Braunschweig. Zu Saisonbeginn kann Dominick Drexler bei Schalke 04 noch nicht überzeugen. Das liegt auch an der für ihn undankbaren Position.
Erst als Dominick Drexler gar nicht mehr auf dem Feld war, schaffte er es in Braunschweig auf den Spielberichtsbogen. Zwei Minuten nach seiner Auswechslung sah der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler von Schalke 04 während der zweiten Halbzeit die Gelbe Karte wegen Meckerns. Eine Szene, die zum Auftritt von Drexler im DFB-Pokal-Spiel bei Eintracht Braunschweig am Freitagabend passte. Denn viel funktionierte bei ihm und den Schalkern trotz des 3:1-Sieges und des Einzugs in die nächste Runde nicht.
Nur einmal ließ der gebürtige Bonner seine Klasse aufblitzen. In der Entstehung des 2:1-Führungstreffers spielte Drexler einen perfekten Pass in den Lauf seines Mitspielers Cedric Brunner – durch die Beine von Hasan Kurucay. Nach Flanke von Brunner krönte Paul Seguin den besten Angriff der Schalker mit einem satten Rechtsschuss in den Winkel des Eintracht-Tores. Zweifelsfrei ein toller Treffer, aber auch die einzige nennenswerte Offensivaktion, an der Dominick Drexler beteiligt war.
Zwar sind erst drei Pflichtspiele absolviert, doch noch ist der Routinier nicht in der neuen Saison angekommen. Dabei sind die Erwartungen an Drexler hoch. In seinem dritten Jahr auf Schalke soll der Mittelfeldspieler noch mehr Verantwortung übernehmen. Hinter Simon Terodde (35) und Marcin Kaminski (31) ist Drexler inzwischen dritter Kapitän und Teil des Mannschaftsrates.
Schalke: Trainer Thomas Reis hat in der Zentrale die Qual der Wahl
Drexler will und soll auf Schalke vorangehen, doch so ganz klappt das noch nicht. Als nüchterner Mahner, der immer das große Ganze sieht und ausgesprochen (selbst)kritisch durchs Leben geht, wird er in der Mannschaft zwar respektiert, aber sportlich ist Drexler noch kein großer Faktor im Schalker Spiel. Zwar stand er sowohl gegen den HSV (3:5) als auch gegen Kaiserslautern (3:0) und Braunschweig in der Anfangsformation, aber spielte unauffällig.
Was jedoch auffällt: Trainer Thomas Reis (49) hat in seiner Aufstellung noch nicht die richtige Position für Drexler gefunden. Beim HSV spielte der Routinier im zentralen Mittelfeld als Achter hinter dem offensiveren Assan Ouédraogo (17), gegen Lautern und in Braunschweig auf dem rechten Flügel. Also auf einer Position, die nicht optimal zu den Stärken des Ex-Kölners passt. Auf der Außenbahn war er in Braunschweig fast gar nicht ins Spiel eingebunden. Er bekam wenige Bälle, ging fast nie in die Tiefe – und darunter litt das gesamte Offensivspiel der Schalker.
Drexler ist kein Sprinter, niemand, der an der Linie klebt und als Schienenspieler agiert. Die Stärken des 33-Jährigen sind seine Spielintelligenz, sein Passspiel, seine Ballsicherheit und seine cleveren Bewegungen in engen Räumen. Im Zentrum könnte er all das am besten einbringen. Doch da hat Trainer Reis ein Überangebot an brauchbaren Spielern. Paul Seguin (28), Ron Schallenberg (24), Lino Tempelmann (24), Assan Ouédraogo, aber auch Danny Latza (33) und Niklas Tauer (22), die von Reis immer wieder gelobt werden, stehen neben Drexler für die derzeit drei Positionen in der Mittelfeldzentrale zur Verfügung.
Schalke: Flügelrolle nicht die "Traumposition" von Dominick Drexler
Schon weil Drexler seine Mitspieler führt, ihnen Sicherheit gibt, verzichtet der Trainer in der Schalker Startelf aktuell nur sehr ungern auf den 33-Jährigen. Notfalls stellt ihn Reis deshalb auf dem Flügel auf. Für Drexler eine undankbare Rolle. Falls er dort weiterhin so verloren wirkt und keine Offensivakzente setzen kann, wird er diesen Platz auf rechts bald räumen müssen. „Das ist nicht seine Traumposition, aber wir wissen, welche Qualitäten Dome hat“, sagt Reis, als er auf die Flügelrolle von Drexler angesprochen wird und ergänzt: „Wir müssen eben auch in der Defensive gut funktionieren.“
Denn auch da hat sich der Schalker in den vergangenen Jahren verbessert, einen gewissen „Schmutz“ entwickelt, wie es Ex-Trainer Frank Kramer einmal treffen formulierte. „Ich habe gelernt, dass man in den höchsten Ligen auch sehr eklig sein muss – eklig auf dem Platz für den Gegner, auch mal im Training“, sagte Drexler im Mai im WAZ-Interview. „Man muss keinen über die Bande springen lassen, aber Zeichen setzen und Schärfe reinbringen, damit Spannung da ist. Ich bin keiner, der filigrane Übersteiger macht, sondern der, der auch mal zur Grätsche runtergeht oder am eigenen Strafraum mitverteidigt.“
In diesen Punkten ist er gelernten Flügelspielern wie Soichiro Kozuki (22) oder Bryan Lasme (24) voraus. Das Duo ist verfügt zwar über deutlich mehr Tempo als Drexler, doch denkt ausschließlich offensiv – weshalb Reis gern auf Drexler vertraut, der sich nicht zu schade ist, zu grätschen oder bis zum eigenen Strafraum zu ackern. Dieser Schmutz allein dürfte aber nicht reichen, um gegen tief stehende Gegner in der 2. Bundesliga erfolgreich zu sein – das gilt gleichermaßen für Drexlers Rolle als auch die gesamte Spielausrichtung von Schalke 04.
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