Dortmund. Der BVB muss in München nach vielen Klatschen endlich wieder einmal punkten. Auf einige Schlüsselduelle kommt es dabei besonders an.

Für Borussia Dortmund gilt es, ein bitteres Jubiläum zu verhindern: Neun Bundesligaspiele in Serie hat der BVB beim FC Bayern verloren, viele davon sehr klar und deutlich, einige besorgniserregend deutliche Klatschen waren auch dabei. Der letzte Dortmunder Sieg datiert vom 12. April 2014, damals feierte Schwarz-Gelb noch mit Trainer Jürgen Klopp einen 3:0 Sieg gegen die Bayern von Pep Guardiola – die allerdings schon als Meister feststanden und ihren Fokus längst auf die Champions League gerichtet hatten. Seitdem lautet die Horrorbilanz in München aus Dortmunder Sicht: null Punkte, 8:37-Tore. Und zuletzt gab es sogar im Heimspiel eine deutliche 0:4-Packung.

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Was also ist für den kommenden Samstag zu erwarten, wenn der Tabellenzweite Bayern den Tabellenvierten BVB empfängt (18.30 Uhr/Sky)? Klar ist: Der BVB kann sich eine Niederlage und selbst ein Unentschieden eigentlich nicht leisten, weil er sonst fürchten muss, den Champions-League-Rang vier an RB Leipzig zu verlieren. Und die Bayern brauchen dringend einen Sieg, um die Minimalchance auf die Deutsche Meisterschaft zu wahren, die ihnen bei zehn Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen noch bleibt. Auf diese Schlüsselduelle kommt es dabei besonders an:

Ian Maatsen gegen Leroy Sané

Im Hinspiel machte Leroy Sané auf der Außenbahn fast, was er wollte, spielte seinen Gegenspieler Marius Wolf regelrecht schwindlig. Das immerhin kann nun nicht passieren, weil Wolf ziemlich sicher nicht in der Startelf stehen wird und Sané inzwischen meist über die rechte Seite angreift. Er wird es also mit Ian Maatsen zu tun bekommen. Der vom FC Chelsea ausgeliehene Linksverteidiger durchlebt nach starkem Start eine Formdelle und zeigte in den vergangenen Wochen vor allem defensiv die eine oder andere Schwäche, nicht zuletzt in den Champions-League-Spielen gegen die PSV Eindhoven. Nicht die beste Voraussetzung für Duelle mit dem pfeilschnellen Dribbler Sané, der in der Rückrunde zwar durch Patellasehnenprobleme ein wenig eingebremst wird, nun aber zwei Wochen Pause hatte. Wichtig wird, dass Maatsen auch nach vorne Akzente setzt – ohne Sané dabei in seinem Rücken Platz für Konter zu geben.

Ein typisches Bild aus dem Hinspiel: Harry Kane (links) jubelt, die BVB-Profis lassen den Kopf hängen.
Ein typisches Bild aus dem Hinspiel: Harry Kane (links) jubelt, die BVB-Profis lassen den Kopf hängen. © AFP | Ina Fassbender

Dortmunds Innenverteidiger gegen Harry Kane

Machte im Hinspiel, was er will – das ließe sich so auch über Münchens Mittelstürmer Harry Kane sagen. Der scheint nach Sprunggelenkproblemen rechtzeitig fit zu werden und bringt es in 45 Pflichtspielen auf unfassbare 49 Torbeteiligungen und 37 eigene Treffer. Gleich drei Treffer waren es gegen den BVB. Doch nicht nur mit seinen Toren, auch mit seinen ständigen Ausweichbewegungen ins Mittelfeld und anschließenden Steilpässen auf die pfeilschnellen Außen bereitete er den Dortmundern massive Probleme. Die Innenverteidiger müssen permanent die Entscheidung treffen, ob sie den Mittelstürmer begleiten oder ihn ans Mittelfeld übergeben, sie müssen immer wieder riskant aus der Kette vorstoßen, ohne dabei zu große Lücken zu reißen – eine Aufgabe, die wegen seines Spielstils vor allem auf Nico Schlotterbeck zukommen und diesen an seine Grenzen bringen dürfte.

Emre Can gegen Thomas Müller

Auch auf BVB-Kapitän Emre Can wartet eine Herkules-Aufgabe: Er muss die Kreise von Thomas Müller stören, der zwar in der Nationalmannschaft nicht mehr gesetzt ist, bei den Bayern aber weiter ein wichtiger Baustein der Offensive und mit seinen unorthodoxen Laufwegen kaum zu greifen ist. Und dazu lässt sich dann noch Kane regelmäßig in Cans Arbeitsbereich fallen, auch Musiala und Sané driften gerne nach innen – da wird einiges zu regeln sein im Zentrum. Und dann ist da noch der Spielaufbau, der ohnehin nicht Cans ganz große Stärke ist und durch einen permanent pressenden Müller auch nicht gerade einfacher wird.

Zwei Gefahrenherde: Thomas Müller (l.) und Jamal Musiala verstehen sich nicht nur im Nationalmannschaftstrikot prächtig – und werden die BVB-Defensive gehörig fordern.
Zwei Gefahrenherde: Thomas Müller (l.) und Jamal Musiala verstehen sich nicht nur im Nationalmannschaftstrikot prächtig – und werden die BVB-Defensive gehörig fordern. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa

Julian Ryerson gegen Jamal Musiala

Der Norweger Ryerson dürfte nach überwundener Verletzung in die Startelf zurückkehren – und dann gleich richtig zu tun bekommen: Jamal Musiala ist aktuell in blendender Verfassung, wie man nach den jüngsten Länderspielen nun auch in Frankreich und den Niederlanden weiß. Mit seinen Bewegungen quer über den Platz, den schnellen Haken und den schlangengleichen Dribblings ist Musiala kaum zu fassen, Ryerson muss seine Kreise dennoch bestmöglich stören – und bringt dafür die nötige Hartnäckigkeit und Bissigkeit zumindest mit. Gleichzeit muss Ryerson seinen Kontrahenten auch durch eigene Vorstöße beschäftigen. Einfach wird all das sicher nicht.

Donyell Malen gegen Alphonso Davies

Donyell Malen ist seit Wochen Dortmunds verlässlichster und gefährlichster Offensivspieler und wohl auch im Spiel bei den Bayern der große Hoffnungsträger: Sein Antritt, sein Tempo, seine Fähigkeit, mit schnellen Haken gerade genug Raum für seinen wuchtigen Abschluss zu schaffen – all das dürfte auch in München gefragt sein. Das Problem: Sein direkter Gegenspieler dürfte Alphonso Davies sein, der seiner Bestform zwar noch immer hinterherläuft, aber in Sachen Antritt und Tempo zu den wenigen Profis gehört, die gegen Malen keinen Nachteil haben.

Er macht wieder den Unterschied: Jadon Sancho schießt und trifft gegen die PSV Eindhoven – und soll auch gegen die Bayern für Gefahr sorgen.
Er macht wieder den Unterschied: Jadon Sancho schießt und trifft gegen die PSV Eindhoven – und soll auch gegen die Bayern für Gefahr sorgen. © AFP | Ina Fassbender

Jadon Sancho gegen Joshua Kimmich

Ein spannendes Duell gibt es auch auf der anderen Außenbahn: Jadon Sancho ist zwar noch nicht wieder in der Verfassung, in der er den BVB einst verließ – er nähert sich ihr aber zumindest immer weiter an und war zuletzt dank seiner Tore ein Unterschiedsspieler für den BVB. Mit seinen Dribblings wird er für jeden Gegner zur Gefahr, erst recht, wenn es die Dortmunder schaffen, ihm durch schnelle Verlagerungen Raum zu schaffen oder ihn in Eins-gegen-eins-Duelle zu schicken. Kimmich allerdings findet sich als Rechtsverteidiger immer besser zurecht, im Länderspiel gegen Frankreich bremste er immerhin einen Kylian Mbappé recht wirkungsvoll ein.

FC Bayern gegen BVB: Das Fazit

Es ist, wie es so oft ist, wenn der BVB nach München reist: Jeder einzelne Dortmunder muss über sich hinauswachsen und gleichzeitig müssen die Schwarz-Gelben hoffen, dass die Münchener nicht ihren besten Tag erwischen. Ein BVB-Vorteil könnte sein, dass Trainer Edin Terzic in den zurückliegenden Wochen einen Großteil seiner Stammformation zur Verfügung hatte und vor allem in der Defensive an der Abstimmung feilen konnte, während die Münchener überwiegend mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren. Wie groß dieser Vorteil tatsächlich ist, wird man spätestens am Samstagabend wissen.

Der BVB-Reporter

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