Gelsenkirchen. Flügelstürmer, Linksverteidiger – und jetzt Innenverteidiger. Mit der WAZ spricht Schalke-Profi Derry John Murkin über seine neue Position.

Viel hat Karel Geraerts in seine ersten Wochen als Trainer von Schalke 04 ausprobiert. Längst nicht alles, was der neue Trainer ausprobierte, funktioniert – wie die 0:3-Klatsche bei seinem Debüt in Karlsruhe zeigte. Verunsichern ließ sich der 41 Jahre alte Belgier davon allerdings nicht. „Ich habe viele interessante Dinge gesehen“, sagte Geraerts etwa in Karlsruhe. Beim 3:2-Sieg gegen Hannover veränderte er seine Mannschaft wieder auf sechs Positionen, doch diesmal lag er mit seinen Entscheidungen richtig.

Als kluger Schachzug erwies sich vor allem die Umstellung von Derry John Murkin. Der 24 Jahre alte Engländer wurde als Linksverteidiger mit viel Offensivdrang verpflichtet. Gegen Hannover spielte er überraschend als linker Innenverteidiger in der Dreier-Abwehrkette – und überzeugte in neuer Rolle.

Schalke-Profi Derry John Murkin war lange Flügelstürmer

Derry John Murkin während des Spiels gegen Hannover 96.
Derry John Murkin während des Spiels gegen Hannover 96. © getty Images

Murkins Tempo und seine kompromisslose Spielweise taten den Schalkern sichtlich gut. Immer wieder nahm der Sommer-Neuzugang die Laufduelle mit dem schnellen Hannover-Stürmer Cedric Teuchert an und gewann die Zweikämpfe. Defensiv war er so eine gute Ergänzung zum spielstarken, aber eher langsamen Abwehrchef Marcin Kaminski.

Dass Murkin in seiner Karriere zuvor genau einmal als Innenverteidiger spielte, war ihm nur in der Anfangsphase anzusehen, wo er noch einige Probleme im Stellungsspiel zeigte. „Ich musste erst schauen, was meine Aufgaben mit und ohne Ball sind“, sagt der Engländer im Gespräch mit der WAZ. „Aber ich bin immer besser ins Spiel gekommen und haben mich wohlgefühlt.“

Von seinen Teamkollegen und auch vielen Fans und Experten wurde Murkin für seine gute Leistung gegen Hannover (WAZ-Note 2,5) gefeiert. Er ist einer der ersten Gewinner unter Geraerts. Assan Ouédraogo verglich ihn sogar mit Tottenhams 40-Millionen-Euro-Einkauf Micky van de Ven – einem der besten Freunde von Murkin. Dass der Engländer, der in den Niederlanden aufgewachsen ist und beim FC Volendam zum Profi wurde, auf Schalke plötzlich auf derselben Position spielt, wie sein Kumpel van de Ven war lange Zeit nicht abzusehen – denn eigentlich verstand sich Murkin als reiner Offensivspieler. „Die komplette Jugend war ich Flügelstürmer“, erzählt der Schalker. „Erst vor drei Jahren habe ich zum ersten Mal als Linksverteidiger gespielt. Scheinbar bin ich eine Allzweckwaffe“, sagte er und lacht.

Der Kampfgeist spricht für Derry John Murkin

Derry John Murkin (Rückennummer 5) und Tobias Mohr bejubeln eines der Schalker Tore gegen Hannover.
Derry John Murkin (Rückennummer 5) und Tobias Mohr bejubeln eines der Schalker Tore gegen Hannover. © getty Images

Gerade charakterlich scheint Murkin gut zum Ansatz von Trainer Karel Geraerts zu passen. Denn der 24-Jährige nimmt sich selbst nicht zu wichtig und spielt leidenschaftlich. „Die Kämpfer-Mentalität passt zu mir“, sagt Murkin. „Ich bin technisch nicht so gesegnet, aber gebe immer 100 Prozent. So etwas brauchen wir in unserer aktuellen Situation.“ Dabei stellt der Engländer klar: „Ich bin immer bereit, egal auf welcher Position mich der Coach braucht.“

Diese Botschaft ist auch beim Trainer angekommen, der zuletzt immer wieder betonte, wie wichtig ihm Kampfgeist und Leidenschaft auf dem Platz sind. „Derry ist ein Spieler mit viel Intensität und Überzeugung in seinen Aktionen“, lobte er auf WAZ-Nachfrage. „Wenn ich mit ihm spreche, sehe ich schon in seinen Augen das Feuer.“ Genau das wolle er sehen.

Schalke: Murkin hat Liga-Pleite gegen St. Pauli nicht vergessen

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Vieles spricht deshalb dafür, dass Derry John Murkin auch an diesem Dienstag (18 Uhr/Sky) im DFB-Pokal-Spiel beim FC St. Pauli als Innenverteidiger aufläuft. „Ich wäre bereit“, betont der 24-Jährige noch einmal. Das Ligaspiel am Millerntor vor rund einem Monat hat er allerdings noch im Hinterkopf, wenn er über das anstehende Pokalspiel spricht. Damals waren die Schalker klar unterlegen und verloren verdient mit 1:3 – wenige Tage später wurde Trainer Thomas Reis beurlaubt. „In der Liga haben wir erlebt, wie schwer ist es, dort zu gewinnen“, sagt Murkin.

Was den Schalkern dennoch Mut macht? Dass der Negativ-Lauf durch den 3:2-Heimsieg gegen Hannover 96 endlich beendet ist. „Die Erleichterung ist riesig, es ist viel Druck abgefallen“, erklärt Murkin. „Wir haben diesen Sieg gebraucht und wollen genau da weitermachen.“

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