Hannover. Lange führte Schalke in Hannover, doch ein unglückliches Eigentor führte zum 1:1-Endstand - dabei war ein Befreiungsschlag so nah.
Wie der sichere Sieger sah der FC Schalke 04 in der 80. Minute aus, spielte beim Aufstiegskandidaten Hannover 96 die Minuten lässig, fast schon souverän herunter, war drei wichtigen Punkten, einem Befreiungsschlag im Abstiegskampf sogar, ganz nah. Doch nach Assan Ouedraogos Führungstor (16.) unterlief Paul Seguin ein bitteres Eigentor (81.) und am Ende konnte Schalke froh sein, das 1:1 (1:0) über die Zeit gerettet zu haben.
So gab es wenigstens einen Teilerfolg für die 15.000 mitgereisten Fans. Was die auf der Tribüne veranstalteten, war ab der ersten Minute des Spiels beachtlich. Obwohl ihre Mannschaft vier Auswärtsspiele in Folge kläglich verloren hatte, in der Auswärtstabelle Letzter war, zeigten sie nicht nur eine tolle Choreographie. Sie sorgten für eine Heimspiel-Atmosphäre im mit insgesamt 49.000 Zuschauern ausverkauften Stadion - eine erstligareife Kulisse.
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Schalkes Paul Seguin nach wenigen Sekunden mit der ersten Torchance
Und Schalkes Paul Seguin gab schon nach wenigen Sekunden den Startschuss für einen couragierten, engagierten Auftritt der Königsblauen. Seguin knallte den Ball aus 20 Metern Entfernung zentral aufs Tor, 96-Keeper Ron-Robert Zieler konnte den Ball nur abklatschen lassen. Die Schalker nahmen diesmal die Atmosphäre mit, saugten sie auf, wandelten sie in positive Energie um. Ließen sich nicht erdrücken wie zuvor oft. Und Hannover? Die bis dahin zweitbeste Rückrundenmannschaft versteckte sich, kam in der ersten Hälfte nur zu zwei ungefährlichen Torschüssen. Schwächer war Hannover selten als in den ersten 45 Minuten.
Zu forsch nach vorn spielten die Schalker aber nicht, Sicherheit zuerst lautete das königsblaue Motto, oft bolzten die Abwehrspieler den Ball unkontrolliert nach vorn, was das Spiel zu keinem Offensiv-Spektakel machte. Aber zwei dicke Chancen erarbeitete sich S04 - und was für welche. In der 16. Minute schnappte sich Assan Ouédraogo bei seinem Startelf-Comeback nach langer Verletzungspause den Ball, ließ zwei Gegenspieler aussteigen, drang in den Strafraum ein und überwand Zieler mit einem Flachschuss - was für ein Tor des 17-Jährigen zum 1:0 für die Schalker. Gehofft hatten sie, dass ihr Top-Talent zum Unterschiedsspieler im Abstiegskampf werden würde. Und genau das zeigte er.
Schalke-Fans feiern Pausenführung überschwänglich
Auch an Schalkes zweiter Chance in der 25. Minute war Ouedraogo beteiligt. Sein Pass in den Strafraum rutschte glücklich durch einige Abwehrbeine vor die Füße von Kapitän Simon Terodde, der frei vor Torwart Zieler auftauchte, aber so verdutzt über die plötzliche Chance war, dass er Zieler anschoss. Das hätte das zweite Tor für Schalke sein müssen. Doch auch die 1:0-Pausenführung feierten die mitgereisten Fans überschwänglich.
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Doch die Pause tat den Schalkern nicht gut. Sie spielten direkt ab der ersten Sekunde in der zweiten Hälfte viel zu passiv, ihre einzigen Ballkontakte waren Befreiungsschläge ins Nichts. Schon in den ersten drei Minuten nach der Pause erarbeitete sich Hannover drei Ecken, hatte Dauerpräsenz in und um den Schalker Strafraum - zu einem richtigen Powerplay fehlten nur die großen Chancen. Denn so schwach Schalke aus der Pause kam, die Abwehrkette stand weiter konzentriert und ließ sich nicht überrumpeln. Nur ein Kopfball von Nicolo Tresoldi (49., ging über das Tor) brachte die 96-Fans aus der Fassung.
Schalker Mannschaft spielt auf Zeit
Die Minuten verrannen und verrannen - die Schalker Fans wurden immer lauter. Schon ab der 65. Minute spielte S04 auffällig auf Zeit, schön war das nicht - aber um Schönheit geht es im Abstiegskampf nie. Zumal Hannovers zuvor so gelobte Offensive wenig gelang. Nach Tresoldis Kopfball dauerte es fast eine halbe Stunde bis zur nächsten Torszene: Schalkes Derry Murkin schoss den Ball knapp über das Tor (78.). Zwei Minuten später konterte S04 erneut - diesmal scheiterte der für den ausgepumpten Ouedraogo eingewechselte Yusuf Kabadayi an Zieler (80.).
Die Schalke-Fans machten sich schon bereit für eine Siegesparty, und alles deutete darauf hin, als in der 81. Minute 96-Stürmer Cedric Teuchert den Ball in der Schalker Spielhälfte führte, umringt von drei Schalkern. Paul Seguin wollte klären, erwischte den Ball aber mit der Fußspitze und lenkte ihn an seinem eigenen Torwart Marius Müller vorbei ins eigene Netz - 1:1, welch ein Drama.
Hannover 96 in der Schlussphase stark
Das Momentum wechselte nun, Hannover griff nun intensiv an, als hätte es die ersten 80 Minuten nicht gegeben. Nun rückte Schalkes Torwart Marius Müller in den Mittelpunkt, der mit mehreren Paraden den Punkt rettete. Die größte in der 85. Minute, als er einen Kopfball aus kurzer Distanz von Tresoldi abwehrte. Schalke zitterte, musste bange Minuten überstehen und konnte dann immerhin einen Punkt feiern.