Elversberg/Gelsenkirchen. Das Spiel auf Schalke ist für die SV Elversberg eines der größten der Klub-Geschichte. SVE-Profi Luca Dürholtz stellt die Saarländer vor.
Mit der SV Elversberg in einem Pflichtspiel gegen Schalke 04 spielen? Über eine solche Vorstellung hätte sich SVE-Mittelfeldspieler Luca Dürholtz vor ein paar Jahren „wahrscheinlich erstmal kaputtgelacht“, wie er der WAZ erzählt. Als der heute 30-Jährige im Sommer 2018 erstmals in Elversberg unterschrieben hat, war Schalke amtierender Vize-Meister in der Bundesliga und die Saarländer Regionalligist. Ein Pflichtspiel auf Schalke sei da noch nicht abzusehen gewesen. „Aber umso schöner, dass es jetzt so weit ist“, sagt Dürholtz vor dem Zweitligaduell zwischen Schalke und Elversberg an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky).
Für den gebürtigen Remscheider Dürholtz, der im Kindesalter aufgrund der räumlichen Nähe zu Gelsenkirchen einige Bundesligaspiele der Schalker in der Arena schaute, ist die Partie am Freitag ein echtes Karrierehighlight. „Für jeden Spieler von uns ist es etwas Besonderes – auch für mich. Vor so vielen Menschen habe ich noch nie gespielt“, sagt er. Für den gesamten Verein ist es „ein Highlight-Spiel“, wie Dürholtz sagt. „Jeder Mitarbeiter, Fan und Spieler freut sich total.“
Schalke-Gegner: Die SV Elversberg wird nicht mehr belächelt
Klar ist aber: Die Elversberger wollen mehr sein als nur eifrige Groundhopper, die in der Arena einen langersehnten Stadionpunkt sammeln. Das Team aus dem Landkreis Neunkirchen im Saarland (rund 12.000 Einwohner) hat die Ambition, den so ruhmreichen FC Schalke 04 zu ärgern. Mit Blick auf die Historie kann der Aufsteiger mit den Gelsenkirchenern zwar nicht mithalten, doch sportlich überzeugt die Mannschaft von Trainer Horst Steffen. Nach zwölf Spieltagen ist die SV Elversberg Zehnter – mit fünf Punkten mehr als S04. Elversberg vor Schalke. Was vor Jahren noch undenkbar war, ist derzeit Realität.
Doch was macht die SV Elversberg so stark? Wie kann es sein, dass der Fußball-Zwerg die 2. Bundesliga aufmischt und sogar den Hamburger SV schlägt? „Hier ziehen alle an einem Strang und gehen ehrlich miteinander um“, beschreibt Dürholtz. „Niemand versucht, sich hier als Macher hinzustellen, stattdessen arbeitet man gut zusammen. Der Verein weiß, wo er herkommt, und bewahrt stetig die Ruhe.“ Auch spielerisch kann die SVE in Liga Zwei mithalten. „Viele haben wahrscheinlich nach unserem etwas holprigen Saisonstart gedacht, dass wir direkt wieder absteigen“, so der Mittelfeldspieler der SV Elversberg. „Aber jetzt sehen viele, was für einen Fußball wir spielen, und dass bei uns alles ineinandergreift. Ich glaube nicht, dass viele Mannschaften uns noch belächeln.“
Ein großes Plus des SVE ist zudem die Kontinuität. Trainer Horst Steffen ist schon seit 2018 im Amt und hat den Kern des Teams über Jahre zusammengehalten – genau so gelang Elversberg zuletzt der Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. „Jeder weiß, was der andere auf und neben dem Platz zu tun hat, wir haben einen großen Zusammenhalt“, erklärt Dürholtz. Auch nach verpassten Aufstiegen in die 3. Liga habe das Präsidium stets am Trainer und an den Spielern festgehalten. „Das wird jetzt belohnt. Viele Spieler, die schon in der Regionalliga da waren, spielen jetzt in der 2. Bundesliga“, erklärt Dürholtz, der trotz eines einjährigen Intermezzos in der Saison 2021/22 bei Rot-Weiss Essen zu dieser Kategorie zählt.
Schalke-Gegner SV Elversberg: Die Weiterentwicklung des Klubs läuft
Schon aufgrund der jüngsten Erfolgsgeschichte, die einem kleinen Fußballmärchen gleicht, ist der Fußball im Elversberg im Aufwind. Das heimische Stadion an der Kaiserlinde ist mit 10.000 Plätzen zwar das kleinste der Liga, doch regelmäßig ausverkauft. „Zu Regionalliga-Zeiten haben wir vor 600 bis 700 Leuten angefangen. Hier entwickelt sich etwas“, sagt Dürholtz. Auch, was Trainings- und Rahmenbedingungen in Elversberg angeht, geht es bei der SV Elversberg voran. Dürholtz zieht diesbezüglich Parallelen zu seinem Ex-Klub Holstein Kiel: „Als ich dort gespielt habe, stand noch der Handball im Vordergrund, das hat sich auch komplett gedreht. Von daher haben wir hier auch noch ein bisschen Zeit. Aber man sieht, dass der Verein alles dafür tut, um sich so schnell wie möglich zu entwickeln und auch in diesen Bereichen zu wachsen.“
Ein weiteres großes Ausrufezeichen in der Vereinsgeschichte könnte ein möglicher Erfolg am Freitag auf Schalke sein. Trotz der Tabellensituation ist die SV Elversberg in der Arena der klare Außenseiter – zumal sich die Schalker mit zuletzt zwei Liga-Siegen in Serie aus der Krise schießen konnten. „Dass Schalke wieder in die Spur kommt, kommt uns natürlich etwas ungelegen. Aber wir werden alles geben und schauen, wofür es reicht“, äußert sich Luca Dürholtz zurückhaltend.
Zur Wahrheit gehört aber: Der 30-Jährige weiß, wie man Schalke 04 ärgert. In der ersten Runde des DFB-Pokals gewann er im Jahr 2014 sensationell mit dem damaligen Drittligisten Dynamo Dresden gegen die Gelsenkirchener. „Das ist lang her“, sagt Dürholtz und ergänzt: „Ich glaube, jetzt sind wir mit den Schalkern schon mehr auf Augenhöhe als ich damals mit Dynamo. Wir sind in der Liga angekommen und konkurrenzfähig.“
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