Duisburg. Offenbar standen die Anteile von Investor Capelli am MSV Duisburg bereits im Frühjahr zum Verkauf. Das geht aus einem Exposé hervor.

Der MSV Duisburg wird anscheinend bereits hinter dem Rücken der Verantwortlichen als Investitionsmöglichkeit gehandelt. Das legt ein Papier nahe, das der Redaktion vorliegt. Investor Capelli hält 40,1 Prozent der Anteile an der MSV Duisburg KGaA. Dieses Paket steht offenbar zum Verkauf – definitiv auf dem Markt war es im Februar dieses Jahres. In einem Exposé wurde die Beteiligung der US-Amerikaner angeboten. Nicht nur das: Das sehr detaillierte Papier, das 18 Seiten umfasst, beinhaltet eine Anleitung, wie ein neuer Investor beim MSV Duisburg die Macht erhalten kann. Sollte das Angebot, das ein Makler oder eine entsprechende Agentur verfasst haben dürfte, ohne das Wissen der aktuellen Führungscrew der Zebras entstanden sein, zeigt es den Weg einer „feindlichen Übernahme“ auf.

Capelli stieg im Dezember 2015 beim MSV Duisburg als Investor und als „strategischer Partner“, wie es damals hieß, ein. Die Gruppe stockte ihre Anteile im Januar 2021 von 10,1 auf 40,1 Prozent auf.Mit frischem Geld trug Capelli damals in der Stunde der Not maßgeblich zum Lückenschluss, der die Lizenz und den Fortbestand des MSV sicherte, bei. Zudem gibt Capelli seit Jahren bei den MSV-Frauen, die aktuell in der Bundesliga gegen den Abstieg kämpfen, die Richtung vor. Im Aufsichtsrat der KGaA vertritt Kay Mourheg die Interessen von Capelli.

Kay Mourheg vom US-Unternehmen Capelli Sports sitzt auch im Aufsichtsrat des MSV Duisburg.
Kay Mourheg vom US-Unternehmen Capelli Sports sitzt auch im Aufsichtsrat des MSV Duisburg. © Michael Dahlke

Auch die Übernahme der Duisburger Arena gehört zum Konzept

Das Angebot umfasst ein Gesamtpaket – einschließlich der Übernahme der Arena. Im Papier heißt es, die Stadt Duisburg sei bereit, das Stadion gegen Zahlung eines symbolischen Betrages abzugeben. Im gleichen Zusammenhang heißt es, dass Capelli bereit ist, seine Anteile abzugeben.

Das Angebot entstand, als der MSV Duisburg in der vergangenen Saison nach 23 Spielen mit 29 Punkten Platz zwölf belegte. Die Attraktivität eines möglichen Investments dürfte mittlerweile vor dem Hintergrund des drohenden Abstiegs in die Regionalliga deutlich gesunken sein. Laut Exposé lag der Etat des MSV damals bei 5,5 Millionen Euro. Die monatlichen Spielergehälter bewegten sich zwischen 3000 und 12.000 Euro.

Als Weg zur Kontrolle zeigt das Konzept mehrere Stufen auf: die Übernahme der Capelli-Anteile, die Übernahme der Schauinslandreisen-Kredite (hier geht es um den Vier-Millionen-Euro-Kredit des e.V.) nach Verhandlungen, die Übernahme weiterer Anteile nach Verhandlungen und einem Mitgliedervotum bis zu einer Beteiligung von 50,01 Prozent. Im Aufsichtsrat der KGaA sei durch neue Berufungen eine Mehrheit zu erlangen. Zudem soll ein Beirat für die KGaA entstehen. Und letztlich steht die Übernahme der Arena auf der To-do-Liste.

Das Angebot schlüsselt auch Verbindlichkeiten auf. Hier stehen Verbindlichkeiten in Höhe von 900.000 Euro gegenüber Schauinslandreisen im Papier. Die Kreditlinie bei der Volksbank soll 700.000 Euro betragen. Und: DieAkte Hellmichscheint noch nicht geschlossen. Im Falle eines Aufstieges in die 2. Bundesliga seien an den Bauunternehmer und an die Stadt Duisburg insgesamt 800.000 Euro zu zahlen. Apropos 2. Bundesliga: Für einen Aufstieg ist laut Exposé ein Etat von acht Millionen Euro notwendig.

MSV Duisburg sucht eine „neue Gesamtstruktur“

Schon in den letzten Wochen kursierten beim MSV Gerüchte über eine mögliche Absicht Capellis, seine Anteile zu verkaufen. Am Mittwoch hatte der Klub im Zuge der Mitteilung, dass die Geschäftsführer Peter Mohnhaupt und Thomas Wulf im Frühjahr von Bord gehen, angekündigt, eine „neue Gesamtstruktur“ schaffen zu wollen. Vor diesem Hintergrund könnte es auch auf einen Investorenwechsel hinauslaufen – oder gar auf einen kompletten personellen Umbruch.

Am Ende der Präsentation steht ein Satz des Dankes für die Aufmerksamkeit bei der Lektüre – auf Portugiesisch.