Gelsenkirchen. Alles schon mal dagewesen: Erneut meldete ein Ärmelsponsor des FC Schalke 04 Insolvenz an. Diesmal die Möbelfirma Hülsta.
Der FC Schalke 04 und seine Sponsoren - dieses Buch ist um ein weiteres Kapitel reicher: Ärmelsponsor Hülsta beendete am Dienstag auf eigenen Antrag die Insolvenz in Eigenverwaltung und meldete vor dem Amtsgericht Münster Regelinsolvenz an. Ein Insolvenzverwalter wurde bestellt. Schon als Ende Juni der Vertrag abgeschlossen wurde, war die Kooperation umstritten. Der Vertrag gilt bis 2026. Doch was steckt dahinter?
Vor allem im Münsterland, wo die Hülsta AG & Co. KG ihren Sitz hat, war der millionenschwere Deal zwischen Schalke und Hülsta im Sommer heiß diskutiert worden. Der Grund: Die Geschäftslage bei Hülsta war schon länger angespannt, die durch die Inflation gestiegenen Preise bei einer Kaufzurückhaltung der Kunden verschlimmerten die Situation. Die Folge: Im Oktober 2022 gingen zwei der knapp 50 Gesellschaften in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Später schloss Hülsta eines seiner zwei Werke. 229 der knapp 580 Mitarbeiter verloren ihren Job - die meisten gingen in eine Transfergesellschaft. Die wirtschaftliche Situation habe diesen Schritt nötig gemacht, erklärte der damalige und am Dienstag ausgeschiedene Geschäftsführer Dr. Thomas Knecht.
Wie passte das alles mit einem Millionen-Sponsoring im Profifußball zusammen? "Schalke-Partnerschaft und Eigeninsolvenz müssen voneinander abgekoppelt werden", sagte Knecht im Juni den Ruhr Nachrichten. Die Zusammenarbeit helfe Hülsta, "die Marke zu stärken und im Markt sichtbar zu sein". Sie gehöre zu einem "Mix an Maßnahmen". Schalkes ehemaliger Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Schröder saß bei Hülsta im Gläubigerausschuss, verließ diesen jedoch mit Ausscheiden aus seinem Amt am 31. Juli.
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Hülsta hatte noch Anfang August, etwas über zwei Monate ist das her, vermeldet, die Gläubigerversammlung hätte einem Sanierungsplan die Zustimmung erteilt und davon gesprochen, das Insolvenzverfahren könne erfolgreich abgeschlossen werden. Im September hatte Hülsta während einer Herbst- und Hausmesse in Stadtlohn Küchen präsentiert.
In einer Pressemitteilung teilte Hülsta nun mit, den "Turnaround" geschafft zu haben, die operative Sanierung sei erfolgreich durchgeführt worden. Knecht sagte vor seinem Ausscheiden, es sei aufgrund "des fortlaufend extrem schwierigen Marktumfeldes notwendig, dass der Hauptfinanzierer sein Engagement fortführt und die notwendigen Mittel bereitstellt, um das Geschäft der Gesamtgruppe künftig weiterzuentwickeln." Für Kunden und Geschäftspartner hätte der Wechsel von Eigen- in Regelinsolvenz keine Auswirkungen. Operativ nicht mehr nötige Gesellschaften, die kein Personal beschäftigen, würden zum Teil über Insolvenzverfahren abgewickelt.
Seit 2020 kooperieren Schalke und Hülsta - als sogenannter "Interieur Partner" gestaltete Hülsta verschiedene Bereiche in der Arena wie das "Hagedorns", die "Steiger Bar" und den "LaOla-Club" neu. Als der neue Deal publik wurde, sagte Dr. Bernd Schröder: "Ich freue mich sowohl über das Logo auf dem Trikotärmel der Knappen als auch über die weiteren gemeinsamen Projekte in der Arena und der Schalker Geschäftsstelle." Auch Knecht sprach von "gegenseitigem Vertrauen" und "tollen gemeinsamen Projekten".
Schalke: Hauptsponsor gesucht - Tönnies-Vertrag endet
Seit 2017 ist Hülsta das fünfte Logo auf dem Ärmel der Königsblauen - zuvor standen Allyouneedisfresh, DHL, Harfid und Whitefield darauf. Auch der Vorgänger von Hülsta auf dem Schalke-Ärmel hatte finanzielle Sorgen. Ursprünglich hatte S04 einen sehr gut dotierten Vertrag mit dem Bauunternehmer Harfid abgeschlossen, der aber ebenfalls ein Insolvenzverfahren eröffnete. Die Whitefield Group stieg als Mehrheitsgesellschafter ein und übernahm den Trikotärmel - aber nur bis zum Ende der abgelaufenen Saison. Deshalb suchte Schalke erneut.
Im Juli 2024 wird die Trikotbrust frei. Arena-Namensgeber Veltins hatte nur für eine Saison zugesagt. Auch der Vertrag des Premiumpartners Böklunder, Firma von Ex-Klubboss Clemens Tönnies, endet. Schalke und seine Sponsoren - ein dickes Buch eben.