Gelsenkirchen. Gegen die SV Elversberg wurde einige Probleme von Schalke 04 offensichtlich. Schon auf der Torwartposition fängt es an.
Die Champions League ist für Schalke 04 gefühlte Lichtjahre entfernt. Der Gegner hieß am Freitagabend SV Elversberg und nicht Real Madrid – und trotzdem zog der Vorsänger der einflussreichen Fan-Gruppe Ultras Gelsenkirchen in der Nordkurve am Freitagabend einen Vergleich zu vergangenen Tagen in der Königsklasse. Nach dem imposanten Steigerlied in der verdunkelten Arena sagte er per Megafon, es fühle sich vor dem Heimspiel gegen Elversberg so an wie ein Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid. Genau so wollten und sollten die Fans in der Nordkurve das Spiel auch angehen.
Und vorweg: An den 61.110 Fans in der Arena hat es nicht gelegen, dass sich Schalke 04 gegen die Aufsteiger aus der saarländischen Provinz blamiert hat. Trotz der 1:2-Niederlage im Zweitliga-Duell – inklusive indiskutabler Anfangsphase der S04-Profis – gab es während der 90 Minuten viel Unterstützung für die Mannschaft. Pfiffe gab es erst nach Schlusspfiff. Doch geholfen hat auch die Geduld der Fans nicht. Schon, weil es sportlich derzeit zu viele Baustellen auf Schalke gibt. Gegen Elversberg war das offensichtlich.
Schalke hat ein Torwart-Problem
Ein großes Schalker Problem bleibt in dieser Saison die Torwartposition. Weil die Nummer eins Marius Müller weiterhin verletzt ist und noch bis Jahresende fehlen wird, darf sich derzeit Routinier Ralf Fährmann zeigen. Doch auch der 35-Jährige verletzte sich am Freitag beim Aufwärmen – die Muskelverletzung ist bereit die dritte Verletzung des Torwarts in der laufenden Saison. Für Schalke ist das ein riesiges Problem, denn die vielen Verletzungen machen deutlich: Es kann sich nicht mehr auf Fährmann verlassen werden.
Sein Vertreter war die eigentliche Nummer drei, Justin Heekeren. Fußballerisch ist der 22 Jahre junge Ex-Oberhausener zwar eine Bereicherung für das Schalker Spiel, doch auf der Linie wackelte Heekeren gegen Elversberg. Schon bei seinem ersten Zweitligaspiel gegen Hertha BSC (1:2) griff er einmal übel daneben und war somit Mitschuld an der Niederlage. Ein sicherer Rückhalt ist Heekeren aktuell nicht.
Schalke ist zu abhängig von Kenan Karaman – und Standardsituationen
Auch ganz vorn hat Schalke Probleme. Dort ist das Team aktuell viel zu abhängig vom türkischen Nationalspieler Kenan Karaman. Im 3-5-2-System von Trainer Karel Geraerts ist der 29-Jährige als Sturmspitze der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Königsblauen – so auch gegen Elversberg. Nahezu jeder Angriff läuft über Karaman, der zwar beachtlich viele Lösungen findet, aber nicht alles allein machen kann. Der schnelle Bryan Lasme wirkt nach zuletzt schwachen Leistungen völlig verunsichert, die beiden erfahrenen Mittelstürmer Simon Terodde und Sebastian Polter kommen aktuell nur von der Bank.
Dass Schalke 04 nach 13 Spieltagen bei immerhin 20 Treffern steht, liegt auch an einer ordentlichen Ausbeute nach Standardsituationen (fünf Tore nach oder durch Standard-Situationen). Auch gegen Elversberg sorgten vor allem die Ecken von Thomas Ouwejan für Gefahr – eine davon führte zum 1:2-Anschluss durch Karaman. Sich nur auf Standards und Kenan Karaman zu verlassen, ist fahrlässig.
Schalke fehlen aktuell die Anführer auf dem Platz
Besorgniserregend ist zudem die Tatsache, dass einige Schalker den Ernst der Lage offenbar nicht verstanden haben. Nach 13 Spieltagen in der 2. Bundesliga ist der Abstieg in die 3. Liga derzeit deutlich realistischer als die Rückkehr in die Bundesliga. Gegen Elversberg seien laut Trainer Karel Geraerts nur zwei, drei Spieler auf „akzeptablem Niveau“ gewesen. „So ist es unmöglich, ein Fußballspiel zu gewinnen.“ Der Coach fordert alle Profis auf, zu hinterfragen, ob sie wirklich alles gegeben haben – denn das sah während der 90 Minuten nicht so aus.
Auf dem Rasen fehlen Schalke in dieser Krisensituation Mentalitätsspieler, die ihre Kollegen mitreißen. Kapitän Simon Terodde schaffte das im Saisonverlauf noch nicht – weil er sportlich noch nicht überzeugen konnte und zuletzt nur Bankdrücker war. Marcin Kaminski ist als Abwehrchef und Vize-Kapitän aktuell auch kein Anführer und Leistungsträger. Mittelfeldspieler Ron Schallenberg, der für 2,5 Millionen Euro aus Paderborn verpflichtet wurde und sofort Chef sein sollte, ist bislang eher ein Transferflop als ein Königstransfer.
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