Bochum. Der VfL Bochum geht ohne Stammtorhüter in die Relegation gegen Fortuna Düsseldorf. Glatter Wahnsinn? Nein, es war überfällig. Ein Kommentar.
Die Nachricht überraschte einerseits – andererseits verwundert sie kaum. Der VfL Bochum hat seinen Torhüter Manuel Riemannvor den Relegationsspielen gegen Fortuna Düsseldorf aus dem Kader geworfen. In die zwei nun wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte geht der VfL ohne seine etatmäßige Nummer eins. „Unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“, nannte der Klub als Grund. Ist die Reaktion viel zu hart? Gar fahrlässig so kurz vor den Spielen, bei denen es um den Klassenerhalt, um sehr viel Geld und damit auch um die Zukunft geht? Nein – der Schritt war längst überfällig.
Wer am Samstag in Bremen das traurige Bundesligafinale verfolgt hat, der sah, wie Riemann zu seinem Team stand. Die Distanz war nie sichtbarer. Räumlich und emotional. Erst verabschiedete sich der Torhüter von den Fans, danach der Rest der Mannschaft. Der Riss zwischen dem Torhüter und seinen Mitspielern war aber schon länger erkennbar. Mehrfach wies der Schlussmann seine Vorderleute in Spielen und im Training rüde zurecht. So wachrüttelnd und geradeaus seine Reaktionen manchmal sein mögen, so unberechenbar sind sie aber auch für die Teamchemie. Riemann ist ehrgeizig und macht seinem Ärger Luft, tut dies allerdings meist mit destruktiver und nicht durch konstruktive Kritik. Auch deshalb soll er für so manchen Mitspieler mehr Last als Rückhalt gewesen sein. Die Klub-Verantwortlichen mussten ihn diesbezüglich immer wieder in die Spur zurückbringen.
VfL Bochum hatte keine Wahl mehr
Die Frage lautet also: Braucht es diese Negativität vor den Schicksalsspielen gegen Düsseldorf? Der VfL hat sich dagegen entschieden, er sah keine andere Wahl mehr. Eine ganze Ecke zu spät. Dass die Teamchemie nicht stimmt, war in den jüngsten Spielen offensichtlich. Dass Riemann ein schwieriger Charakter ist, ist seit Jahren bekannt. Nur die Konsequenz der Vereinsführung - die fehlte.
Es braucht nun den unbedingten Glauben und Zusammenhalt, um gegen formstarke Düsseldorfer zu bestehen, um diese Saison doch noch zu einem guten Ende zu führen, um eine Erstliga-Zukunft zu haben. Für übergroße Egos ist jetzt kein Platz, die Teamchemie muss stimmen. Andreas Luthe oder Niclas Thiede werden nun gegen Fortuna Düsseldorf im Tor stehen. Wird die neue Nummer eins gegen Düsseldorf patzen, wäre das verdammt traurig. So traurig wie diese gesamte Situation ohnehin schon ist. Denn auf Riemann, und das darf man nicht vergessen, war lange sportlich meist Verlass. Ganze neun Jahre ist er nun beim VfL. Traurig, dass es so endet.
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