Gelsenkirchen. Karaman, Müller oder doch ein anderer? Bei der Wahl des Schalke-Profis der Saison gehen die Meinungen unserer Reporter auseinander.
Das Votum der Fans ist eindeutig. Für sie ist Kenan Karaman der Schalker der Saison. Bei unserer Umfrage in den Sozialen Medien erhielt der 30 Jahre alte Offensive über 80 Prozent der rund 1800 Stimmen. Marius Müller landete bei der Wahl auf dem zweiten Rang, Simon Terodde wurde Dritter.
Doch wie fällt das Urteil der WAZ-Redaktion aus? Bei der Frage nach dem Spieler des Jahres gehen die Meinungen unserer Reporter auseinander.
Schalke-Juwel Assan Ouédraogo bringt alles mit, um es nach ganz oben zu schaffen
Von Erik Asmussen
Nein, zu den prägendsten Spielern gehörte Assan Ouédraogo in der beendeten Saison sicher nicht. Es waren eher Kenan Karaman oder Marius Müller, die einen erheblichen Teil dazu beitrugen, dass Schalke immerhin ein ganz großes Desaster abwenden konnte. Ouédraogo hingegen kam verletzungsbedingt nur in der Hälfte aller Partien zum Einsatz, nur neunmal gehörte er zur Startelf. Dennoch ist der 18-Jährige mein Spieler der Saison. Und das nicht, weil wir uns mit Mülheim an der Ruhr die Heimatstadt und mit Union 09 den Jugendverein teilen. Sondern, da die Königsblauen mit dem U17-Weltmeister endlich mal wieder über ein echtes Juwel in ihren Reihen verfügen.
Trotz des Absturzes des Profiteams in den vergangenen Jahren verfügt die Knappenschmiede weiterhin über einen exzellenten Ruf als Ausbildungsstätte. Und natürlich öffnet sie weiterhin kontinuierlich jungen Spielern die Tür zum Profibereich. Talente, die eine realistische Zukunft auf internationalem Topniveau haben, suchte man in diesem Jahrzehnt mit Ausnahme von Malick Thiaw allerdings vergeblich – bis Ouédraogo kam. Bei seinen wenigen Einsätzen zeigte der hoch veranlagte Mittelfeldspieler, dass er mit seiner Technik, seinen Bewegungen und seinen Zug zum Tor alles mitbringt, um es bis ganz nach oben zu schaffen – sofern er gesund bleibt und mit seinem Management kluge Entscheidungen trifft.
Schalkes Spieler der Saison? Die Paraden von Marius Müller sprechen für sich
Von Stephan Falk
Klar, Kenan Karaman als Torschütze war einer der wichtigen Spieler der Saison, aber es gab einen, der stand mehr im Blickpunkt. Erstens, weil er ohnehin Torhüter ist. Zweitens, weil er die Abwehr des FC Schalke 04 in der Saison 2023/24 vor sich hatte. Die vielen Paraden, die Marius Müller in den Schalker Spielen gezeigt hatte, sprechen für sich – und für den Torhüter als Schalker Spieler der Saison.
Und immer, wenn Müllers Gesicht in Großaufnahme auf dem großen Bildschirm in der Fußballkneipe einer kleinen Stadt auf der Grenze zwischen Ruhrgebiet und Münsterland zu sehen war, dann vermittelte er den „Blauen“, die ihn sahen: Das ist ein Torwart, der mehr will, als nur nicht verlieren. Er war ein Gewinner dieser Schalker Saison.
Schalke-Profi Kenan Karaman war der große Held im Abstiegskampf
Von Andreas Ernst
Dieses Gedankenspiel macht keinen Spaß: Wenn Kenan Karaman seine 13 Tore nicht geschossen, nicht sechsmal in wichtigen Zitter-Heimspielen das 1:0 erzielt hätte (meist wie aus dem Nichts) und damit den Hauptanteil an 14 Punkten hatte – wie wäre die Saison für Schalke ausgegangen?
Doch kein Schalker muss sich Karamans Tore und die neun Vorlagen wegdenken – er war im Abstiegskampf der größte Held, weil er die ganze Offensive in manchen Spielen auf seinem Rücken trug. Er entwickelte sich vom Mitläufer zu einem Führungsspieler, vom Transfer-Flop 2022 zum Schalker der Herzen 2024. Und zu dem Spieler, der in der Saison 2024/2025 eine unverzichtbare Säule sein soll.
Schalke: Als viele der Säulen umfielen, blieb Müller standhaft
Von Robin Haack
Vieles spricht bei der Wahl zum besten Schalker der Seuchen-Saison für Kenan Karaman – 13 Tore und neun Vorlagen sind gute Argumente. Doch Marius Müller verdient sich diese Auszeichnung sogar noch ein Stück mehr als der Stürmer. In vielen Statistiken war der 30-Jährige der beste Torwart der Liga. Schon in seinem ersten Jahr auf Schalke wurde er zum Anführer. Als viele der vermeintlichen Säulen des Teams umfielen, blieb Müller standhaft. Mit seinen Paraden rettete er den Königsblauen etliche Punkte, ohne die die Schalker womöglich bis zum 34. Spieltag hätten zittern müssen.
Von der unbekannten Nummer zwei wurde Müller binnen weniger Monate zu einem Spieler, der das Schalker Publikum mitreißt. Ein echter Typ mit Ecken und Kanten, der einfach gut ankommt. Leider auch in der Bundesliga, weshalb es ihn zur kommenden Saison zum VfL Wolfsburg zieht. Ein ganz bitterer Abgang für die Schalker.
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