Gelsenkirchen. Letzte Woche Tribüne, jetzt Doppeltorschütze: Yusuf Kabadayi führte Schalke gegen St. Pauli zum Sieg. Probleme hatte er nur nach dem Spiel.
Zwei Tore gegen Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli, Matchwinner für Schalke 04 beim 3:1-Sieg, bestes Spiel der bisherigen Profikarriere – man könnte meinen, bei Yusuf Kabadayi lief am Freitagabend alles glatt. Doch dem war nicht so. Denn deutlich mehr Probleme als mit den Pauli-Innenverteidigern hatte Schalker mit der Dopingprobe nach dem Spiel.
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Eine gefühlte Ewigkeit brauchte Kabadayi, bis die Probe endlich abgegeben war – so stand er auch rund eineinhalb Stunden nach dem Abpfiff noch in Fußballschuhen und kurzen Hosen in den Katakomben der Arena. Wo er bei den Journalisten ein gefragter Mann war. Für den 20-Jährigen ist das in seiner ersten kompletten Saison als Profi Neuland. „Ich bin selbst überfordert mit der Situation“, sagte er auf WAZ-Nachfrage. „Aber ich bin natürlich extrem glücklich.“
Schalke-Profi Yusuf Kabadayi mit zwei besonderen Torjubeln
Auf dem Rasen verlieh er seinem Glück mit zwei speziellen Torjubeln Ausdruck. Nach seinem Treffer zum 1:0 kurz vor der Halbzeitpause hielt er sich die Hände vor das Gesicht und blickte in die Kameras der Fotografen. „Es sollte zeigen, dass ich eine Maske trage, ich zeige nur meine Augen“, erklärte Kabadayi. „Ich rede nicht so viel, aber will mich auf dem Platz zeigen, bleibe unter dem Radar.“
Seinen zweiten Treffer bejubelte Kabadayi mit der berühmten Pose seines großen Idols Cristiano Ronaldo – der im Trikot von Real Madrid vor einigen Jahren in der Champions League übrigens auch schon vor der Schalker Nordkurve seine Tore zelebrierte. Der Ronaldo-Jubel sei ein spontaner Einfall gewesen, sagte er. „Ich wusste gar nicht, was ich machen soll, es waren einfach pure Emotionen“, erklärte er mit einem Strahlen.
Ähnlich wie Cristiano Ronaldo will Kabadayi mit seinem Tempo und seiner Dribbelstärke den Unterschied machen – doch bislang konnte er auf Schalke nur in Ansätzen zeigen, dass in ihm ein Mini-Ronaldo schlummert. Kabadayis Saison gleicht einer Achterbahnfahrt. So war er unter Ex-Trainer Thomas Reis in der Hinrunde zwischenzeitlich nah dran an der Startelf und konnte mit zwei Toren bei den Niederlagen in Paderborn (1:3) und gegen Hertha BSC (1:2) überzeugen – doch ein Muskelfaserriss im Dezember warf Kabadayi weit zurück.
Yusuf Kabadayi: Von der Tribüne in die Schalke-Startelf
Unter Karel Geraerts spielte er in diesem Jahr kaum eine Rolle. Dreimal wurde er vor dem Pauli-Spiel 2024 eingewechselt, teilweise schaffte er es aber gar nicht in den Spieltagskader, so auch beim 0:3 in Magdeburg in der Vorwoche. „Die letzten Wochen waren schwer für mich“, sagte Kabadayi ehrlich. Auf Schalke ist der gebürtige Münchener erstmals weit weg von Freunden und Familie in der Heimat. „Das darf man nicht unterschätzen“, erklärte Stürmer Keke Topp (19), der seine Bremer Heimat ebenfalls schon als Teenager verlassen hat, um für Schalke zu spielen und daher genau weiß, wie sich sein Teamkollege fühlt. „So ein Befreiungsschlag wird ihm guttun und ich hoffe, dass Yussi seine Qualitäten weiterhin zeigt.“
Qualität hat Kabadayi auch in den besonderen Momenten. In der Jugend des FC Bayern war er als Flügelstürmer ein Unterschiedsspieler und auch neben dem Platz ein Lebemann. „Ich bin schon ein verrückter Hase“, sagte Keke Topp. „Aber Yussi ist der verrückteste Typ.“ In der Mannschaft hat Kabadayi häufig freche Sprüche auf den Lippen oder albert im Training herum. „Er war schon immer ein bisschen verrückt“, so Topp, der Kabadayi schon über zehn Jahre kennt. „Ihn muss man immer einfangen, auch wenn er keine Tore schießt, aber der Trainer macht das schon ganz gut.“
Schalke-Profi Yusuf Kabadayi: „Ich liebe Herausforderungen“
Zumindest in den Interviews nach dem Spiel gab sich Yusuf Kabadayi demütig und wollte gar nicht zu viel Lob entgegennehmen. Doch der 20-Jährige machte auch klar, dass er mehr will und diese zwei Tore nicht seine letzten gewesen sein sollen. „Ich liebe Herausforderungen, habe große Ziele und bin sehr ehrgeizig“, sagte er.
Am Freitagabend hat er diese Ambitionen mit einer tollen Leistung untermauert – und alle Herausforderungen gemeistert. Ja sogar die lästige Dopingprobe nach dem Spiel.
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