Nürnberg. Der FC Schalke 04 kämpft sich unter Karel Geraerts aus dem Keller der 2. Bundesliga. Nach dem 2:1 in Nürnberg ist André Hechelmann erleichtert.
André Hechelmann brauchte erst einmal einen Moment für sich. Das Spiel des FC Schalke 04 beim 1. FC Nürnberg war gerade zu Ende gegangen, es war kein hochklassiger, aber ein turbulenter, am Ende spannender Fußball-Krimi, den die Königsblauen mit einem Last-Minute-2:1 (1:0) für sich entschieden. Und der Sportdirektor, in seiner Jugend Fan der Nürnberger, suchte nach dem ersten Auswärtssieg der Saison den Weg in die Kabine. „Ich habe erst einmal allein durchgeatmet“, sagte Hechelmann. „Dann bin ich raus und habe mich mit den Jungs gefreut, dass sie feiern dürfen.“
Die Atmosphäre war schon weit vor dem Anpfiff eine ganz besondere vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Max-Morlock-Stadion. Die Fangruppen der beiden Klubs sind eng befreundet, eine XXL-Choreographie mit der Aufschrift „Ein Bündnis für die Ewigkeit“ erstreckte sich über das halbe Stadion, als die beiden Mannschaften das Spielfeld betraten.
Schalke wirkt munter, der 1. FC Nürnberg müde
Den Teams steckten schwere Pokalspiele in den Knochen, die jeweils in die Verlängerung gegangen waren – Schalke hatte in St. Pauli verloren (1:2), Nürnberg hingegen Rostock bezwungen (3:2). Dennoch wirkten die Königsblauen munter, während die Spieler des FCN müde über das Feld schlichen. Schon früh lag die Führung in der Luft. Lino Tempelmann traf den Pfosten (10.), Henning Matricianis Schuss lenkte Nürnbergs Torwart Christian Mathenia zur Ecke. Selbst als das Spiel zwischen der 15. und 35. Minute verflachte, hinterließen die Schalker den besseren Eindruck.
Die 1:0-Führung in der 36. Minute hatte sich zwar nicht angedeutet, war aber verdient. Nach einem langen Pass von Derry John Murkin setzte sich Stürmer Kenan Karaman im Strafraum sehenswert im Zweikampf durch, spielte einen gescheiten Rückpass auf Dominick Drexler – und der schob den Ball ins Tor. Eine Minute später tauchte Karaman allein vor Mathenia auf, Pfosten. Die 10.000 mitgereisten S04-Fans applaudierten beim Pausenpfiff von Schiedsrichter Wolfgang Haslberger.
Florian Flick trifft für Nürnberg und schockt Ex-Klub Schalke
Die zweite Hälfte begann für die Schalker aber mit einem Schock. Zwei Minuten waren gespielt, als es ihnen nicht gelang, die erste Ecke der Nürnberger vernünftig abzuwehren. Der Ball landete an der Strafraumgrenze beim Ex-Schalker Florian Flick und der traf mit einem Rechtsschuss zum 1:1. Nun drehte sich das Spiel. Nur eine Minute später kratzte Marcin Kaminski einen Schuss von Benjamin Goller von der Torlinie, nur kurz zuvor hatte er selbst den Ball verloren. „Wir hatten in der ersten Halbzeit die eine oder andere Chance, das 2:0 zu machen, haben es aber nicht geschafft. Der Ausgleich hat uns zugesetzt“, gab Lino Tempelmann zu.
Doch bis in den Schalker Strafraum konnte sich der Club nun nicht mehr kombinieren – bei aller Überlegenheit: Die Deckung der Königsblauen hielt. „Wir haben erneut wenig zugelassen in der Defensive, die Abläufe werden immer flüssiger“, lobte Hechelmann. Je näher das Spielende rückte, desto mehr ließen sich die Nürnberger auf Diskussionen mit Schiedsrichter Haslberger ein, der mit der Zweikampfbewertung einige Probleme hatte.
Die Schalker nutzten das, um ab der 70. Minute ins Spiel zurückzukehren – und das hob Geraerts hervor. „Was mich glücklich macht ist, dass wir in den letzten 20 Minuten besser waren als unser Gegner. Das habe ich zum ersten Mal gesehen. Wir werden also auch physisch immer besser“, sagte der 41 Jahre alte Belgier. Hechelmann sah das ähnlich: „Es tut einfach gut, dass du bis zum Ende versuchst, das Spiel zu gewinnen.“
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Die Schalker erarbeiteten sich einige Standardsituationen, die Thomas Ouwejan mit seinem linken Fuß gefährlich in den Nürnberger Strafraum schlug. Eine Minute vor Schluss stieg nach einem Ouwejan-Freistoß Danny Latza am höchsten und verlängerte den Ball mit dem Kopf zum viel umjubelten 2:1-Siegtreffer ins Netz. Nach einer sieben Minuten langen Nachspielzeit war der Sieg perfekt.
Schalke feiert den Sieg mit seinen Fans
Matchwinner war Latza. „Das tut sehr gut“, sagte der Siegtorschütze. „Wir wollten uns mit einem Auswärtssieg belohnen. So müssen wir jetzt weitermachen. Wir müssen jetzt einmal wieder zu Null spielen und uns auch vorne verbessern.“ Latza feierte mit seinen Teamkollegen in der Fankurve – nicht wie Hechelmann ganz allein in der Kabine.