Nürnberg. Zum ersten Mal in dieser Saison hat Schalke 04 zwei Zweitliga-Spiele in Folge gewonnen. Alles läuft aber noch nicht gut. Ein Kommentar.

Noch vor zwei Wochen diskutierte der FC Schalke 04 über die Angst vor dem Absturz in die Dritte Liga. Nach zwei Siegen in Folge ist der Turnaround noch nicht geschafft und die Tabellensituation immer noch nicht rosig, aber die gute Laune kehrt nach Gelsenkirchen zurück. Das hat vor allem mit den Änderungen zu tun, seit Trainer Karel Geraerts das Traineramt übernommen hat. Wir analysieren, was gut läuft - und was noch nicht.

Gut - die Defensive: Geraerts ist es gelungen, die Abwehr zu stabilisieren. Seine Grundordnung ist das 3-5-2-System, aber er stellte während der Spiele auch schon mal auf eine Taktik mit Viererkette um, wenn es die Situation erforderte. Lücken im Mittelfeld, unter Ex-Trainer Thomas Reis noch sehr groß, gibt es selten. Die Spieler kommen zudem mit der von Geraerts' verlangten intensiven Spielweise immer besser zurecht.

Schalke-Trainer Karel Geraerts baut Ron Schallenberg auf

Gut - richtige Positionen gefunden: Unter Reis spielten Marcin Kaminski und Ron Schallenberg schwach, auch für Derry John Murkin fand der ehemalige Trainer nicht die passende Rolle im 4-3-3-System. Tomas Kalas saß ganz draußen. Geraerts baute das Quartett nun perfekt in seine Strategie ein. Kaminski, Kalas und Murkin bilden ein nicht fehlerfreies, aber gutes Trio im Abwehrzentrum. Und Schallenberg ist nicht mehr der nervöse Sechser, der vom Lücken stopfen überfordert ist, sondern er räumt vor der Abwehr geräuschlos auf.

Ron Schallenberg findet unter dem neuen Schalke-Trainer Karel Geraerts wieder zu alter Form.
Ron Schallenberg findet unter dem neuen Schalke-Trainer Karel Geraerts wieder zu alter Form. © firo

Gut - glaubwürdige Ansprache: Geraerts spricht zwar mit den Spielern nur Englisch, findet aber die richtigen Worte - sowohl im Training als auch während der Spiele, ob in der Kabine oder im Teamkreis nach dem Spiel. Dass seine Maßnahmen greifen und Schalke von drei Zweitligaspielen unter seiner Regie zwei gewann, steigert noch seine Glaubwürdigkeit. Er hat in vier Spielen schon 23 Profis eingesetzt - es gilt: Bei ihm bekommt jeder eine Chance, der sehr gut trainiert. Auch das kommt in der Mannschaft gut an.

Gut - Mannschaft ist eine Einheit: Die Mannschaft präsentiert sich auf dem Platz wieder als Einheit, unter Reis war das am Ende nicht mehr so. Es gab im Team einige Freunde des Trainers, aber auch etliche Kritiker der Spielweise.

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Schlecht - individuelle Fehler: So gut die Abwehr auch stehen mag, schwere individuelle Fehler sind es, die Schalke zurückwerfen könnten. Drei Beispiele: Im Heimspiel gegen Hannover (3:2) verlor Henning Matriciani vor dem Ausgleich zum 1:1 unbedrängt den Ball. In Nürnberg bereitete Torwart Ralf Fährmann mit einem schlimmen Fehlpass eine Club-Chance vor. Gleiches galt für Kaminski, der FCN-Stürmer Benjamin Goller den Ball in den Fuß spielte, ihn aber später von der Torlinie kratzte - Fehler im letzten Augenblick korrigiert.

Henning Matriciani leistete sich zuletzt einige individuelle Fehler.
Henning Matriciani leistete sich zuletzt einige individuelle Fehler. © firo

Schlecht - Offensive: Geraerts hat sich bisher darauf konzentriert, die Defensive zu stabilisieren. In der Offensive gelingt den Schalkern zu wenig, attraktiv waren die vier Spiele unter Geraerts bisher nicht. Kombinationen sind ganz selten, in Nürnberg zum Beispiel sorgten in der zweiten Halbzeit nur Standardsituationen für Gefahr. Die individuelle Qualität der Spieler differiert sehr stark. Können zum Beispiel Kenan Karaman und Dominick Drexler sehr gut mit dem Ball umgehen, trifft dies auf Bryan Lasme, Matriciani und Kalas nicht immer zu.

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Schlecht - Problem auf der rechten Seite: Apropos Matriciani: Aktuell ist er als rechter Schienenspieler trotz sehr offensichtlicher Mängel gesetzt. Der gesetzte Cedric Brunner fehlt seit Wochen wegen einer Leistenverletzung. Die offensiven Alternativen Yusuf Kabadayi und Soichiro Kozuki sind keine Defensivkünstler. Da muss Sportdirektor André Hechelmann in der Winter-Transferperiode nachlegen.

Schlecht - unzufriedene Spieler: Es gibt zwei große Verlierer, seit Geraerts übernommen hat. Timo Baumgartl, zuvor gesetzter Abwehrchef, ist nur noch Bankdrücker, kam in Nürnberg in der dritten Minute der Nachspielzeit. Stürmer Sebastian Polter, der mit Reis gut klarkam, ist Stürmer Nummer vier hinter Simon Terodde, Kenan Karaman und Bryan Lasme. In Nürnberg wurde ihm sogar Keke Topp vorgezogen. Polter hatte große Ziele, aktuell sieht es nicht danach aus, als würde er sie erreichen können. Geraerts ist bei Baumgartl und Polter als Moderator gefordert.