Mönchengladbach. Der Österreicher präsentiert sich im Gegensatz zu den anderen neuen Dortmundern in Bestform. Eine Steigerung zum richtigen Zeitpunkt.

Minutenlang standen Marcel Sabitzer und Maximilian Wölber am Rand des Spielertunnels im Borussia-Parks, neben der neongrünen Leuchtschrift, die eher den Weg zu einer hippen Bar leiten könnte als in die Umkleidekabine einer Fußballarena. Es gab zwischen den Österreichern offenbar viel zu besprechen. Womöglich ging es auch um den Sommer. Am Samstag waren sie ja noch Gegner – Sabitzer spielt für Borussia Dortmund, Wöber verteidigt bei Borussia Mönchengladbach – im Juni bestreiten sie, wenn nichts Überraschendes dazwischen kommt, gemeinsam die Europameisterschaft für Österreich.

Die Hauptgeschichte der Partie am Samstag war zwar recht schnell erzählt. Der BVB erledigte seine Pflichtaufgabe, leistete sich im Fernduell mit RB Leipzig um die Champions-League-Plätze am Niederrhein keinen Patzer und hat durch das 2:1 (2:1) in Unterzahl auch Selbstbewusstsein für das Viertelfinal-Rückspiel am Dienstag gegen Atlético Madrid (21 Uhr/Prime) getankt. Es gab aber noch diverse Nebenaspekte.

BVB gegen Gladbach: Wieder Verwirrung um VAR

Etwa das tölpelhafte Gelb-Rot für Karim Adeyemi, der seiner Mannschaft in der 55. Minute einen Bärendienst erwies. Oder auch das nächste VAR-Wirrwar in der zweiten Halbzeit. Sabitzer interpretierte den Pfiff eines Fans als das Signal vom Schiedsrichter, dass der Strafstoß nach Foul an Adeyemi freigegeben worden ist. „Es ist ein lautes Stadion mit vielen Zuschauern und da war ein Pfiff“, berichtete Sabitzer später. „Ich habe hundert Prozent einen gehört, aber ich habe mir mittlerweile versichern lassen, dass es von der Tribüne war. Wir haben kurz gelacht, weil es so noch nicht vorkam.“

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Der 30-Jährige verwandelte, dann aber meldete sich der Videoassistent. Warum? Das blieb für alle Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion zunächst offen. Später wurde bekannt, dass die Unparteiischen korrekterweise die Foulentscheidung zugunsten Adeyemis im Zweikampf mit Jonas Omlin revidiert hatten. Gladbachs Torwart baggerte wie ein Volleyballspieler den Ball weg, bevor er Dortmunds Flügelspieler umrempelte.

Was VAR das denn? BVB-Profi Marcel Sabitzer diskutiert mit dem Schiedsrichter.
Was VAR das denn? BVB-Profi Marcel Sabitzer diskutiert mit dem Schiedsrichter. © Getty Images | Christof Koepsel

Sabitzer verdarb die bizarre Szene keineswegs die Laune, er hatte zuvor ja selbst dafür gesorgt, dass sie letztlich nicht mehr spielentscheidend war. Der Mittelfeldspieler interpretierte seine Rolle gegen Gladbach offensiver als zuletzt, erzielte beide Tore (22./28., Foulelfmeter) und beackerte bei einer Laufleistung von 11,45 Kilometern so gut wie jeden Quadratzentimeter Rasen – sogar Torwart Omlin musste mitansehen, wie Sabitzer in seinem Strafraum zum Pressing ansetzte. „Marcel hat ein Top-Spiel gemacht. Er war überall präsent, mit und gegen den Ball“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl. Trainer Edin Terzic sagte: „Marcel hat das Gespür für tiefe Räume, das hat er nicht nur bei dem Tor gezeigt. Er ist ein Spieler, der nicht nur sich selbst in eine gute Position bringt, sondern auch die Räume immer wieder für seine Mitspieler öffnet.“ Sabitzer stemmte sich auch nach der Pause gegen den Ausgleich, nachdem Wöber (36.) mit seinem Anschlusstor die bis dahin einseitige Partie noch einmal spannend gemacht hatte.

Marcel Sabitzer bringt beim BVB Struktur ins Spiel

Passend zu den wichtigsten Wochen dieser Saison befindet sich Sabitzer weiter im Aufwärtstrend, er könnte zum Trumpf werden im Endspurt um die Königsklasse. „In dieser Form ist Marcel ein extrem wichtiger Spieler für uns“, befand Terzic. Wie viele andere Dortmunder erlebte Sabitzer in der Hinrunde schwierige Wochen, hat aber insbesondere nach dem Jahreswechsel mehrere Schritte nach vorne gemacht. Inzwischen ist er der Verbindungsmann, der Struktur ins BVB-Spiel bringt. Man sieht nun, warum die Dortmunder Borussia im Sommer etwas mehr als 20 Millionen Euro an Bayern München überwiesen hatte. Bisher ist er der einzige Sommer-Neuzugang, der den BVB tatsächlich verstärkt hat.

Zwei BVB-Neuzugänge: Felix Nmecha (links) und Marcel Sabitzer (rechts).
Zwei BVB-Neuzugänge: Felix Nmecha (links) und Marcel Sabitzer (rechts). © Getty Images | Christof Koepsel

Bei Linksverteidiger Ramy Bensebaini (28) ging der Plan, mehr Robustheit statt technischer Finesse einzukaufen, nicht auf. Ian Maatsen, im Januar vom FC Chelsea ausgeliehen, hat dem Algerier längst den Rang abgelaufen. Eine abschließende Bewertung beim dauerverletzten Mittelfeldspieler Felix Nmecha (23), der noch teurer als Sabitzer gewesen ist, ist derweil noch nicht möglich. Stürmer Niclas Füllkrug (31) spielt als Notkauf ob Sebastien Hallers Formkrise an seinem Limit, aber hebt den Klub auf kein anderes Niveau.

„Es ist einfach reizvoll, wenn du die Seiten wechselst und vielleicht ein Bein stellen kannst“, begründete Marcel Sabitzer im Sommer seinen Wechsel aus München ins Ruhrgebiet. Dafür allerdings brauchte es nicht nur den Österreicher nahe an seinem Maximum. Und daher geht es für den BVB im Frühjahr auch nur noch um Platz vier.

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