Berlin. Willkommen zurück im Zweitliga-Abstiegskampf, FC Schalke 04! Der Vorsprung schmolz durch das 2:5 bei Hertha BSC auf zwei Punkte.
Es lag etwas in der Berliner Luft an diesem Sonntagnachmittag - 20.000 Fans des FC Schalke 04 feierten in der Hauptstadt wie bei früheren Pokal-Endspielen ein fröhliches Wochenende und zwei gute Heimspiele sorgten auch für sportliche Aufbruchstimmung. Doch schon nach 120 Sekunden im Spiel bei Hertha BSC war alles futsch: Stabilität, Mut, Zweitliga-Tauglichkeit. Abermals versagte Schalke auswärts, ging mit 2:5 (2:3) unter und ist der große Verlierer des Spieltags. Nur noch zwei Punkte beträgt der Vorsprung vor dem Relegationsplatz.
+++ Schalke-Noten: Latza und Matriciani schwach - fünf Fünfen +++
Vor dem Spiel schienen die Trainer Pal Dardai (Hertha) und Karel Geraerts (Schalke) ihren Abwehrreihen gesagt zu haben, an diesem schönen Berliner Nachmittag nur mit halber Kraft zu verteidigen. So wirkte jedenfalls das, was sich in der stimmungsvollen ersten Halbzeit abspielte. Es gab viele Torszenen, die aber selten Kombinationen entsprangen, sondern vor allem bitteren Abwehrfehlern.
Schnell ging es vor 69.135 Zuschauern los. Der Schalker Ron Schallenberg ließ sich in der zweiten Minute von Jeremy Dudziak ausspielen, bei dessen Querpass behinderten sich Torwart Marius Müller und Innenverteidiger Tomas Kalas gegenseitig - Haris Tabakovic traf zum 1:0 für Hertha. Geraerts hatte während der gesamten Woche darauf hingewiesen, einfache Gegentore zu verhindern sei der Schlüssel - vergeblich. Doch auch die Hertha patzte. Torwart Marius Gersbeck konnte einen Schuss von Bryan Lasme nicht festhalten, Simon Terodde staubte zum 1:1 ab. Da waren erst fünf Minuten gespielt.
Schalke gegen das Tempo der Hertha chancenlos
Danach bestimmte die Hertha das Tempo - vor allem über ihren besten Spieler, Kapitän Fabian Reese. Auch in der 13. Minute war Reese beteiligt, als die beiden Schalker patzten, die neu in die Startelf gerückt waren. Ein Querpass im Mittelfeld flog am nicht reagierenden Danny Latza (spielte für den gesperrten Paul Seguin) vorbei, Reese tunnelte Henning Matriciani (der vertrat den verletzten Brandon Soppy), sah in der Mitte Tabakovic - Tor. Schalkes Abwehr wackelte, Torwart Müller verhinderte bei einem Reese-Schuss ein weiteres Gegentor (21.). Doch auch die Berliner Abwehr war noch nicht konzentriert - sie konnte sechs Minuten einen Schuss von Kenan Karaman im Strafraum nur blocken, Terodde stand erneut richtig und staubte zum 2:2 ab - richtig was los im Olympiastadion.
Nach dem vierten Tor des Tages blieb es zwölf Minuten ruhig - bis der Schalker Yusuf Kabadayi den Ball im Spielaufbau verlor. Im Mittelfeld lief Tabakovic dem indisponierten Latza davon, den Steilpass des Torjägers verwandelte Marten Winkler mühelos zum 3:2-Pausenstand (39.). Die Berliner, bisher im Jahr 2024 schwach, konnten ihr Glück kaum fassen. Und Schalke? Wie schon vor drei Wochen in Magdeburg kassierte S04 wegen einer nicht zweitligatauglichen Abwehrleistung drei Gegentore in einer Halbzeit. Etwas überraschend verzichtete Geraerts auf frühzeitige Wechsel - sowohl während der Halbzeit als auch in der Pause. Der einzige Vorteil der Königsblauen: Sie lagen nur mit einem Tor Differenz zurück - und die mitgereisten Anhänger hatten die Lust noch nicht verloren.
Schalke 04 geht in unruhige Länderspielpause
Nach der Pause gelang es den Schalkern zehn Minuten lang, das Spiel zu beruhigen - bevor ein abermals schlimmer Abwehrfehler das Spiel entschied. Reese setzte sich wieder einmal durch, Torwart Müller, in dieser Saison der zuverlässigste Schalker, bekam die Flanke nicht zu fassen, Marten Winkler bedankte sich und köpfte das Tor zum 4:2 (56.). Danach wurde das Spiel zum Schaulaufen für die Hertha, die Doppel-Torschützen Tabakovic (58.) und Winkler (64.) scheiterten jeweils noch einmal an Torwart Müller, bevor Florian Niederlechner nach der dritten Reese-Vorlage das Tor zum 5:2-Endstand erzielte (76.). Die gute Berliner Luft hatte nur Hertha gut getan.
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Mit diesem bitteren Auswärts-Rückschlag gehen die Schalker in eine unruhige Länderspielpause. Gelingt es Geraerts und den Profis nicht, die Schwäche irgendwann zu beheben, wird der Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag dauern. Und auch der Existenzkampf des Klubs. Am Montag stellt Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers den Jahresabschluss 2023 vor - und die Perspektiven für die Zukunft. Gut wird das nicht sein, was sie zu sagen hat.