Gelsenkirchen. Ron Schallenberg kommt bei Schalke 04 immer besser zurecht. Vor dem Ligaspiel in Braunschweig macht der Mittelfeld-Chef ein Versprechen.
Nein, Dinge sind Ron Schallenberg nicht wichtig. Der Mittelfeldspieler von Schalke 04 ist niemand, der Trikots sammelt und ihnen einen Ehrenplatz gibt. Selbst das Trikot von seinem ersten Auftritt als Schalke-Profi im Auswärtsspiel beim Hamburger SV zu Saisonbeginn (3:5) hat der 24-Jährige nicht mit nach Hause genommen. „Ich bin kein Trikot-Sammler“, sagt er. „Es liegt wahrscheinlich irgendwo beim Zeugwart.“
Wichtiger als materielle Dinge sind Schallenberg die Momente, die er in seinem Kopf speichert. Und sein erstes Spiel in der Arena gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:0) wird er so schnell nicht vergessen. „Es war überragend. Mir macht das hier alles bislang großen Spaß“, sagt der gebürtige Paderborner, der schon in seiner Kindheit glühender Schalke-Fan war. „Ich genieße es, haue mich hier auf Schalke voll rein und spüre viel Vertrauen von allen Seiten. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Schalke-Start von Ron Schallenberg: "Es ist ein Prozess"
Im Gespräch mit dem 24-Jährigen wird schnell klar: Neben dem Platz agiert er ähnlich wie auf dem Rasen: nüchtern und abgeklärt. Genau aus diesem Grund haben Trainer Thomas Reis (49) und Sportdirektor André Hechelmann (38) viel Arbeit und rund zwei Millionen Euro investiert, um ihn nach Gelsenkirchen zu lotsen. Er soll der neue Chef im Schalker Mittelfeld werden, Taktgeber sein, Ruhe ins Spiel bringen.
Sein Start auf Schalker verlief jedoch ausbaufähig. Noch ist das neue Schalker Mittelfeld nicht eingespielt, noch schafft es Schallenberg nicht, all die Lücken in der Defensive zu schließen. Grundsätzlich sei er aber zufrieden mit seinen eigenen Leistungen, erklärt er. „Es ist doch normal, dass am Anfang noch nicht alles klappt. Gerade, wenn man so eine Umstellung hat, was den Verein angeht. Ich denke aber, von Spiel zu Spiel war eine Steigerung zu erkennen.“
Tatsächlich machte er beim 3:1-Sieg in Braunschweig im am Freitag sein bislang bestes Spiel für seinen neuen Klub. „Darum geht es doch“, so Schallenberg. „Es läuft nie vom ersten Spiel an perfekt. Es ist ein Prozess – und der läuft bislang ganz gut.“ Dass er als Schalkes Top-Zugang nun noch mehr im Fokus der Öffentlichkeit steht als zuletzt bei seinem Heimatklub SC Paderborn, nimmt er kaum wahr, wie er glaubhaft versichert. „Das ist kein großer Unterschied. Schalke ist halt eine Nummer größer. Die Wucht kann in beide Seiten erdrückend sein – aber bislang merke ich davon nicht viel.“
Schalke spielerisch noch mit Luft nach oben
Nicht nur bei sich selbst – auch beim kompletten Team sieht Schallenberg noch Steigerungspotenzial. Auffällig war in den ersten drei Pflichtspielen der neuen Saison etwa, dass es weitgehend an Kreativität aus dem komplett neu formierten Mittelfeld fehlte. Zu selten hatten die Schalker zuletzt den Mut, sich von hinten nach vorn zu kombinieren. Schnell wurde stattdessen auf lange Bälle in die Spitze gesetzt. „Wir brauchen eine gute Mischung“, erklärt der Neuzugang. „Wir wollen mutig sein, aber wenn der Gegner mit sechs, sieben Mann presst, ist mir das völlig egal – dann spiele ich eben einen langen Ball auf unsere Stürmer.“ Die dortigen Abnehmer Simon Terodde (35) oder Sebastian Polter (31) zählen für Schalenberg zu den besten Stürmern der Liga, wenn es darum gehe, Bälle festzumachen. „Ich habe da keine Kopfschmerzen.“
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Schön sind diese langen Bälle zwar nicht, doch bislang war diese Methode durchaus effektiv. „Wir brauchen uns für diese Spiele nicht entschuldigen“, stellt er klar. Schon, weil die Ergebnisse den Schalkern bislang recht geben. Zwei von drei Pflichtspielen konnte der Bundesliga-Absteiger gewinnen und dabei jeweils drei Tore erzielen. „Dank dieser individuellen Qualität, die wir vorn haben, brauchen wir nicht viele Chancen, um Tore zu schießen“, sagt Schallenberg. „Das sollte uns Mut machen.“ Auch für das kommende Ligaspiel bei Eintracht Braunschweig an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky).
Ob es Schalke da schon gelingt, für kreative Glanzmomente im Mittelfeld zu sorgen und auch spielerisch zu überzeugen? „Wir wollen das so schnell wie möglich erreichen“, stellt Schallenberg klar und erklärt: „Wann es Klick macht, und alle sagen, dass es ein richtig geiles Spiel mit Ball von uns war, kann ich nicht sagen. Ich kann aber versprechen, dass es passiert.“
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