Essen. Die Top-Drei-Wochen stehen an, verspielt Rot-Weiss Essen die gute Ausgangslage? Was der Drittligist in den nächsten Spielen besser machen muss.
Ja, das war ein Ausrufezeichen, aber ein anderes als gewünscht. Rot-Weiss Essen wollte sich den dritten Tabellenplatz im Nachholspiel bei 1860 München holen, verlor jedoch mit 0:2 (0:1). Diese Niederlage hatte sich RWE selbst zuzuschreiben, da waren sich alle einig. Das macht dem Frust natürlich nicht kleiner, im Gegenteil.
Nun sind die Essener noch immer oben dabei. Platz fünf nach 24 Spieltagen, eine gute Bilanz. Allerdings fragt man sich schon, was möglich gewesen wäre, wenn die Rot-Weissen nicht diese verdammten zwei Probleme hätten.
Rot-Weiss Essen: Neun Gegentore nach individuellen Fehlern
Problem eins: die individuellen Fehler. Eric Voufack fehlten Ideen und Mitspieler, sein Rückpass wurde abgefälscht und landete bei Fynn Lakenmacher; das erste Tor am Dienstagabend, entstanden nach einem klaren Fehler in der 28. Minute. Das zweite fiel wenige Augenblicke nach dem Wiederanpfiff. Torwart Felix Wienand spielte den Ball flach hinten heraus, nur: RWE war in der angespielten Zone in Unterzahl. Voufack wurde in der Folge arg bedrängt, konnte das Zuspiel nicht kontrollieren, die Sechziger schalteten um und trafen. Zweimal reichte es den Löwen, die Räume zuzustellen und einen hohen Druck aufzubauen, um zu treffen. Das Spiel war gelaufen.
Alles zum 0:2 von Rot-Weiss Essen in München
- Zwei Fehler zu viel: So lief die Partie.
- Note 5,5: Rot-Weiss Essen enttäuscht.
- „Völlig unnötig“: Dabrowski ist gefrustet.
Die beiden Gegentore in München waren weiß Gott nicht die ersten, die aus einem fahrigen Spielaufbau heraus resultierten. Am ersten Spieltag passte Torwart Jakob Golz im Strafraum zu Thomas Eisfeld. Der Routinier wurde gepresst, verlor den Ball. Halle ging in Führung und siegte später 2:1.
In Unterhaching ließ sich Lucas Brumme das Spielgerät im eigenen Sechszehner abluchsen Die SpVgg traf zum zwischenzeitlichen 3:0. Dann wären da noch die unsauberen Zuspiele gegen Ingolstadt, Aue, Münster, Köln und eben auch gegen München. Neun Drittliga-Gegentore hat sich RWE in dieser Saison selbst reingelegt, mehrere davon spielentscheidend.
Dass nach den Partien gerne von Cleverness und „Fehler abstellen“ geredet wird, mutet da schon paradox an. So sagte etwa Lucas Brumme im RWE-Vereins-TV, dass die Niederlage „komplett vermeidbar“ war. Und: „Wir hatten die Chance auf das 1:0, aber es sind die individuellen Fehler, dann passiert so etwas. Das müssen wir abstellen.“
Wo ist der Lerneffekt bei RWE?
Eine Frage müssen sich die Rot-Weissen stellen: Wo ist der Lerneffekt? Etwas weniger Dogmatismus, mehr Pragmatismus könnte die Lösung sein.
Im Umfeld wird das längst diskutiert. Sollte Christoph Dabrowski das Herausspielen von hinten verbieten? Sollten die Rot-Weissen den Ball nicht einfach weghauen, wenn sie unter Druck geraten? Es ist indes eine Scheindebatte: Der Trainer und die Spieler stehen voll hinter der Vorgabe, die viel Bewegung und ein Mitdenken erfordert. Und geht es schief, dann meistens richtig und einer ist der Leidtragende. Hochriskant - und zuletzt bestraft.
Problem zwei: die Auswärtsschwäche. Platz eins in der Heim-, Platz 15 in der Auswärtstabelle. RWE ist in der Fremde zu harmlos, um tatsächlich für den Aufstieg infrage zu kommen. Die Diskrepanz zwischen der Energie zuhause und auswärts ist, so Dabrowski, schwierig zu erklären
Rot-Weiss Essen: Dabrowski ist von der Reaktion der Mannschaft enttäuscht
„Was enttäuschend ist, das ist die Reaktion“, sagte der Trainer auf der Pressekonferenz in München. „Die nötige Energie hat uns gefehlt, sich voll dagegen zu hauen und das Spiel zu drehen.“ Das Flügelspiel war in der zweiten Halbzeit zudem nicht existent, keine Wucht in der Offensive - und im Mittelfeld fehlte es an Zweikampfstärke ohne den nach wie vor verletzten Kapitän Vinko Sapina.
„Wir müssen das analysieren“, sagte Dabrowski - aber auch, dass die Mannschaft das 0:2 „schnell abhaken“ müsse. Schon am Samstag wartet Tabellenführer Jahn Regensburg - wieder ein Auswärtsspiel. Es ist die Chance, es besser zu machen und allen zu zeigen, und gleichzeitig der Auftakt der Top-Drei-Wochen: Anschließend kommt Ulm, dann geht es nach Dresden. Am 22. Februar ist Rot-Weiss Essen entweder knüppeldick im Aufstiegsrennen oder schaut erst mal zu.
+++ Berichte, Interviews, Hintergründe: Unsere RWE-Reporter berichten täglich. Bestellen Sie hier den kostenlosen WAZ-Newsletter zu Rot-Weiss Essen +++