Nürnberg. Schalke 04 hat den Anschluss ans Zweitliga-Mittelfeld hergestellt. Doch wie stabil ist die Mannschaft wirklich? Am Freitag kommt ein Aufsteiger.
Der schnelle Wechsel zwischen Euphorie und Weltuntergang gehört zum FC Schalke 04 wie die Arena, die Eurofighter, Erinnerungen an Rudi Assauer. Diskutierten die Fans der Königsblauen vor zwei Wochen noch, ob ihr Verein bei einem Abstieg in die Dritte Liga überhaupt weiter existieren kann, klingen die Töne nach dem 2:1 (1:0) beim 1. FC Nürnberg am Samstag anders. Die Rechnung geht in die andere Richtung: Nur acht Punkte Rückstand seien es bis zum Relegationsplatz, war immer wieder zu hören in den Fan-Diskussionen. Und die Wahrheit liegt bei den Königsblauen wie so oft genau in der Mitte.
Danny Latza köpft das Siegtor für S04
Die Fakten sorgen aktuell für Erleichterung: Durch zwei glückliche Siege in Folge verließ Schalke den Relegationsplatz, der Anschluss ans Tabellen-Mittelfeld gelang, zudem gewannen sie erstmals auswärts. Der neue Trainer Karel Geraerts hat Schalkes Team stabilisiert, das ist sein Verdienst. Dennoch rumpelt es im königsblauen Spiel – das scheint aber weniger wichtig zu sein. Dreckige Arbeitssiege hatten sich die Schalker während der Negativserie gewünscht, zwei dreckige Arbeitssiege haben sie nun geschafft.
Die Schalke-Fans feierten nach dem Nürnberg-Spiel, als hätte es die Proteste der Vorwochen nie gegeben, als hätten sie nie die Unterstützung eingestellt. Danny Latza hatte den Erfolg mit einem Kopfballtor in 89. Minute gesichert, als sich alle 50.000 Fans auf eine zur beeindruckend inszenierten Fanfreundschaft passende Punkteteilung eingestellt hatten. Nach einer guten ersten Halbzeit hatte Schalke durch Dominick Drexler (36.) geführt, der Ex-Schalker Florian Flick mit einem Flachschuss kurz nach dem Wechsel ausgeglichen (47.).
Die Schalker waren bemüht, die kleinen Dinge hervorzuheben, die Geraerts in seiner vier Wochen dauernden Amtszeit verbessert hat. Sportdirektor André Hechelmann lobte wie schon in den Vorwochen die stark verbesserte Defensivleistung, Lücken auf dem Spielfeld sind kaum noch zu erkennen. „Wir haben erneut wenig zugelassen, die Abläufe werden immer flüssiger“, sagte Hechelmann. Das stimmt, nur bei Standardsituationen sind die Schalker derzeit anfällig (wie beim 1:1), außerdem unterlaufen ihnen noch zu viele schwere Abspielfehler – was die Nürnberger am Samstag nicht ausnutzen konnten. Die verbesserte Leistung der Abwehr gibt auch den Spielern mehr Sicherheit. „Nürnberg hatte nicht so viele Chancen“, erklärte beispielsweise Lino Tempelmann.
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Auch Geraerts erwähnte die ordentliche Leistung der Abwehr, aber er hob etwas anderes hervor. „Was mich besonders froh macht, ist, dass wir in den letzten 20 Minuten erstmals besser waren als der Gegner“, sagte er. Geraerts und auch Hechelmann umschreiben aktuell ein offensichtliches Problem: Zum Zeitpunkt des Trainerwechsels war die Mannschaft nicht fit genug. Über viele Spieler sagte Geraerts stets, sie hätten vor Wochen nur für 60 Minuten Kraft gehabt – und das nun sukzessive gesteigert.
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Im Gegensatz zu den letzten Spielen unter Reis hält die Mannschaft auf dem Platz nun zusammen. War sie vorher geteilt in Profis, die nichts gegen Reis einzuwenden hatten, und kritische Spieler, hält sie inzwischen zusammen. „Wir treten als Einheit auf, sind auf einem aufsteigenden Ast, haben die richtige Richtung eingeschlagen. Der Trainer macht einen guten Job“, sagte Tempelmann.
Was aber noch gar nicht richtig läuft: die Offensive. „Wir wollen spielerisch noch draufpacken“, erklärte Tempelmann selbstkritisch. Ähnlich äußerte sich Siegtorschütze Latza: „Wir müssen uns vorne verbessern. Auch wenn wir zwei Treffer erzielt haben – da geht noch mehr.“ Zu groß sind aktuell noch technische Mängel einzelner Spieler wie Bryan Lasme und Henning Matriciani.
Schalke-Gegner Elversberg hat nur 1500 Mitglieder
Am Freitag gibt es den großen Test für die neue Schalker Stabilität, dann kommt der gut gestartete No-Name-Aufsteiger SV Elversberg nach Gelsenkirchen (18.30 Uhr/Sky) – ein Verein aus einem 12.500-Einwohner-Dorf ohne Bahnhof, mit 1500 Mitgliedern, einem Stadion mit 10.000 Plätzen, aber ohne großen Parkplatz. Gar nicht vergleichbar mit Schalke 04, einem Klub, der immer noch auf Europapokal getrimmte Strukturen hat. Geraerts warnt eindringlich: „Die sind gut. Wir brauchen jetzt nicht zu glauben, dass wir die beste Mannschaft der Welt sind. Wir kriegen nichts geschenkt.“ Und auf die Aufstiegsplätze schaut er schon gar nicht – das überlässt er den Fans.