Gelsenkirchen. Als Königstransfer für Schalke galt Ron Schallenberg im Sommer 2023. Erst am 24. Spieltag zeigte er seine erste herausragende Leistung.
Nach dem Abschlusstraining suchte Torwart Marius Müller das Gespräch mit Ron Schallenberg. Der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 sollte diesmal eine Rolle in der Innenverteidigung übernehmen, hatte das gerade eingeübt. „Er hat mir gesagt, dass der das schon mal in der Oberliga Westfalen gespielt hat, deshalb war ich relativ entspannt“, sagte Müller und lachte danach laut, das Lachen eines Überraschungssiegers. Wie aus dem Nichts hatten die zuvor wankelmütigen Königsblauen den Tabellenführer FC St. Pauli am Freitagabend hochverdient mit 3:1 (1:0) bezwungen und ihren Fans ein sonniges, wundervolles Party-Wochenende beschert. Und in den Fan-Geschichten über den Feier-Abend dürfte Schallenberg eine entscheidende Rolle gespielt haben.
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Leicht hatte es der 25-Jährige bisher nicht auf Schalke. Im Sommer galt er als Königstransfer, rund zwei Millionen Euro bezahlten die Königsblauen, um Schalke-Fan Schallenberg vom SC Paderborn loszueisen. Beim Aufstiegsfavoriten sollte er im defensiven Mittelfeld aufräumen und Verantwortung übernehmen. Doch nichts davon gelang. Schallenberg spielte schlecht, schien mit der Größe und Emotionalität des Klubs überfordert, zog sich zurück, verlor sogar seinen Stammplatz. „Leistungstechnisch habe ich eine gewisse Zeit benötigt, um reinzufinden, da braucht man nicht drumherum zu reden. Ich habe auch schon in der Hinrunde probiert, Verantwortung zu übernehmen. Das ist aber schwer, wenn man selbst kacke spielt“, sagte er drastisch und fügte hinzu: „Das Standing verbessert sich doch automatisch, wenn sich die Leistung verbessert.“
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Gegen St. Pauli zeigte er seine beste in dieser Saison. Er verteidigte nicht nur stark, auch im mannorientierten und mutigen Spiel gegen den Ball übernahm er die Schlüsselrolle, griff St. Pauli auch mal weit in der gegnerischen Hälfte an. „Ron hat ein gutes Spiel gemacht“, lobte Trainer Karel Geraerts. „Rons Profil passte genau für diese Rolle in unserer Taktik.“ Torwart Müller lobte Geraerts für diesen taktischen Kniff. „Ich bin ein Freund von Mut und Risiko. Und das ging sehr, sehr gut.“
Schalke: Schallenberg über Kaminski - „Er ist zu mir gekommen“
In der Innenverteidigung ersetzte Schallenberg den erfahrenen Marcin Kaminski, der zum ersten Mal in dieser Saison auf der Bank Platz nahm. Neid hätte es aber gar nicht gegeben, berichtete Schallenberg. „Wie der Support untereinander war an diesem Abend, dafür ist Marcin das beste Beispiel. Ich spiele auf seiner Position, und doch ist er zu mir gekommen und hat mir gesagt: Wenn du Fragen hast, dann sag‘ mir Bescheid. Der Charakter der Mannschaft ist doch nicht so schlecht, wie es oftmals gesagt wird.“ Und was fragte Schallenberg? „Wie man Innenverteidiger spielt“, lautete seine Antwort mit einem Schmunzeln im Gesicht. Dann wurde er ernsthafter: „Ich habe zwei, drei taktische Dinge gefragt.“
Doch Schallenberg steht nicht nur als Beispiel für die überragende Leistung gegen St. Pauli, sondern auch für eine Frage, die sich alle Schalker stellen: War das nur ein gutes Spiel und jetzt fällt Schalke wieder in den alten Auf-und-Ab-Trott zurück? Beantwortet wird die Frage am Samstag, wenn der SC Paderborn kommt (13 Uhr/Sky) - aus Schallenbergs Sicht ausgerechnet der SC Paderborn. Er ist ein Paderborner, spielte zuerst beim Stadtteilverein SV Marienloh, durchlief aber ab der U12 sämtliche Jugendmannschaften des SCP, erhielt seinen ersten Profivertrag. Nachdem er von 2018 bis 2020 beim SC Verl in der Regionalliga Spielpraxis gesammelt hatte, kehrte er zu seinem Stammverein zurück und wurde schon in jungen Jahren Kapitän. „Ich freue mich natürlich auf dieses Spiel, das für mich ein ganz besonderes ist. Wir wollen den Schwung mitnehmen - jetzt hat jeder gesehen, was aktuell auch möglich ist. Die Bude hat gebrannt, das hat Spaß gemacht“, sagte er.
Und wie lief nun in der zweiten Mannschaft des SC Paderborn das Halbjahr als Innenverteidiger? „Äußerst unerfolgreich“, sagte er und lachte danach. „Hinterher hat er mir das auch gesagt“, schmunzelte Torwart Müller. Bleibt er nun Schalkes Abwehr-Organisator? „Es kann sein, dass es zukünftig so weitergeht. Das haben wir aber noch nicht besprochen.“ Um das nächste Spiel geht es auch für den Königstransfer erst ab Montag. Er genoss das sonnige Wochenende ebenso wie alle Schalker ganz in Ruhe.
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