Gelsenkirchen. Henning Matriciani kann die Erwartungen auf Schalke aktuell nicht erfüllen. Unter Geraerts droht die Bank. Was Hechelmann zum Formtief sagt.
Bei öffentlichen Trainingseinheiten oder bei Spielen in der Arena tragen die Fans des FC Schalke 04 mit Stolz die Trikots ihrer Helden. Regelmäßig sieht man noch Shirts aus großen Europapokal-Zeiten der Königsblauen. Mal sind sie mit den Rückennummern von Marc Wilmots, Olaf Thon oder Mike Büskens bedruckt, mal mit der 11 von Ebbe Sand – doch auch Trikots der aktuellen Profis werden gern getragen. Häufig sieht man die Nummer 9 von Kapitän und Aufstiegsheld Simon Terodde, doch auch Jerseys mit der Nummer 41 von Henning Matriciani sind auf Schalke längst keine Seltenheit mehr.
Durch seine starken Leistungen in der zurückliegenden Bundesliga-Rückrunde hat sich Matriciani mehr und mehr zu einem Fan-Liebling auf Schalke entwickelt. Die Einsatzbereitschaft und Leidenschaft des 23-Jährigen imponiert den Anhängern – und auch Matricianis Weg nach oben sorgte für Aufsehen. Denn bis vor drei Jahren war er von einer Profi-Karriere weit entfernt und arbeitete in Lippstadt als Physiotherapeut. Über die U23 der Königsblauen hat sich der Verteidiger dann bis in die Bundesliga und sogar in die U21-Nationalmannschaft gekämpft. Ein kleines Fußballmärchen.
Schalke-Verteidiger Henning Matriciani von Fans gefeiert
Noch im Sommertrainingslager wurde Matriciani von den Fans lauter bejubelt als jeder andere Profi. Bei den Testspielen und sogar während der öffentlichen Trainingseinheiten schallte bei jedem seiner Ballkontakte ein langgezogenes „Henning“ über den Platz. Beim Verlesen der Aufstellung wurde er als „Fußballgott“ betitelt. „Gänsehaut! Es ist einfach ein geiles Gefühl“, sagte er während des Trainingslagers vor drei Monaten über diese Begeisterung. „Es ist so viel passiert in diesem Jahr, ich bin gespannt, was noch kommt.“
Zunächst schien der Aufstieg für Matriciani auch weiterzugehen – denn er wurde von Ex-Trainer Thomas Reis vor Saisonbeginn in den Mannschaftsrat berufen. Die Erwartungen an den 23-Jährigen wurden dadurch höher. Matriciani wollte und sollte in der 2. Bundesliga zu einem Anführer auf Schalke heranwachsen. Doch im Herbst 2023 ist er davon noch weit entfernt.
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Der Fan-Liebling steckt mitten in der ersten größeren Formkrise seiner noch jungen Profi-Karriere. Sowohl als Rechtsverteidiger als auch als Innenverteidiger enttäuschte Matriciani im Saisonverlauf. Nur 49 Prozent seiner Defensivzweikämpfe kann er in der 2. Liga für sich entscheiden – für einen Verteidiger ein schwacher Wert. Auch offensiv hat Matriciani Probleme, denn sobald kombiniert wird, fällt auf, dass er technisch limitiert ist. Viel zu häufig leistet er sich Stockfehler.
Unter Ex-Trainer Reis war Matriciani aus diesem Grund in der 2. Liga nicht mehr gesetzt. Nur zweimal stand er in der Startelf (296 von 810 möglichen Spielminuten). Auch zuletzt beim 4:1-Sieg im Testspiel gegen Heracles Almelo spielte der Verteidiger auffällig schwach. Ganz so laut bejubelt, wie noch im Sommer wird der 23-Jährige von den Fans in dieser schwierigen Phase nicht mehr – auch Kritik ist auf den Tribünen inzwischen unüberhörbar. „Die aktuelle Situation gehört zum Entwicklungsprozess dazu“, sagt Schalke Sportdirektor André Hechelmann der WAZ.
Henning Matriciani lässt sich auf Schalke nicht hängen
Doch wie geht Matriciani damit um? Hängen lässt sich der Verteidiger in der täglichen Trainingsarbeit in jedem Fall nicht, wie Hechelmann versichert. „Unabhängig davon, wie es in den Spielen läuft, trainiert er mit viel Ehrgeiz. Henning ist lautstark, macht einen guten Eindruck und bringt alles mit, um seine guten Trainingsleistungen auch wieder im Spiel zu zeigen“, sagt der Sportdirektor.
Nach dem Trainerwechsel stellt sich allerdings die Frage, wo Henning Matriciani in einem möglichen 3-5-2-System des neuen Trainers Karel Geraerts spielen soll. Schon durch den Ausfall von Cedric Brunner (29, Leistenprobleme) würde sich im Auswärtsspiel beim Karlsruher SC am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) die Position des rechten Schienenspielers anbieten, doch dort enttäuschte Matriciani im Test gegen Almelo. Weil es dem gebürtigen Lippstädter an Durchschlagskraft in der Offensive fehlt, ist diese Rolle ohnehin nicht ideal für ihn.
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Womöglich muss sich Henning Matriciani deshalb vorerst mit einer Rolle auf der Schalke-Bank begnügen. Sicher ist beim 23-Jährigen jedoch eines: Aufgeben wird die Kämpfernatur trotz dieses ersten Formtiefs seiner Karriere nicht – schon deshalb werden viele Fans auch weiterhin stolz Trikots mit Matricianis Rückennummer 41 tragen.