Gelsenkirchen. Derry Murkin bleibt auf Schalke eher unter dem Radar – doch er wird immer wichtiger. Schon jetzt hat er auf dem Platz ein Markenzeichen.
Egal, ob im Trikot des FC Volendam oder von Schalke 04 – ein Detail ist bei Derry Murkin auf dem Rasen immer gleich: seine heruntergelassenen Stutzen. Der 24 Jahre alte Engländer vertraut beim Fußball auf Mini-Schienbeinschoner, und er zieht seine Stutzen so weit herunter, dass sie schon an der unteren Wade enden.
Im internationalen Fußball ist Manchester Citys Superstar Jack Grealish für diese kurzen Stutzen bekannt – er schwört aus Aberglauben darauf und sagt, er habe mit Mini-Schienbeinschonern mehr Bewegungsfreiheit. Als Feingeist auf dem Spielfeld kann er diese gut gebrauchen.
Schalke: Derry Murkin mit tollem Start in Deutschland
Schalke-Profi Derry Murkin ist allerdings nicht bekannt für seine filigrane Art. Ganz im Gegenteil. Der Linksverteidiger gilt als Mentalitätsmonster und wirft sich in jeden Zweikampf – man könnte meinen, ein bisschen Schutz für die Schienbeine könnte da nicht schaden. Dass Murkin dennoch mit Mini-Schienbeinschonern spielt, ist wohl Teil der vielzitierten englischen Härte.
„Mit deiner leidenschaftlichen Art zu spielen, werden dich noch viele Schalker in ihr Herz schließen“, schrieb Co-Trainer Mike Büskens im Herbst über Murkin und traf damit in Schwarze. In einer Saison voller Enttäuschungen ist Murkin tatsächlich ein königsblauer Lichtblick. Für 800.000 Euro holte André Hechelmann (im Sommer noch Sportdirektor, heute Technischer Direktor) den Engländer vom FC Volendam aus der niederländischen Eredivisie. Ein guter Griff des 39-Jährigen.
Anpassungsprobleme hatte Murkin keine – obwohl der deutsche Fußball für ihn komplett neu war und er erst Ende August verpflichtet wurde, als die Zweitliga-Saison schon lief. Die Sommer-Vorbereitung absolvierte er demnach noch in den Niederlanden. Trotzdem fügte er sich mit einer Vorlage und einem Tor in seinen ersten zwei Spielen für Schalke fast schon märchenhaft ein.
Derry Murkin: Eine der wenigen Schalke-Konstanten
„Ich wusste anfangs nicht, wie groß der Unterschied sein wird“, sagt er auf WAZ-Nachfrage über seinen Start auf Schalke. „Konkrete Erwartungen hatte ich nicht, aber ich bin froh, dass ich fit bin, in fast jedem Spiel ran durfte und sogar schon ein paar Vorlagen und ein Tor besteuern konnte.“ In 17 von 20 Zweitliga-Spielen seit seinem Transfer stand er auf dem Rasen (ein Tor, fünf Assists), zweimal fehlte er gesperrt, einmal wurde er nicht berücksichtigt.
Murkin ist eine der wenigen Konstanten bei Schalke 04 in der laufenden Saison. Egal, ob als Innenverteidiger, als Linksverteidiger oder im linken Mittelfeld – der Engländer bringt Leistung und wird deshalb mehr und mehr zum Führungsspieler. Auch wenn der 24-Jährige kein Anführer im klassischen Sinne ist. Denn der Verteidiger ist charakterlich eher ein ruhiger, zurückhaltender Typ, kein Lautsprecher. „Ich bin niemand, der laut ist und Ansagen macht“, erklärt Murkin. „Ich will eher durch Leistung vorangehen und so ein Vorbild sein. Auf dem Platz will ich immer mein Bestes geben – wenn ich mit meiner Art noch einige Spieler mitreißen kann, ist das umso besser.“
Spricht man mit dem Engländer, der schon als Kind mit seinen Eltern in die Niederlande gezogen ist, fällt auf, dass immer wieder die Begriffe „harte Arbeit“ und „Kampf“ fallen – denn genau das charakterisiert sein Spiel. So sagt er etwa: „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich nicht hart genug arbeite.“ Weil er sich solche Vorwürfe selbst nicht machen will, versucht Murkin in jedem Training, jedem Spiel an seine Grenzen zu gehen.
Schalke-Profi Derry Murkin hat Erfahrung im Abstiegskampf
Gerade im Abstiegskampf, den er mit Schalke 04 aktuell durchlebt, ist eine solche Einstellung essenziell. Erfahrungen im Kampf um den Klassenerhalt hat Murkin schon in der Vorsaison mit dem FC Volendam gemacht. Der Druck beim FCVD war in den Niederlanden zwar längst nicht so hoch wie der auf Schalke, doch gelernt hat Murkin aus dieser Erfahrung trotzdem. Im Abstiegskampf sei es „wichtig, dass man spricht und weiß, was die Teamkollegen denken“, sagt er. „So findet man gemeinsam Lösungen.“
Auch wenn es die S04-Profis in der laufenden Saison nicht immer gezeigt haben, ist Murkin sicher, dass die Mannschaft den nötigen Kampfgeist habe, um in dieser schwierigen Situation zu bestehen. „Wir müssen es nur regelmäßig auf dem Platz zeigen“, so der 24-Jährige.
Schon am Samstag, im Heimspiel gegen den SC Paderborn (13 Uhr/Sky), wollen die Schalker ihre Mentalität auf dem Rasen zeigen. Und sicher ist: Auch gegen die Ostwestfalen wird sich Murkin wieder in die Zweikämpfe werfen. Ohne Rücksicht auf Verluste – trotz seiner Mini-Schienbeinschoner.
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