Duisburg. Der MSV bestreitet am Sonntag gegen Erzgebirge Aue sein vorerst letztes Drittliga-Heimspiel. Es gibt weder Blumen noch Geschenke.

Der MSV Duisburg hatte in dieser Woche einen Grund, um zu feiern. Am Donnerstag war es genau 60 Jahre her, dass der Meidericher Spielverein durch einen 3:0-Heimsieg über den 1. FC Kaiserslautern in der ersten Bundesliga-Saison Vizemeister wurde. Feiern mag aber niemand mehr. Es schließt sich kein Kreis, bei den Zebras ist er zersprengt: Seit dem vergangenen Sonntag steht der Abstieg des MSV in die Fußball-Regionalliga fest. Am Sonntag kommt der FC Erzgebirge Aue mit Ex-MSV-Trainer Pavel Dotchev zum vorerst letzten Drittliga-Heimspiel der Zebras an die Wedau. Die Abschiedsvorstellung vor dem heimischen Publikum beginnt um 13.30 Uhr.

Beim 3:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern am 9. Mai 1964 trafen Weltmeister Helmut Rahn, Ludwig Nolden (natürlich per Elfmeter) und Werner Lotz zur Duisburger Vizemeisterschaft. Deutscher Meister wurde der 1. FC Köln, doch für die faustdicke Überraschung im ersten Bundesliga-Jahr sorgten die Meidericher mit Coach Rudi Gutendorf. Trainer der Pfälzer war damals der Duisburger Günter Brocker, der bis zu seinem Tod im Mai 2015 in Buchholz lebte. MSV-Kapitän war Günter Preuß, der noch heute zusammen mit seiner Ehefrau Ursel regelmäßig bei MSV-Heimspielen zu Gast ist. Auch der 87-Jährige leidet in dieser Saison unter der Talfahrt seines Vereins.

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MSV Duisburg erwartet 11.000 Zuschauer

12.000 Zuschauer sahen 1964 das letzte Ligaspiel der Meidericher im Wedaustadion. Am Sonntag erwartet der MSV Duisburg über 11.000 Besucher. Am vorletzten Spieltag – am Pfingstsamstag spielt der MSV noch bei Dynamo Dresden – nehmen die Duisburger Abschied vom Profifußball mit Wut und Trauer. Das werden die Spieler wohl zu spüren bekommen. Interimstrainer Uwe Schubert hat kein Mitleid mit seinen Spielern. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass sie das aushalten muss, wenn sie nicht bejubelt wird“, so der 64-Jährige.

Ich bin genauso sauer wie die, die über den Zaun wollten. Nur ich war drinnen.
Uwe Schubert - MSV-Trainer

Schubert brauchte ein paar Tage, um das 3:5-Debakel nach einer 3:1-Führung zur 68. Minute in der letzten Woche in Lübeck zu verkraften. „Die Gefühlswelt kann ich nicht in Worte fassen“, so Schubert am Freitag im Pressegespräch zum Aue-Match. Ein paar Worte fand er dann doch. Zum versuchten Platzsturm der Fans in Lübeck sagte der Coach: „Ich bin genauso sauer wie die, die über den Zaun wollten. Nur ich war drinnen.“ Er habe, als der Abstieg des MSV dann am Sonntag nach dem Mannheimer Punktgewinn feststand, nur noch Frust und Leere verspürt. Mehrfach betonte der Interimstrainer am Freitag, dass jeglicher zu erwartender Missmut von den Rängen gerechtfertigt ist. Im Training habe er den Spielern, die nicht bereit wären, das auszuhalten, gesagt, sie sollten sich in diesem Fall bei Geschäftsführer Michael Preetz für das Aue-Match abmelden. Es gab zwar neue Krankheitsfälle (Santiago Castaneda und Alexander Esswein), aber niemand habe das „Angebot“ zum Wegducken angenommen.

Die Meidericher bejubeln am 9. Mai 1964 einen Treffer gegen den 1. FC Kaiserslautern. 
Die Meidericher bejubeln am 9. Mai 1964 einen Treffer gegen den 1. FC Kaiserslautern.  © imago/Horstmüller | imago sportfotodienst

Erstmals seit vielen Jahren wird der MSV Spieler, die den Verein am Saisonende verlassen, vor dem letzten Heimspiel nicht offiziell mit einem Geschenk verabschieden. Da mit Torwart Max Braune und Batuhan Yavuz ohnehin nur zwei Kicker aus dem aktuellen Kader auch einen Vertrag für die Regionalliga haben, wäre der Aufwand für eine Lebewohl-Zeremonie eh zu groß. Am Muttertagswochenende sind Blumensträuße ohnehin viel zu teuer – der MSV muss erst einmal die knapp 30.000 Euro für die aktuelle „Pyro-Strafe“ des DFB aufbringen – und welcher Spieler mag sich nach dieser Saison schon ein Erinnerungsbild an die Wand hängen?

MSV Duisburg: Mehrere Ausfälle vor letztem Heimspiel

Schon die Verabschiedungen im letzten Jahr konnten nur mit einem komplizierten diplomatischen Protokoll über die Bühne gehen. Moritz Stoppelkamp verließ mit Bild und Sohnemann auf dem Arm unter dem Applaus der Fans den Innenraum der Arena. Der Ex-Kapitän wechselte einige Wochen später zu Rot-Weiß Oberhausen, die Zebras kommen nun in der nächsten Saison für ein Spiel hinterher.

Im letzten Heimspiel muss Trainer Uwe Schubert mehrere Ausfälle kompensieren. Vor allem in der Offensive herrscht durch die Erkrankung von Alexander Esswein und die Verletzung von Benjamin Girth (Muskelfaserriss) ein neuer Engpass. Vielleicht kommt U-19-Stürmer Kaan Inanoglu doch noch zu seinem ersten Startelfeinsatz bei den Profis.

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