Gelsenkirchen. Schalke 04 stoppt seine Pleitenserie, befindet sich aber weiter in einer bedrohlichen Lage. Trainer Karel Geraerts versprüht Zuversicht.

Wie Karel Geraerts richtig tickt, konnten die Fans des FC Schalke 04 zum ersten Mal sehen, als am Samstag das Spiel gegen Hannover 96 gerade beendet war. Als sie hüpften und die Stimmung nach dem 3:2 (1:0)-Zittersieg kochte. Geraerts schickte die Profis nicht in die Kurve, er ließ sie einen Kreis bilden, stellte sich selbst in die Mitte, hielt eine kurze Rede. Laut, klar in seiner Aussprache, alle hörten ihm zu. „I saw a team fighting“, brüllte er auf Englisch. Dass die Mannschaft kämpfte und zusammenhielt, war die Botschaft dieses Spiels – und ein Mutmacher für die nun folgenden zwei Auswärtsspiele.

Schalke-Trainer Karel Geraerts feiert seinen ersten Sieg mit S04.
Schalke-Trainer Karel Geraerts feiert seinen ersten Sieg mit S04. © firo

Es war eben nicht nur Geraerts, der die Analyse nach seinem ersten Sieg im zweiten Spiel nicht mit Einzelkritik begann. „Heute will ich die Mentalität in den Mittelpunkt stellen. Jeder hat für den anderen gekämpft. So muss Schalke sein“, sagte Sportdirektor André Hechelmann. Lino Tempelmann, Schalkes Bester, ergänzte: „In den vergangenen Wochen gab es zurecht viel Kritik. Wir waren in der Bringschuld. Wir haben als Einheit die Bereitschaft auf den Platz gebracht.“

Schalke-Krise nicht beendet: S04 bleibt Drittletzter

Doch der erste Sieg nach zuvor vier verdienten Pleiten beendet die Krise nicht. Noch immer ist Schalke Drittletzter der Tabelle, und das nach einem Drittel der Saison. Es war ein Befreiungsschlägchen – nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Denn der Sieg, und das wollte nach dem Spiel bei aller Euphorie niemand hören, war einer Menge Matchglück zu verdanken. Beispielhaft bei den drei Toren: Bryan Lasme (1:0/42.) fiel der Ball eher zufällig vor die Füße – zuvor hatte der Hannoveraner Marcel Halstenberg ein Kopfballduell gewonnen. Tempelmann (2:1/72.) profitierte von einem Fehler des Torhüters Ron-Robert Zieler. Und Kenan Karaman (3:1/77.) lief nur allein aufs Tor zu, weil ein von Derry John Murkin geblockter Ball zufällig in seinen Laufweg flog. Die Chancenauswertung der Schalker: fast optimal.

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Beim Zwischenstand von 1:1 (Enzo Leopold traf für 96/52.) war Hannover der Führung näher als Schalke – und Hechelmanns Satz, S04 hätte nicht gewackelt nach dem Gegentor, stimmt nur bedingt. Nach Halstenbergs Foulelfmeter-Tor (90.) musste Schalke zudem sechs Minuten lang in der Nachspielzeit zittern.

Schalke am Dienstag im DFB-Pokal in St. Pauli

Es war der Arbeitssieg, den die Schalker rhetorisch schon seit Wochen herbeisehnen. Geraerts ist immer noch dabei, das richtige Personal für seine 3-5-2-Taktik zu finden, nach sieben Änderungen vor seinem Debüt in Karlsruhe (0:3) tauschte er nun sechs Profis in der Startelf aus. In der datenbasierten Fußballwelt – vor allem in der Schalker Chefetage wird jede Statistik vielmals analysiert – ist Geraerts einer, der sich auf seine persönlichen Eindrücke verlässt. „Als ich kam, habe ich viele Analysen und Videos gesehen. Am besten ist aber, was ich selbst sehe und höre“, sagte der 41 Jahre alte Belgier nach dem Spiel.

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Und einige Änderungen überraschten: Murkin, als Linksverteidiger geholt, spielte in der Dreier-Abwehrkette. Karaman stürmte ganz vorn, nicht Simon Terodde. Zwei gute Ideen. Die rechte Seite vertraute Geraerts Henning Matriciani an – eine schlechte Idee, der 23-Jährige spielte schwach. Schalke, das ist schon klar, muss im Januar in der Winter-Transferperiode den Kader umbauen, ein Budget dafür steht bereit. „Wir gucken im Hintergrund, inwiefern wir nachjustieren wollen und können“, sagte Hechelmann.

DFB-Pokal beim FC St. Pauli: Es geht für Schalke um viel Geld

Helfen könnten rund 860.000 Euro Prämie für das Erreichen des DFB-Pokal-Achtelfinals. Ein Sieg beim Zweitliga-Primus FC St. Pauli (Dienstag, 18 Uhr/Sky) wäre dazu nötig. Kommt das Spiel ungelegen, sollte die Konzentration nicht der Partie in Nürnberg (Samstag, 13 Uhr) gelten? „Ich will jedes Spiel in jedem Wettbewerb gewinnen, wir wollen weiterkommen“, sagte Geraerts selbstbewusst. Und auch im Kreis nach dem Spiel hatte er deshalb eine Empfehlung an die Profis: „Passt auf euren Körper auf.“ Geraerts hat Großes vor mit Schalke.