Duisburg. Gläubiger Schauinslandreisen verzichtet gegenüber dem MSV Duisburg auf seine Forderungen. Weihnachtlicher Friedensgipfel.
Dieses Bild hätte im Frühjahr kaum jemand erwartet. Ingo Wald, Präsident des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, und Andreas Rüttgers, bei Schauinslandreisen für die Belange rund um den MSV zuständig, saßen am Dienstag im Trainingszentrum in Meiderich an einem nett dekorierten Tisch mit Tannenzweigen, zwei Schokoladen-Weihnachtsmännern und einem Glas mit Weihnachtskugeln zusammen und demonstrierten Einigkeit und Festtagsfrieden. Es gab auch tatsächlich etwas zu feiern: Die beiden Protagonisten erläuterten die unlängst erzielte Einigung zwischen Gläubiger und Verein.
Bereits am 8. Dezember hatten der MSV und Schauinslandreisen bekannt gegeben, dass beide Seiten eine Einigung bezüglich der Kredite von Verein und KGaA beim Reiseveranstalter erzielt hatten. Sowohl Wald als auch Rüttgers sprachen am Dienstag von einem „Befreiungsschlag für den Verein.“ Wald erklärte: „ Die Vereinbarung ist so getroffen, dass Schauinsland auf die sechs Millionen verzichtet.“ Andreas Rüttgers sagte, dass es wichtig sei, nach viel Hoffnungslosigkeit in den letzten Monaten diese positive Einigung erzielt zu haben.
Dadurch habe der MSV eine deutlich bessere Eigenkapital-Situation erlangt, wie Wald erläuterte. Grundsätzlich kann der Gläubiger doch noch den ein oder anderen Euro über Besserungsscheine wiedersehen – etwa durch Spielertransfers oder über Erfolge im DFB-Pokal, wenn sich die Zebras dafür irgendwann einmal wieder qualifizieren. Zudem unterstrichen Wald und Rüttgers, dass bei den Besserungsscheinen kein Automatismus vorliegt. Gewinnt der MSV im Lotto, muss er nicht zwangsläufig das Geld teilen.
MSV Duisburg: „Capelli-Prospekt“ war nicht bekannt
Weiterhin gilt aber: Die Partnerschaft zwischen MSV und Schauinslandreisen als Sponsor endet am 30. Juni 2024 – wie der Reiseveranstalter im Frühjahr bereits verkündet hatte. War das ein Schlussstrich? Andreas Rüttgers gab sich am Dienstag dazu zurückhaltend: „Das muss am Ende Herr Kassner (Schauinslandreisen-Chef, Anm. d. Red.) entscheiden. Das alles ist an ihm auch nicht spurlos vorübergegangen. Das ist noch zu frisch, um das ohne Emotionen zu einer Entscheidung zu bringen.“ Die Trennung war der Abschluss eines schleichenden Prozesses gewesen. Am Ende war das Porzellan zerschlagen. Es wurde gerade erst aufgekehrt.
Über die Zukunft von Investor Capelli erklärte Ingo Wald, dass der Inhaber von 40,1 Prozent der Anteile durchaus bereit sei, elf Prozent abzutreten, wenn ein potenzieller neuer Geldgeber ein größeres Stück vom Kuchen haben wolle. Dass unlängst ein Verkaufsprospekt mit allen Capelli-Anteilen publik wurde, bezeichnete Ingo Wald als „sehr, sehr unglücklich“. Wald weiter: Wir kannten diesen Prospekt nicht.“ Das Papier sei für den internen Gebrauch angefertigt worden und sollte, so Wald „nicht an die Öffentlichkeit gelangen“.