Gelsenkirchen. Fabian Reese von Hertha BSC zählt zu den Top-Spielern der 2. Bundesliga. Im Sommer wäre er fast bei Schalke 04 gelandet, es gab Gespräche.
Es muss sich wie Musik in den Ohren angefühlt haben: An Lobeshymnen für Fabian Reese mangelte es in den vergangenen Wochen und Monaten nicht. Selbst Trainer Fabian Hürzeler von Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli sagte vor einigen Tagen, Reese sei „ein sehr, sehr guter Spieler, wahrscheinlich zu gut für die 2. Liga“.
Seine Qualitäten zeigt der 26 Jahre alte Offensivspieler Woche für Woche bei Hertha BSC. In 26 Pflichtspielen für die Berliner kommt er bereits auf zehn Tore und zwölf Vorlagen. Wegen seiner tollen Quote, aber auch wegen seiner schier unbändigen Leidenschaft und seines sympathischen Auftretens neben dem Platz wird er bei den Berlinern schon jetzt gefeiert wie ein Pop-Star – nur wenige Monate nach seinem Transfer aus Kiel. Auch vor dem Spiel zwischen Hertha BSC und Schalke 04 an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky) steht er im Fokus.
Schalke 04: Fabian Reese hätte sich Rückkehr zu Schalke vorstellen können
Den 26-Jährigen ablösefrei zu verpflichten, war rückblickend ein echter Transfercoup für die Hertha. Schon im Januar 2023, also ein halbes Jahr vor Saisonende, gaben die Berliner die ablösefreie Verpflichtung bekannt. Dabei war die Konkurrenz im Transferpoker groß. Wie die WAZ weiß, dachte auch Schalke 04 an eine Rückholaktion von Reese. Die Schalker trafen sich sogar zu Gesprächen dem Berater des Offensivspielers – doch zu einem Vertragsabschluss kam es nicht.
Warum nicht? Weil Hertha BSC in den Verhandlungen extrem früh dran war und Reese eine gute Perspektive aufzeigte. Schalke hingegen wusste Ende 2022 noch nicht annähernd, ob sie in der Folgesaison für die 1. oder 2. Bundesliga planen müssen. Neuverpflichtungen für das Winter-Transferfenster wurden damals höher priorisiert als Transfers für den Sommer 2023. So kamen unter anderem Moritz Jenz, Michael Frey oder Tim Skarke für den Bundesliga-Endspurt als Leihspieler nach Gelsenkirchen.
Reese selbst hätte sich eine Rückkehr zu Schalke 04 generell vorstellen können, wie die WAZ weiß. Denn bei den Königsblauen wurde er zum Bundesligaprofi. Schon in der U17 wechselte er aus seiner Heimat Kiel nach Gelsenkirchen und überzeugte dort in der Knappenschmiede. 2015 feierte er als 17-Jähriger unter Trainer Markus Weinzierl dann sein Bundesligadebüt für Schalke. Doch für mehr als 16 Pflichtspiele auf Schalke reichte es bei Reese nicht.
Als sich Reese entwickelte, setzte Schalke auf andere Profis
In der Rückrunde 2016/17 war er zunächst an den Karlsruher SC ausgeliehen, von Januar 2018 bis Juni 2019 folgte mit Greuther Fürth eine weitere Leih-Station, im Januar 2020 der feste Wechsel zu Holstein Kiel – für eine Ablöse im unteren sechsstelligen Bereich.
„Heute könnten wir einen Fabian Reese in der Mannschaft gebrauchen, klar“, gibt Lizenzspieler-Leiter Gerald Asamoah auf WAZ-Nachfrage zu. Zur Wahrheit gehört allerdings: Als Schalke den gebürtigen Kieler 2020 verkaufte, war er noch kein Unterschiedsspieler in der 2. Bundesliga. Von seinem aktuellen Niveau war Reese noch ein ganzes Stück entfernt. Und die Konkurrenz auf Schalke war groß. Auf den offensiven Flügelpositionen setzte Schalke damals eher auf Daniel Caligiuri, Alessandro Schöpf, Rabbi Matondo, Amine Harit oder Benito Raman.
Asamoah voll des Lobes für Ex-Schalker Fabian Reese
„Man hat zwar immer gesehen, dass Fabi etwas draufhat, aber man muss die Frage stellen, ob Fabi diese Entwicklung auch auf Schalke so genommen hätte“, hinterfragt Asamoah. „Als er da war, war Schalke noch Erstligist, wir hatten andere Spielertypen. Bei Fabi war der Weg wichtig, bei ihm hat eine tolle Entwicklung stattgefunden.“ Bei Holstein Kiel konnte sich Reese in einem ruhigen Umfeld stetig entwickeln, technische Fehler und Ungenauigkeiten wurden ihm verziehen – auf Schalke wäre das wohl schwieriger gewesen.
Von dieser guten Entwicklung profitiert inzwischen Hertha BSC. Unter Trainer Pál Dardai ist Reese Leistungsträger, ja sogar Vize-Kapitän. „Bei Hertha ist er der Spieler“, lobt Asamoah und klingt dabei ähnlich wie St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler vor einigen Tagen. „Sie haben eine Mannschaft um ihn herum gebaut und man sieht jede Woche, wie stark er ist.“ Noch so eine Lobeshymne für Fabian Reese. Gerne hätte sie Asamoah aber auch über den 26-Jährigen als Schalker gesagt.
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