Gelsenkirchen. . Schalkes Sportvorstand hat Fan-Fragen zum Sportkonzept beantwortet und dabei interessante Einblicke gegeben – auch in die Zukunftsplanung.
Einige Tage nachdem der FC Schalke 04 sein Sportkonzept vorgestellt hat, bekamen Mitglieder in einem Talkformat die Chance, darüber mit Sportvorstand Peter Knäbel zu diskutieren und Fragen zu stellen. Wir fassen die wichtigsten Aussagen des 56-Jährigen zusammen.
Peter Knäbel über …
… den Sinn des Sportkonzepts: „Die Mitglieder haben nicht zufällig ins Leitbild geschrieben, dass der Sport ein personenunabhängiges Konzept erstellen muss. Ich kenne keinen anderen Verein, der so etwas hat, aber Schalke ist anders, wir sind anders. Ich habe sehr viel Sinn darin gesehen, den Sport aus der Ecke des nebulösen ein bisschen herauszunehmen und transparenter zu machen. Es ist wichtig, dass man einen Rahmen hat, über den man als Schalke diskutieren kann. Aber die Erstausgabe des Konzepts ist wie eine Grundsteinlegung. Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir es Jahr für Jahr verbessern wollen. Wenn ich zum Beispiel daran denke, dass die Direktion Frauenfußball bislang gar nicht beteiligt ist – auch da gehört zum Vereinsleben von Schalke 04 langfristig dazu.“
… den Vorwurf, die Spielphilosophie im Sportkonzept sei zu allgemein formuliert: „Wir kommen vom Schalker Kreisel, viele Schalker wollen zurecht wissen, wie wir spielen wollen. Dabei muss es aber darum gehen, mehr als nur fünf Adjektive zu formulieren und zu sagen: So spielt Schalke 04. Wir konnten in das Konzept nicht alles mit hereinnehmen, an dem wir gerade arbeiten. Einige Beispiele wurden genannt, die zeigen wollen, wohin wir wollen. Aber viele Dokumente können wir noch nicht veröffentlichen – es ist eine Art Betriebsgeheimnis. In der nächsten Ausgabe werden wir da womöglich noch tiefer gehen.“
Schalke: Worauf in der Kaderplanung besonderer Fokus gelegt wird
… den Wunsch einer festen, trainerunabhängigen Spielphilosophie: „Einige wenige Vereine haben klare spielerische Vorstellungen, wie die La Masia Akademie des FC Barcelona, wo Ballbesitzfußball trainiert wird. Ich glaube, wir sind auf einem Stand, eine präzise Spielphilosophie mit dem Trainer zu vereinbaren und diese in konkrete messbare Größen zu gießen. Das muss miteinander entwickelt werden – das braucht Zeit.“
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… die Kaderplanung: „Es ist nicht so leicht, einen Kader zu planen. Kaderentwicklung braucht Zeit. Es braucht einen Faden, der vorgibt, wie man den Kader Stück für Stück zusammensetzen kann. Aber: Wir können unsere Spieler ja auch entwickeln, sie besser machen – das ist ein wichtiger Bestandteil unseres Konzepts. Ich weiß noch, wie Kenan Karaman anfangs von vielen als Fehl-Transfer betitelt wurde. Jetzt höre ich nur noch: ‚Oh, Kenan spielt nicht. Das könnte aber schwierig werden.‘ Es ist ein wichtiger Auftrag, die Spieler zu entwickeln. Das Thema Potenzial ist etwas ganz Zentrales. Wir müssen Fantasie haben, Qualitäten in den Spielern sehen.“
… Daten, die in der Kaderplanung besonders wichtig sind: „Wir wissen, was es braucht, um aufzusteigen und wir wissen, dass zum Beispiel das Thema Dynamik immer wichtiger wird. Wenn ich an Bryan Lasme und seine Geschwindigkeit denke, ist das eine Waffe, denn er liegt deutlich über dem Durchschnitt. Solche Spieler sind in interessanten Ligen gefragt. Die Dynamik, Schnelligkeit ist ein wichtiges Kriterium – danach muss man konsequent verpflichten. Das haben wir im Sommer versucht.“
Schalke-Vorstand Knäbel: "Wir müssen Spieler auswählen, die etwas Besonderes haben"
… die charakterliche Zusammenstellung des Kaders: „‘Ein Schalker gibt nie auf‘ – diesen Satz habe ich mir hinter die Ohren geschrieben. Doch dabei dürfen wir es nicht belassen. Wir müssen Spieler auswählen, die etwas Besonders haben. Da denke ich an Spieler wie Assan Ouédraogo. Jeder sieht, was er für ein Talent ist und genießt, wenn er loslegt. Aber: Leidenschaft und Persönlichkeit sind zentral dafür, ob eine Mannschaft funktioniert oder nicht. Eine Mannschaftsleistung ist mehr wert als elf Einzelpersönlichkeiten.“
… Einflüsse des Sportkonzepts auf die Sommer-Transferphase: „Wir haben keine Leihspieler ohne Kaufoption mehr verpflichtet. Im Winter haben wir es gemacht, um das Wunder vielleicht noch zu schaffen. Es war nie Teil einer Strategie, die ich Schalke im Fußball empfehlen würde. Aber wenn man Spieler wie Moritz Jenz verpflichten kann, macht man das und verbessert sich. Es ist eine strategische Abweichung und Führungsaufgabe. Kaderwert aufzubauen, Spieler zu entwickeln, um mit denen erfolgreich zu sein, ist das Ziel. Das braucht jedoch ein bisschen Zeit.“
… den Plan, in spätestens drei Jahren aufzusteigen und in sechs Jahren wieder international spielen zu können: „Wir wollen aufsteigen, schon in dieser Saison. Aber wir haben auch so geplant, dass wir in den folgenden beiden Jahren nur genug Budget hätten, um aufsteigen zu können. Wir haben nicht alles auf eine Karte gesetzt. Das ist unser Drei-Jahres-Plan. Es gibt auch einen Sechs-Jahres-Plan. Langfristig wollen wir uns von unseren finanziellen Wackersteinen lösen, um dort hinzukommen. Wenn wir aufgestiegen sind, könnten wir bald in Richtung Top-Sechs gehen. Das bedeutet, dass man einen Kaderwert von 200 Millionen Euro haben muss. Das soll keine Träumerei sein. Es haben uns schon andere Vereine vorgemacht – und sie hatten nicht unbedingt bessere Grundvoraussetzungen als wir. Warum sollte uns das nicht auch gelingen?“
… die kurzfristige Notwendigkeit aufzusteigen: „Ein Jo-Jo-Effekt ist unbedingt zu vermeiden, das wäre ganz schlimm. Wenn wir aufsteigen, wollen wir eine Mannschaft und ein Budget zur Verfügung haben, mit dem wir nicht riskieren, wieder abzusteigen. Beim nächsten Mal sollten und müssen wir eine größere Aussicht haben, die Klasse zu halten, um dann unseren Weg fortzusetzen. Ein Aufstieg muss ein entsprechendes Fundament haben.“
… gewünschte Kontinuität auf der Trainerposition: „Es ist hinlänglich bekannt, dass ich Thomas Reis für einen sehr guten Trainer halte. Er passt sehr gut zu Schalke 04. Er hat den Verein sehr ins Herz geschlossen. Kontinuität? Aus meiner Sicht gern. Man muss den Trainern eine Chance geben. Ich wünsche mir nichts mehr als, dass wir kontinuierlich in dieser personellen Besetzung weiterverfahren können.“
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