Duisburg. Die 0:2-Niederlage des MSV Duisburg in Sandhausen dokumentiert, dass sich das Team seit dem Trainerwechsel nicht weiterentwickelt hat.
Boris Schommers, der Trainer des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, berichtete in der Pressekonferenz nach der 0:2 (0:2)-Niederlage beim SV Sandhausen am Samstag: Er sei zu den Fans gegangen und habe ihnen seinen Weg erklärt. Was er genau gesagt habe, wollte er nicht verraten: „Das wird zwischen den Jungs und mir bleiben.“ Nun ist die Lage zu hoffnungslos für den Hinweis, es gibt auch Mädels im Fanblock.
Ohnehin will man gar nicht Mäuschen spielen. Denn was möchte man von einem Weg hören, wenn man doch über mehr als 90 Minuten sehen konnte, dass er aus Holz ist. Als Gedankenexperiment: Man nehme die fünfte Partie unter dem neuen Trainer, der zwei Länderspielpausen hatte, um am Detail zu arbeiten, als GPS-Position. Jetzt vergleicht man sie mit der Ortsmarke, abgesetzt beim letzten Spiel vor seiner Zeit, also vor etwa 50 Tagen. Und siehe: Der neue Punkt liegt hinter dem alten. Dabei geht es nicht um den Tabellenplatz. Es geht um alles andere.
MSV Duisburg im Sturm weiter harmlos
Boris Schommers hat bei seinem Amtsantritt erklärt, dass er das Verhalten bei Standardsituationen verbessern wolle. Das sei gerade im Abstiegskampf und mit einer wenig torgefährlichen Mannschaft entscheidend. Die Zebras haben im Spiel gegen Essen (1:2) und Ingolstadt (1:2) ein Tor nach einer Ecke und einem Freistoß bekommen. Waldhof Mannheim hatte beim 0:0 zwei große Möglichkeiten. Eine nach einer Ecke und eine nach einem Freistoß.
Sandhausen traf zum 2:0 per Eigentor von Sebastian Mai nach einer Ecke. (Das andere Tor machte David Otto nach zwei Abwehr- und einem Platzfehler.) Zwei weitere mögliche Tore nach Ecken verhinderte Torwart Vincent Müller mit Glanztaten. Gelang dem MSV vorne selbst etwas nach Ecken oder Freistößen? Nein. Gar nicht. Weder in Sandhausen, noch sonst wann. Unter Ziegner gab es drei Tore nach Ecken.
Der Trainer kündigte an, er werde die Sturmleistung verbessern. Schon vor dem Bielefeld-Spiel, seinem Ligadebüt, sagte er voraus: „Wir werden am Samstag eine gute Offensive auf dem Platz haben.“ Das Spiel endete windstill mit 0:1. Vor dem Spiel in Sandhausen sagte er: „Ich bin überzeugt, dass wir in der nächsten Zeit den einen oder anderen Torschützen aus dem Spiel herausfinden.“ Die Bilanz seit Amtsantritt zeigt: Zwei Tore gelangen dem MSV, eins per Eigentor, eins per Elfmeter. Einen Punkt holte er aus fünf Spielen.
MSV Duisburg: Nach 20 Minuten fehlte die Leidenschaft
Wie groß die Not ist, lässt sich an der Aufstellung von Sebastian Mai als Sturmspitze ablesen. Vier Spiele lang hatte sich Schommers dieser Idee widersetzt. Schon seine Vorgänger Torsten Ziegner und Engin Vural hatten sich angesichts der Schwäche der Stürmer keinen anderen Rat mehr gewusst. In der Tat: Mai war in Sandhausen deutlich aktiver als alle, die fürs Toreschießen eingekauft wurden. Er traf immerhin einmal den Pfosten und legte zwei gute Chancen auf. Es reichte dennoch nicht, denn: „Es war total egal, wer vorne in der Box steht, wenn die Flanken nicht dahin kommen“, so Schommers. Er hatte unter der Woche berichtet, dass er an den Flanken in den Strafraum während der Trainingswochen gearbeitet habe.
Der Fußballlehrer berichtete über seine Gefühlslage nach 20 mäßig ordentlichen Minuten seiner Mannschaft zu Beginn: „Mich ärgert die Zeit zwischen der 20. und 45. Minute, da haben wir nicht mehr genug Leidenschaft auf den Platz gebracht und nicht gut verteidigt.“ Torhüter Vincent Müller sagte: „Die 20 bis 25 Minuten, in denen wir die Tore kriegen, das war die schlechteste Leistung von uns. Da haben wir keine Gegenwehr gezeigt.“ Man erinnere sich: Auch unter Ziegner hatte die Mannschaft zum Beispiel gegen Ulm nach 20 ordentlichen Minuten das Kicken eingestellt.
Der Coach erklärte als Ziel: Er wolle jeden einzelnen Spieler besser machen. Das Beispiel Caspar Jander zeigt: So wirklich gelungen ist das nicht. Jander wirkt ausgebrannt. Was man dem jungen Mann nicht verdenken kann. Er muss mehr leisten, als man von ihm verlangen darf. Schommers nahm ihn gegen Sandhausen nach 62 Minuten raus. Wer einen Kicker findet, der seit dem 10. Oktober seine Leistung kontinuierlich verbessert hat, möge sich bitte in der Redaktion melden.
Der neue Coach spricht wie seine Vorgänger von mangelnder Durchschlagskraft, hofft wie seine Vorgänger, dass durch ein dreckiges Tor der Knoten mal platzt, wünscht sich wie seine Vorgänger, dass die Mannschaft mal in Führung gehe.
Wie gesagt, es bleibt das Geheimnis der Beteiligten, was der Trainer über seinen Weg mit den männlichen Fans besprochen hat. Ganz offen zeigten alle Freunde der Zebras das Banner: „Wir sind die hier immer stehen. Bis zum Ende, auch wenn die Lichter ausgehen.“ Unüberhörbar war ihr Gesang zu hören: „Wir fahren weit, wir fahren viel und wir verlieren jedes Spiel.“ Aussage und Wirklichkeit deckten sich deutlich eher als die bislang getätigten von Boris Schommers.
Auf die Frage, wie weiter zu handeln ist, fällt einem folgende Antwort ein. Die Verantwortlichen sollten sich sehr genau und voller Überzeugung überlegen, wie sie entscheiden. Und dann genau das Gegenteil tun. Schaut man zurück, könnte das die Erfolgschancen deutlich verbessern: Siehe Stoppelkamp, Hettwer, Einkauf von Offensivkräften, Vertrauen in Ziegner und Heskamp, Vision vom Zweitliga-Aufstieg 2025, Zurückstufung von Engin Vural.