mit Mitspieler Matus Bero. Nach dem Spiel schließlich ging er alleine zu den Fans und dann alleine in die Kabine, als die Mannschaft vor den Fans stand.
Fans des VfL Bochum erkannten an, dass Riemann ein guter Bundesliga-Torwart sein kann
Es waren aber eben nicht die ersten grenzwertigen Aktionen des Torwarts, der an guten Tagen ein starker Rückhalt sein kann und der dem VfL Bochum auch in dieser Saison Punkte festhielt. In der Vergangenheit legte sich Riemann auch regelmäßig mit den Fans an.
Darauf verzichtete er in den vergangenen Spielzeiten weitgehend, wobei es in der Vorsaison zu einem Kopf-an-Kopf mit einem Fan nach dem Spiel gegen Stuttgart gab. Ansonsten konnte Riemann auf einen agressiven Austausch verzichten, weil die Fans anerkannten, dass er ein guter Bundesliga-Torwart ist, oder zumindest sein kann.
VfL Bochum: Riemann kostet mit seiner Art dem Team (zu) viel Energie
Was aber immer wieder zu Tage trat, war die unübersehbare Kritik an seinen Mitspielern während der Spiele oder auch im Training. Während der Spiele schiebt Riemann bei der Übermittlung seiner Kritik die Schultern nach vorne, der Kopf verschwindet dazwischen, seine negative Ausstrahlung, sein Ärger ist dann nicht zu übersehen. Das als Mitspieler auf Dauer zu ertragen, ertragen zu müssen, kann unglaublich viel Energie kosten.
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Bei Gesprächen mit den Verantwortlichen des VfL Bochum kam beim Thema Riemann bisweilen der Vergleich mit einer Impfung. Wenn Riemann durch Gespräche und klare Worte in die Spur gebracht worden sei, würde das aber immer nur drei, vier Spiele halten. Danach müsse die „Impfung“ mit einer klaren Ansage immer wieder aufgefrischt werden. Auch das frisst viel Energie.
Luthe oder Thiede spielen für den VfL Bochum in der Relegation
Für die Spiele der Relegation wird es nun zumindest Probleme mit Energiefresser Riemann nicht mehr geben. Entscheiden muss nun zudem Trainer Heiko Butscher zunächst, ob er den erfahrenen Andreas Luthe bringt, oder Niclas Thiede, der zum VfL Bochum mit der Perspektive gewechselt war, irgendwann Nachfolger von Riemann zu werden.
Klar ist auch, dass den Verantwortlichen des VfL, die Entscheidung gegen Riemann auf die Füße fallen könnte. Patzt der Torwart, der statt Riemann gegen Düsseldorf spielt, könnte es ebenso Kritik geben. Dessen aber sind sich die Verantwortlichen bewusst. Bei der Entscheidung gegen Riemann nahmen und nehmen sie das in Kauf. Allein das macht deutlich, wie groß das Problem mit Riemann war.
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