Hannover. Tomas Kalas war - nicht nur - in Hannover der zweikampfstärkste Schalker. Wie er das 1:1 bewertete und über die S04-Fans denkt.

Die Kapuze seines Hoodies hatte sich Tomas Kalas über den Kopf gezogen, als wäre er ein Boxer auf dem Weg zum Ring. Doch es stand kein wichtiger Titelfight bevor, der große Kampf des FC Schalke 04 war rund eine Stunde beendet, als der 30 Jahre alte Tscheche das Stadion von Hannover 96 verlassen wollte und durch die Mixed Zone ging. „Wir haben einen Punkt gewonnen“, sagte der Innenverteidiger nach dem 1:1. „Wir haben gegen eine Mannschaft aus dem oberen Drittel gespielt. Aus dieser Perspektive müssen wir es betrachten“, erklärte Kalas.

Ruhig war er, als er das in perfektem Englisch sagte. Sehr ruhig sogar. Kalas ist kein Mann der großen Worte, einer, der sogar ein wenig unnahbar wirkt, 1,83 Meter Professionalität. Fünf Tage vor dem Ende der Sommer-Transferperiode hatte Schalke den vereinslosen Kalas ablösefrei verpflichtet, in den ersten Wochen konnte das keiner so richtig nachvollziehen, weil er ein Bankdrücker war – doch inzwischen entpuppt er sich als bester Einkauf von Ex-Sportdirektor André Hechelmann nach Torwart Marius Müller. In der Abwehr ist Kalas der Chef, vor allem für seine Kopfballtechnik wird er teamintern und auch in der Liga geschätzt, fast sogar beneidet. Mit 91 gewonnenen Kopfballduellen liegt er in der Liga-Tabelle auf Platz neun – wenn er nicht nur 21 Partien bestritten hätte, wäre er unter den Top 3, ganz sicher.

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In Hannover war er der zweikampfstärkste Spieler auf dem Feld – mit Abstand. 88 Prozent der Duelle gewann er. „Jeder, der mich verfolgt, der weiß, dass ich nicht der schnellste Läufer bin, dafür aber Zweikämpfe mag. Ich bin einer, der daran glaubt, dass er in einem Spiel mehr Zweikämpfe gewinnt als verliert“, sagte er. Besonders gut fand er seine Leistung diesmal aber nicht. „Ich freue mich, das zu hören“, sagte er über ein Lob für seine Vorstellung. „Aber ich stehe nicht alleine auf dem Platz.“

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    Und das größte Ziel einer Defensive – die Null in der Abwehr zu verteidigen – gelang diesmal nicht. Nach Assan Ouédraogos Führungstor (16.) spitzelte Paul Seguin den Ball in der 81. Minute 96-Stürmer Cedric Teuchert vom Fuß, aber ins eigene Tor – Endstand: 1:1. „80 Minuten haben wir sehr gut verteidigt“, blickte Kalas zurück und schilderte die Szene dann so: „Manchmal musst du auf dem Platz clever sein und ein taktisches Foul begehen, um den Angriff zu unterbinden. Aber der einzige, der in dieser Szene hätte foulen können, war Paul – und er hatte schon die Gelbe Karte gesehen. Aus meiner Sicht hätte ich auch früher helfen können, ich wollte aber den Spieler langsamer machen, damit wir ihn stoppen können.“ Was auch fast passiert wäre: Seguin holte Teuchert noch ein, traf aber den Ball unglücklich. Kalas nahm es mit Humor: „Ist doch ein schönes Tor von Paul gewesen – es passiert nicht oft, dass ein Spieler den Ball so trifft. Im Ernst: Ich weiß natürlich, was er machen wollte, leider ist das schiefgegangen.“

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    Im Abstiegskampf, Schalke benötigt wohl noch sechs Punkte, um den Klassenerhalt zu schaffen, macht Kalas die Leistung Mut. „Natürlich ist es ein Problem, dass wir als Mannschaft uns in diese schwierige Lage gebracht haben, aber wenn es wirklich darauf ankommt, wenn es kurz davor ist, sehr, sehr gefährlich für uns zu werden, dann liefern wir ab. Das spricht für ein aktuell sehr starkes Mindset. Wir müssen nun jedes der verbleibenden sechs Spiele wie ein Pokalfinale angehen. Dann hoffe ich, dass es am Ende weniger als sechs Endspiele sind“, sagte Kalas.

    Im Luftzweikampf kaum zu bezwingen: Schalke-Verteidiger Tomas Kalas, hier im Spiel gegen Wiesbaden.
    Im Luftzweikampf kaum zu bezwingen: Schalke-Verteidiger Tomas Kalas, hier im Spiel gegen Wiesbaden. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Dass dies mit der Unterstützung der Fans gelingt, daran zweifelt Kalas nicht. Und wenn er über die Anhänger der Schalker spricht, dann ist schnell zu merken, dass er eben nicht unnahbar ist. Viel erlebt hat Kalas, der in seiner Karriere ein Wandervogel war, in zwölf Profijahren für acht Vereine verteidigte (Sigma Olmütz, FC Chelsea, Vitesse Arnheim, 1. FC Köln, FC Middlesbrough, FC Fulham, Bristol City, nun Schalke 04), schon in den größten Stadien Englands spielte.

    Schalke: Kalas-Vertrag gilt noch bis Juni 2025

    Doch Schalkes Fans, das sagt er stets, seien ganz besonders. „Ich kann sie nicht genug loben, das war eine unglaubliche Unterstützung. Das hat sich angefühlt, als würden wir in der Veltins-Arena spielen. 10.000, 15.000 Fans fahren drei Stunden, um uns anzufeuern, trotz der schwierigen Situation – unglaublich“, sagte Kalas und ging weiter Richtung Mannschaftsbus.

    Sein Vertrag gilt noch bis Juni 2025 – und es nicht schwierig vorherzusehen, dass einer wie er in der kommenden Zweitliga-Saison (wenn es sie gibt) eine wichtige Stütze wäre.

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