Gelsenkirchen. Erobert Justin Heekeren den Stammplatz zwischen den Pfosten beim FC Schalke 04? Wir stellen den 22-jährigen Torwart der Königsblauen vor.
Die Torwartfrage gehört inzwischen zum FC Schalke 04 wie Trainerdiskussionen - vor dem Zweitliga-Debüt von Neu-Trainer Karel Geraerts in Karlsruhe am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) stellt sie sich erneut. Gleich drei Keeper stehen ihm zur Auswahl: Ralf Fährmann, Justin Heekeren und Michael Langer. Für alle gibt es Pro- und Contra-Argumente.
Dass Heekeren, beim 1:2 gegen Hertha BSC vor zwei Wochen Profidebütant, gute Chancen hat, ist eine Überraschung. Wir stellen sieben Fakten über den 22-Jährigen vor.
1. Er ist Schalke-Fan
Dieser Zeitung sagte er in einem Interview einmal: "Ich habe wirklich in Schalke-Bettwäsche geschlafen, das ist nicht nur irgendein Spruch. Ich bin auch häufig im Stadion gewesen – zum Beispiel, als Julian Draxler 2011 sein erstes Tor geschossen hat, zum 3:2 im DFB-Pokal gegen Nürnberg. Draxler, Raúl, Klaas-Jan Huntelaar, die Zeit hat mich sehr geprägt." Seine ganze Familie besteht aus Schalke-Fans. Auch weil er S04-Anhänger ist, musste er nicht lange überlegen, als er das Angebot erhielt.
2. Er kommt vom Niederrhein
Er kommt aus Veen am Niederrhein, das liegt kurz vor Xanten, rund 45 Minuten mit dem Auto von Gelsenkirchen entfernt. "Ich komme vom Land, mitten aus dem Nirgendwo. Wenn manche unserer Spieler dahinkommen würden, wo ich herkomme, würden die denken: Wo wohnst Du denn? Ich bin schon immer ein Land-Ei gewesen", sagte er dieser Zeitung einmal. Mit dem Wechsel zu Schalke 04 zog er ins Ruhrgebiet, um nicht zu oft in den nervtötenden Staus zu stehen.
3. Sein Vorbild ist Manuel Neuer
Als Kind erlebte er Manuel Neuer von den Tribünen der Arena. "Ich habe zu Beginn seine Paraden geliebt. Je älter ich wurde und je mehr ich von Fußball verstanden habe, desto mehr mochte ich seinen Spielstil", sagte Heekeren dieser Zeitung einmal. Nach dem Bundesliga-Heimspiel gegen die Bayern in der vergangenen Saison sicherte sich Heekeren das Trikot des aktuell verletzten Nationaltorhüters - auch wenn Heekeren in diesem Spiel nicht im Schalker Kader stand.
4. Ein großer Förderer ist mit Manuel Neuer befreundet
Schon als Oberhausener U19-Torwart durfte Heekeren am Regionalligatraining teilnehmen - Torwarttrainer Nurullah (genannt Nuri) Can wurde zu einem seiner wichtigsten Förderer. Can war selbst Knappenschmiede-Spieler in seiner aktiven Karriere und ist seitdem mit Manuel Neuer befreundet. Als wichtige Figur in seiner Karriere bezeichnete Heekeren unmittelbar nach seinem Wechsel zu S04 den damaligen RWO-Torwart Daniel Davari, an dem er zu Beginn seiner Senioren-Zeit nicht vorbeikam. "Davari hat mich fußballerisch so vorangebracht wie kein anderer. Auf der Linie war ich immer gut, fußballerisch konnte ich mir eine Menge abschauen", sagte er.
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5. Er erzielte bereits ein Torwarttor
Im Oktober 2021 lag Rot-Weiß Oberhausen im Regionalligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf II mit 1:2 zurück, als Heekeren in der Schlussminute in den gegnerischen Strafraum aufrückte. Nach einem Eckball hielt er sich minutenlang dort auf und traf schließlich nach einer Flanke per Kopf zum 2:2. Später sprach er von "gefühlt 1000 Nachrichten auf meinem Handy."
6. Auch Ex-Trainer Thomas Reis hatte ihn auf dem Zettel - und das schon im Winter 2022/23
Ex-Trainer Reis bemühte sich darum, seinen beim VfL Bochum erprobten Spielstil auch auf Schalke zu etablieren. In Bochum setzte er im Aufbau auf Manuel Riemann, einen spielstarken Torwart, der als elfter Feldspieler dirigierte. Diese Fähigkeit hatte kein S04-Keeper im Bundesliga-Kader - außer Justin Heekeren. In der langen WM-Pause sagte Reis dieser Zeitung: "Justin kann vielleicht mal in große Fußstapfen treten - ob es im ersten Spiel 2023 gegen Frankfurt ist oder später, werden wir sehen." Unangefochtene Nummer eins war Alexander Schwolow allein wegen dieser Aussage nicht mehr. In einem Testspiel in Split setzte Reis Heekeren ein. Doch durch den im Trainingslager in Belek Anfang Januar erlittenen Kreuzbandriss platzte Heekerens Traum vom Profidebüt. Schwolow wurde dennoch schnell abgelöst - von Ralf Fährmann. Es hätte auch Heekeren sein können. Vielleicht sogar sein sollen.
7. In der Jugend spielte für Mönchengladbach - und ging einen Schritt zurück nach Oberhausen
Auf den ersten Blick hat seine Karriere in der Jugend einen kleinen Knick. Bis zur U17 spielte er für Borussia Mönchengladbach, wechselte aber zum kleineren Klub Rot-Weiß Oberhausen, als er in die U19 aufrückte. "Ich hätte auch in der U19 in Gladbach spielen können. Ich habe aber gemerkt, dass Gladbach auf zwei, drei andere Torhüter gesetzt hat und mich nicht so fördern wollte, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe gedacht: Ein Schritt zurück kann manchmal zwei Schritte nach vorn bedeuten. Im Endeffekt war es auch so", sagte er dieser Zeitung einmal. Nach einem Probetraining bei RWO hätte der Oberhausener U19-Trainer ihn unbedingt verpflichten wollen. Heekeren: "Ich wusste, dass ich ein gewisses Standing haben würde und habe direkt gesagt: Da will ich hin." Er wurde U19- und später auch Regionalliga-Stammtorwart.
Inzwischen ist er Profi-Torwart - auch am Sonntag in Karlsruhe? Eine spannende Entscheidung.