Essen. Rot-Weiss Essen mischt in der 3. Liga oben mit. Warum das so ist und welche Rolle Cedric Harenbrock spielt, zeigt unsere Datenanalyse.

Dass ausgerechnet die Partie zwischen Rot-Weiss Essen und dem SSV Ulm 1846 das Topduell des anstehenden 26. Drittliga-Spieltags ist, darf man getrost als Überraschung bezeichnen. Hätte vor der Saison ja auch niemand mit rechnen können, dass die Rot-Weissen, die zuvor gerade so den Klassenerhalt geschafft hatten, und der Aufsteiger ganz oben mitspielen. An diesem Samstag steigt das Duell zwischen RWE und dem SSV – und der Sieger ist, zwölf Partien vor dem Saison-Ende, Tabellendritter.

Die Vorfreude ist riesig bei RWE nach dem Überraschungscoup in Regensburg, das Selbstvertrauen könnte nach dem 3:1-Sieg beim Tabellenführer nicht größer sein. Nur wenige Tage zuvor hatte es in München eigentlich einen Dämpfer gesetzt, die Konkurrenz drohte davonzuziehen, aber die Mannschaft hat zurückgeschlagen – wieder einmal.

Rot-Weiss Essen: In diesen Werten ist RWE oben dabei

Was dabei auffällt: Christoph Dabrowskis Mannschaft spielt einen schönen Ball. Mit dem Rumpelfußball der Premieren-Drittligarunde hat das nichts mehr zu tun. Perfekt waren die letzten zwei Tore in Regensburg herausgespielt. So viel schon über die riskante Taktik und den kurzen Spielaufbau von hinten diskutiert wurde: Es zahlt sich aus. Woher kommt die Stärke? Was zeichnet RWE aus? Was sind die Gründe für den Höhenflug? Gemeinsam mit unserem Partner „Createfootball“ haben wir Daten und Zahlen analysiert.

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RWE baut das Spiel fast immer ruhig aus der Defensive auf. Nur der SC Verl spielt insgesamt mehr Pässe pro 90 Minuten, und auch in der Pass-Präzision erreicht RWE mit 83 Prozent einen Topwert – wenngleich einige Fehlpässe schon bestraft wurden: Die Zahlen zeigen, dass Christoph Dabrowski richtig damit liegt, weiter auf einen gepflegten Aufbau zu setzen. Überraschend: Ausschließlich zwei Mannschaften, nämlich Aue und Dresden, leisteten sich bislang weniger Ballverluste als Essen.

Alles zum 3:1-Sieg von RWE in Regensburg

Was RWE zudem auszeichnet: eine kreative Offensive. Das Team geht in die drittmeisten Dribblings pro 90 Minuten, es sind im Schnitt 27,7, und gewinnt davon die zweitmeisten (57 Prozent). Diese Spielweise liegt vor allem den Außen, Isi Young, Lucas Brumme und Marvin Obuz, die stark im Eins-gegen-eins sind. Apropos Obuz: Die Leihgabe des 1. FC Köln, mit 15 Punkten bester Scorer der Essener, gehört zu den Spielern mit der Gabe zum entscheidenden Pass und schlägt mit die meisten Schlüssel-Zuspiele aller Drittligisten.

Leonardo Vonic passt zur RWE-Spielweise

Und auch Cedric Harenbrock, der im Umfeld bisweilen nicht ganz unkritisch gesehen wird, hat laut Datenanalyse einen großen Anteil am Erfolg: Der dienstälteste Rot-Weisse gehört zu den läuferisch Stärksten und ist im mittleren Drittel des Spielfelds ständig anspielbar durch seine Läufe. Er macht viele Meter und erhöht so die Dynamik.

Leonardo Vonic (r.) ist Stürmer Nummer eins bei Rot-Weiss Essen.
Leonardo Vonic (r.) ist Stürmer Nummer eins bei Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Hinzukommt sein feiner linker Fuß. Kein Team bricht häufiger die letzte gegnerische Linie per Pass. Harenbrock, der zuletzt verletzte Vinko Sapina und auch Thomas Eisfeld bestechen beim Herausspielen von Torchancen. Die Kreativen im Mittelfeld profiitieren davon, dass die Nummer neun, Leonardo Vonic, sich inzwischen prächtig eingefügt hat.

Der Sommer-Zugang hat seinen Stammplatz mittlerweile sicher und passt, schaut man auf die Werte, perfekt ins Gebilde. RWE bietet im letzten Drittel die meisten Laufangebote aller Drittligisten an, darunter die zweitmeisten Tiefenläufe mit Torgefahr. Vonic bringt es auf einen extrem hohen Anteil an Läufen im letzten Drittel mit Torgefahr (82 Prozent) – er gehört sogar ligaweit zu den Top Ten.

Rot-Weiss Essen hat Probleme in der Defensive

Vorne läuft es, die Problemzone liegt hinten. 36 Gegentore sind der höchste Wert aller Mannschaften, die sich im Rennen um die ersten drei Plätze befinden. Und bei aller Freude über die Offensive und die 37 erzielten Treffer – der SSV Ulm bringt es sogar auf 42 Tore, was die Aufgabe am Samstag nicht gerade leichter macht. Mehr dazu lesen Sie in Teil zwei unserer Datenanalyse, in der wir auf die Defensivarbeit schauen und erklären, warum Rot-Weiss Essen trotz des klasse Offensivfußballs derzeit krass überperformt.

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