Gelsenkirchen. Zwei Personalien hat Königsblau geklärt, doch fünf große Probleme hat der FC Schalke 04 nach wie vor. Die Opposition bleibt bei S04 aktiv.

Eigentlich waren Yusuf Kabadayi und Keke Topp am Montag noch gar nicht eingeplant beim Training des FC Schalke 04. Sie sollten bei deutschen Jugend-Nationalmannschaften weilen. Doch um sich dem neuen Trainer Karel Geraerts zu zeigen, reisten sie beim DFB früher ab. Es ist neuer Schwung drin beim Zweitligisten vor dem Spiel beim Karlsruher SC (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky), wenn der Trainer „Think smart“ brüllt, dann verhallen die Worte nicht im Gelsenkirchener Herbstwind, sondern die Aktionen werden wirklich durchdachter, schlauer. Ein ruhiges Wochenende liegt hinter den Schalkern, das ruhigste seit Monaten. Doch es ist eine trügerische Ruhe.

Schalke 04 in einer prekären Tabellensituation

Ruhig war es geblieben, weil die Schalker zwei wichtige offene Personalien klärten – dass der 41 Jahre alte Geraerts das Training übernommen hat, wurde bei Fans und Mitgliedern wohlwollend aufgenommen, die Einheit am Montagnachmittag übertrugen die Schalker live ins Internet. Auch die Baustelle Vorstandschef wurde geschlossen – am 1. Januar beginnt Matthias Tillmann (38), langjähriger Kumpel und bei Reiseunternehmen trivago Arbeitskollege vom Aufsichtsrats-Vorsitzenden Axel Hefer (46).

Karel Geraerts ist der neue Trainer auf Schalke.
Karel Geraerts ist der neue Trainer auf Schalke. © firo

Doch der Trubel ist nicht vorbei, nur weil Personalien nun klar sind. Wurden die ersten Amtshandlungen Geraerts’ noch mit Neugier beobachtet, fällt nun wieder der Blick auf die Tabelle, und die Situation bleibt prekär. Nach neun Spieltagen ist Schalke Drittletzter, geht das Spiel beim ebenso schwach gestarteten KSC verloren, droht der Fall auf einen direkten Abstiegsplatz zur 3. Liga, und ein Drittel der Saison ist fast rum. Die Tabellensituation bleibt der erste Brandherd, und schon eine Pleite beim KSC würde die Zweifel zurückbringen.

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Geraerts bringt zwar neue Impulse, setzt taktisch wohl künftig zum Beispiel auf eine Dreierkette, das Personal, das ihm zur Verfügung steht, ist aber noch dasselbe. Eine Mannschaft, die sich in der bisherigen Saison als nicht homogen erwies, in der Kabine oft nicht einer Meinung war. Diese Lage bleibt der zweite Brandherd, denn nur weil ein neuer Trainer da ist, heißt das nicht, dass die Mannschaft plötzlich nur aus Freunden besteht.

Auf zwei zentralen Positionen könnte es unzufriedene Routiniers geben, das ist Brandherd drei. Torwart Ralf Fährmann (35) trainierte nach Achillessehnen-Beschwerden am Montag zum ersten Mal wieder mit, muss sich aber dem Konkurrenzkampf mit Justin Heekeren (22) stellen, der beim 1:2 gegen Hertha BSC ebenso im Tor stand wie beim 4:1-Test gegen Heracles Almelo – Geraerts’ Premiere. Eine Entscheidung für ihn wäre dauerhaft, Fährmann würde grummeln. Wozu das führen kann, zeigte das Interview mit Fährmann-Berater Stefan Backs, der die erste Degradierung seines Klienten in dieser Saison als „Zerstörung einer Legende“ bezeichnet hatte. Im Sturmzentrum heißt die Frage: Simon Terodde oder Sebastian Polter? Mit Freude wird sich einer der beiden nicht auf die Bank setzen.

Schalke: Die Opposition bleibt aktiv

Und dann wäre da noch die Schalke-Führung, der vierte Brandherd, obwohl es intern gar nicht so gesehen wird. Der Aufsichtsrat klopft sich zufrieden auf die Schulter und findet, die erste offene Vorstandsfrage zu aller Zufriedenheit gelöst zu haben. Doch sehen die Schalker das so? Dass Hefer nach einem zweieinhalb Monate andauernden Suchprozess als Wunschkandidaten einen Mann präsentierte, den er bestens kennt, stimmte auch viele Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle skeptisch – zumal Tillmann nicht aus dem Fußballgeschäft kommt. Hefer lächelt den Kumpel-Vorwurf locker weg, von der unkritischen aktiven Fanszene um die Ultras, die den Ton im Stadion angibt und sämtliche Hefer-Entscheidungen bisher hinnahm, muss er keinen Widerspruch befürchten. Das wäre wohl anders gewesen, hätte Hefers Vorvorgänger Clemens Tönnies einen Freund zum Chef gemacht.

Unzufrieden mit dieser Entscheidung war die noch gesichtslose Opposition, die sich im Hintergrund des Vereins bildet und ihre Aktivitäten nicht eingestellt, sondern sogar intensiviert hat. Aus der Deckung will sie aber vorerst nicht treten. Bleibt der Erfolg weiter aus, kann sich das aber schnell ändern – denn Schalke sucht zum Beispiel einen neuen Hauptsponsor. Die Opposition soll finanzstarke Kontakte haben – die neue Klubführung auch?

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Und eine Personalie ist immer noch ungeklärt, Brandherd Nummer fünf. Ob Sportvorstand Peter Knäbel seinen im Juni 2024 endenden Vertrag verlängert, ist noch nicht geklärt. Ursprünglich sollte sich das bis Ende Dezember entscheiden, durch die Turbulenzen der Vorwochen verzögert sich nun der Entscheidungsprozess.

Schalke-Profis müssen endlich liefern

Wie unruhig wird es? Viel hängt an den sportlichen Ergebnissen, Schalkes Profis brauchen eine Siegesserie. So einfach ist das manchmal. Think smart eben.